"Rapunzel - Neu verföhnt", RTL, 20:15 Uhr:
Wie der deutsche Titel schon andeutet, handelt es sich bei Disney's 50. abendfüllenden Zeichentrickfilm um das alte französische Märchen aus dem 17. Jahrhundert, das die Gebrüder Grimm 1812 verändert und stark gekürzt in ihre Märchensammlung aufnahmen, allerdings "neu verföhnt", also für das 21. Jahrhundert modernisiert. Dabei ging "Rapunzel Reloaded" nicht so weit wie ursprünglich geplant. 2003 startete man bei Disney mit der Idee, das Märchen im Stil von "Shrek" pop-kultur-referentiell aufzupoppen. Doch davon verabschiedete man sich mehr zu Gunsten des traditionellen Stils der Disney-Zeichentrickfilme einer liebevoll erzählten, traditionellen Liebesgeschichte mit drolligen Nebenfiguren.
Produzent und Animation Supervisor Glen Keane, der zu Beginn des Projekts noch als Regisseur fungiert hatte, wollte dabei ein ganz spezifisches Aussehen des Films erreichen, das die Rokoko-Bilder des 18. Jahrhunderts in ihrer "Romantik und Üppigkeit" widerspiegeln sollte. Technisch strebte Keane die "beste beider Welten" an: Traditioneller Zeichentrick und computeranimierte Bilder, in diesem Fall auch noch in 3D. Vor Beginn der Produktion hielt er daher das Seminar "The Best of Both Worlds" ab, bei dem er rund 50 traditionelle Zeichner und Computergraphiker versammelte. Diese diskutierten die Vor- und Nachteile ihrer Animationsstile und wie man die Stärken beider Stile am besten vereinen könnte.
Der Film wurde dann sowohl von klassischen Zeichnern als auch von Computeranimatoren entwickelt. Man entwickelte neue Techniken, wobei es eine besondere Herausforderung darstellte, die Haare von Rapunzel realistisch wirken zu lassen. Die handgezeichneten Charaktere füllte man mit computeranimierten 3D-Bildern. Mit einer neuen Technik namens "Multi-Einstellung" gelang eine vorher nicht erreichte Tiefenschärfe, wobei man die Hintergründe bewusst nicht-photorealistisch erzeugte, um damit dem Effekt der alten Gemälde näher zu kommen. Das alles hatte seinen Preis: "Rapunzel" kostete die Irrsinnssumme von 260 Millionen Dollar und damit so viel wie Produktionen wie "Cleopatra" oder "Titanic".
Doch das Ergebnis rechtfertigte den Aufwand: Visuell ist der Streifen umwerfend und gleichzeitig äußerst unterhaltsam, vereinte also auch hier "die beste aller Welten". Die Kritiker überschlugen sich vor Begeisterung und auch den Zuschauern gefiel's, und sie kamen in Strömen: 2010 flossen 591 Millionen Dollar weltweit in die Kassen, womit das Werk der achterfolgreichste Film des Jahres wurde. Bei den Golden Globes wurde er als "Bester Animationsfilm" nominiert; das Lied "I See the Light" erhielt sowohl eine Golden Globes als auch eine "Oscar"-Nominierung und gewann einen Grammy als "Bester für einen Film geschriebener Song".
Kritiker Ian Bunting schrieb für "Daily Record": "Der Film ist nicht perfekt. Aber wenn man mit Disney-Zeichentrickfilmen groß geworden ist, dann ist es herzerwärmend zu sehen, wie sich das Studio vergangener Brillanz zuwendet angesichts der intensiven Konkurrenz durch Pixar und DreamWorks."
Eine Diskussion entspann sich um den Originaltitel: Ursprünglich sollte der Film "Rapunzel" heißen, wurde dann aber in "Tangled" ("Verheddert") geändert, weil Disney fürchteten, dass ein weiblicher Name zu viele Jungs abschrecken würde, sich den Streifen anzusehen. Den gefühlten Misserfolg von "The Princess and the Frog" ("Küss den Frosch") hatte das Filmstudio dem Wort "Prinzessin" im Titel angelastet und bevorzugte daher etwas Geschlechtsneutrales. Nicht jeder konnte diese Argumentation nachvollziehen und akzeptieren.
"Jack Reacher", Pro7, 20:15 Uhr:
Ein Privatermittler (Tom Cruise) untersucht den mysteriösen Fall eines Scharfschützen, der in Pittsburgh fünf Leute scheinbar wahllos erschossen hat.
