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Kinostarts Deutschland: Erdbeben und andere Erschütterungen

Dwayne Johnson rettet ein bisschen was von Los Angeles

Die USA beherrschen die großen Neustarts an diesem Wochenende in den deutschen Kinos komplett: Von Blockbustern wie "San Andreas" über Remakes wie "Poltergeist" bis zu Programmkinotiteln wie "Lost River", dem Regiedebüt von Ryan Gosling. Was lohnt, was nicht?

"San Andreas"
Thriller
USA
114 Minuten
FSK 12

Katastrophenfilm über ein gewaltiges Erdbeben in Kalifornien. Im Mittelpunkt steht ein Rettungspilot (Dwayne Johnson), der von Los Angeles zu seiner Tochter (Alexandra Daddario) in San Francisco gelangen will. Warner Brothers vertrauen diese rund 100 Millionen Dollar teure Produktion dem ehemaligen Rock an, der sich erstaunlicher Beliebtheit nicht nur in den USA erfreut. Regisseur Brad Peyton hat bereits vor drei Jahren mit Johnson bei dem erfolgreichen Abenteuerfilm "Die Reise zur geheimnisvollen Insel" zusammengearbeitet. Bei "San Andreas" übernehmen aber hauptsächlich die Spezialeffekte-Künstler das Ruder, und dies nicht unerfolgreich: Die amerikanischen Kritiker loben die Tricks als "herausragend" und auch die Schauspieler als "großartig" - aber wenig überraschend bei einem solchen Spektakel hat der Film inhaltlich wenig zu bieten. Die Rezensionen fallen daher gemischt aus, die ersten Publikumsreaktionen sind lau.

"Poltergeist"
Horrorfilm
USA
94 Minuten
FSK 16

Der Horrorfilm erzählt von einer Familie, die in ihrem neuen Haus von unheimlichen Phänomenen heimgesucht wird. Als schließlich sogar die kleine Tochter in eine grauenvolle Parallelwelt entführt wird, suchen sie die Hilfe von Geisterjägern. Remake des gleichnamigen Werks von Tobe Hooper und Steven Spielberg aus dem Jahr 1982, den der Geruch des Überflüssigen umweht. Die Kritiken zu dem Film von "Monster House"-Regisseur Gil Kenan sind gemischt - vielleicht hätte er es leichter, wenn es das Original nicht gebe...und zahllose andere Werke wie "Insidious". Jedenfalls macht das Wort "kompetent" die Runde, was man als vergiftetes Lob verstehen kann. Die Filmemacher haken brav alles aus dem Original nacheinander ab, ohne irgendetwas wirklich Originelles oder Erinnerungswertes hinzuzufügen. Die Zuschauer lehnen die 20th Century Fox-Produktion auf jeden Fall ab, und in den USA ist der Streifen mit Sam Rockwell auf Flop-Kurs.

"Kiss the Cook: So schmeckt das Leben"
Komödie
USA
114 Minuten
FSK 6

Komödie über einen Sternekoch (Jon Favreau) aus Los Angeles, der seinen Job verliert und als Besitzer eines Gourmet-Imbisswagens eine neue Karriere startet, unterstützt von seinem zehnjährigen Sohn (Emjay Anthony). Eine echte Einmann-Show von Favreau, der diesen Independent-Film auch inszeniert, geschrieben und produziert hat. Dabei gelang es ihm, für sein Steckenpferd-Projekt viele Kollegen wie Robert Downey Jr, Dustin Hoffman und Scarlett Johansson vor die Kamera zu locken. Die Kritiker waren begeistert über diesen spitzzüngigen, lustigen Film mit charmanten Darstellern und seiner Guten Laune-Stimmung. In den USA setzte sich die kleine Produktion zu immerhin 31 Millionen Dollar durch. Unsere Kritikerin Bianca Pieringer hat "Chef", so der Originaltitel, gesättigt, aber nicht satt gemacht: Sie findet den Film "nicht immer spannend", was auch an der opulenten Spiellänge liegen kann.

"Lost River"
Drama
USA
94 Minuten
FSK 16

Gute Schauspieler müssen nicht zwangsläufig gute Regisseure sein, wie dieses Drama von Ryan Gosling beweist, mit dem dieser sein Debüt auf dem Stühlchen gibt. Sein Film spielt in einer Stadt im Niedergang und erzählt von dem verzweifelten Bemühen einiger Bewohner, sich gegen finstere Umtriebe zur Wehr zu setzen. Von einer Atmosphäre der Bedrohung getragen, ist der Film surreal und artifiziell inszeniert und enthält einige Szenen physischer, vor allem aber psychischer Gewalt, die teils auch sexuell aufgeladen ist. Die Kritiker werfen Gosling vor, sich aus dem Farbmalkasten anderer Filmemacher (besonders David Lynch wird genannt) bedient zu haben, ohne genau zu wissen, welches Bild er malen wollte. Unser Kritiker Gregor Torinus beschreibt "Lost River" als "viel Fassade, keine Substanz". So hält den Film erzählerisch wenig zusammen, und die Zuschauer wussten bisher auch wenig mit diesem Werk anzufangen.

"Tracers"
Thriller
USA
94 Minuten
FSK 12

Schon vor zwei Jahren gedreht, kommt dieser Independent-Thriller erst jetzt in die Kinos, was nie ein gutes Zeichen ist. Der zweite Versuch von Taylor Lautner nach dem erfolglosen "Atemlos" abseits der "Twilight"-Reihe erfolgreich zu sein, dürfte mit diesem von den Kritikern als langweilig und lachhaft besprochenen Streifen wieder mit einem Fehlschlag enden, zumal ihn auch die wenigen Zuschauer, die ihn bisher gesehen haben, schlecht finden. "Tracers" handelt von einem jungen Fahrradkurier (Lautner) in New York City, der sich mit einer kriminellen Gang einlässt, um durch die Beute aus einem Überfall seine Schulden bei einer anderen Verbrecherbande zu bezahlen. Der Schwerpunkt des Films liegt nicht auf der Darstellung von Gewalt, sondern auf der Choreographie von Verfolgungen im Stil der Sportart "Parcours". Für unseren Kritiker Carsten Moll ist der Hauptdarsteller noch das Beste in diesem "schnell vergessenen Film".

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