Sobald 1997 der erste "Jack Reacher"-Roman erschienen war, wollte Hollywood die markante Figur aus Lee Child's Geschichten auf die Leinwand bringen. Doch es dauerte bis 2005, dass sich die Pläne bei Paramount Pictures konkretisierten. Inzwischen war der neunte "Jack Reacher"-Roman "One Shot" (in Deutschland als "Sniper" erschienen), den man sich zur Adaption auserkor. Allerdings sollten bis zur Premiere 2012 weitere sieben Jahre ins Land ziehen. Als Darsteller des Jack Reacher erkor man Cruise, was unter den Fans der Romanvorlagen einen Aufschrei erzeugte: Denn der Schauspieler mag vieles sein, aber nicht 1,95 Meter groß. Doch als Autor Lee Child seinen Segen erteilte ("Mit einem anderen Schauspieler bekommt man 100 Prozent der Größe, aber nur 90 Prozent Reacher. Mit Tom bekommt man 100 Prozent Reacher mit 90 Prozent der Körpergröße."), ebbte die Empörung etwas ab.
Als Regisseur für den Kriminalfilm wählte man Christopher McQuarrie, der das Drehbuch zu Cruise's "Operation Walküre" geschrieben hatte (und gerade mit seinem Hauptdarsteller den fünften "Mission Impossible" gedreht hat) und auch hier das Skript verfasste. Doch der wahre Clou bestand in der unerwarteten Besetzung des deutschen Regisseurs Werner Herzog, der sein unverkennbares Timbre dem unheimlichen Bösewicht lieh.
Aber auch Cruise überzeugt mit einer ruhigen, kontrollierten und dennoch charismatischen Darstellung in diesem gut inszenierten Film, der bereits mit einer ungewöhnlich langen, dialogfreien Eröffnungsszene verblüfft, die nur von Musik getragen wird, während weite Teile dann ohne Musik auskommen, so auch während der Verfolgungsjagden.
Die Kritiken fielen indes nur gemischt aus, und in den USA war der Film lediglich mäßig erfolgreich. Aber im Rest der Welt lief es etwas besser, so dass am Ende doch ein Plus stand, und Paramount in diesem Jahr eine Fortsetzung angeschoben haben. Kritiker Jeremy Lebens schrieb: "Der Film ist diese seltene Mischung aus harter Action und gedämpften Dialogen, die sich zu einem unterhaltsamen Film fügt."
"A Serious Man", ARD, 01:10 Uhr:
Larry Gopnik (Michael Stuhlbarg), ein Physiklehrer im Mittleren Westen des Jahres 1967, sieht sein Leben vor seinen Augen zerbröseln: Ehe, Karriere, Gesundheit, Familie. Inmitten seines Aufruhrs versucht er, Sinn und Antworten zu finden.
Die Coen Brothers legten mit dieser Komödie von 2009 ihren bis dahin wohl persönlichsten Film vor, der in ihrer eigenen Kindheit in den Sechzigern einer Vorstadt in Minnesota spielt und auch ihre Erfahrungen mit der jüdischen Religion samt geheimnisumwitterten Rabbinern thematisieren. Das umrahmen sie mit einer selbst ausgedachten jüdischen Volkssage und typischen Coen-Einfällen wie dem alten Rabbiner, der als Rat Liedzeilen aus "Somebody to Love" zitiert.
Um das Jahr 1967 naturgetreu nachzubilden, wurde lange nach einer entsprechend erhaltenen Wohnsiedlung gesucht, die man schließlich in Bloomington fand. Autos, Mode und Möbel rekonstruierte man auf den Punkt und Roger Deakins' meisterhafte Photographie tat ihr Übriges, um das Ganze in ein nostalgisches Licht einer vergangenen, speziifischen Epoche zu tauchen. Weniger mild sind die Dinge, welche Joel und Ethan Coen ihrem Protagonisten im Drehbuch aufbürden. Nicht wenige Kritiker fühlten sich an das Buch Hiob in der Bibel erinnert, wo Gott Hiob eine Prüfung nach der anderen auferlegt.
Die Mischung von düsterem Humor und persönlichen Themen wirkt perfekt: Den Coens gelang ihr reifster, und manche meinten, sogar bis zu diesem Zeitpunkt bester Film. "A Serious Man" wurde für zwei "Oscars" nominiert (als "Bester Film" und für das "Beste Drehbuch"). Das Skript war ebenfalls bei den Britischen Filmpreisen nominiert. Stuhlbarg erhielt zudem eine Golden Globes-Nennung als "Bester Hauptdarsteller." Da der Film in den USA aber nur in wenige Kinos kam, und eher das begrenzte Programmkino-Publikum ansprach, war er kein großer Erfolg.
Kritikerin Monika Bartyzel lobte für "Cinematical": "Der Film nimmt das Handwerk des Geschichtenerzählens ernst, sowohl in der Form wie auch im Inhalt, mit einer Hingabe an Charakterisierungen, einwandfreien Schauspielern und einem cinematischen Hintergrund, der zugleich sehr nostalgisch und vollkommen eindringlich."
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