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Claudia Silva in  REC
Claudia Silva in REC
© Castelao Productions

TV-Tips für Freitag (22.5.): Schalt die Kamera aus!

3sat zeigt [REC]

Passend zur Geisterstunde zeigt 3sat heute Nacht den brillanten spanischen Horrorfilm "[REC]", der nichts für schwache Nerven ist. Wer es spannend, aber nicht zu furchteinflößend mag, kann im Pro7-Hauptprogramm seine Abneigung gegen die NSA noch ein wenig steigern.

"Der Staatsfeind Nr.1", Pro7, 20:15 Uhr:

Ein Anwalt (Will Smith) wird zur Zielscheibe eines korrupten Politikers (Jon Voight) und dessen NSA-Schlägern, als er zufällig ein Beweisstück zu einem politisch motivierten Verbrechen erhält.

Dieser erfolgreiche US-Thriller aus dem Jahr 1998 ist ein Zeitdokument, das heute nachgerade niedlich anmuten muss in seinem "was, das können die alles?"-Staunen, das er beim Publikum weltweit über die technischen Möglichkeiten der National Security Agency auslöste. Heute, im Post-Snowden-Zeitalter, könnten sich die Filmemacher rund um Regisseur Tony Scott ("Mann unter Feuer") und Drehbuchautor David Marconi ("Stirb langsam 4.0") stolz zurücklehnen mit einem "wir haben das alles ja schon damals gewusst"-Lächeln auf den Lippen. Der damalige NSA-Vorsitzende Michael Hayden war über die Darstellung seiner Behörde in "Enemy of the State" (so der Originaltitel) jedenfalls so wütend, dass er den Film mit einer NSA-Werbekampagne kontern wollte. 17 Jahre nach Veröffentlichung ist es aber auch interessant zu beobachten, wie viel schwerer es der NSA damals noch fällt, einen Bürger abszuschöpfen, der heute dem Geheimdienst sein komplettes Leben per Internet, Handy-Telephonat, GPS und bargeldlosem Zahlungsverkehr freiwillig auf dem Silbertablett serviert.

Viele Kritiker und auch die Filmemacher selbst sahen "Enemy of the State" in der Tradition von "Der Dialog" von 1974, in dem Gene Hackman wie hier bereits einen Abhörspezialisten verkörpert hatte. Doch "Enemy of the State" ist ein "The Conversation" für das Zeitalter der Zuschauer mit kurzen Aufmerksamkeitsspannen. Im Stile anderer Jerry Bruckheimer-Tony Scott-Produktionen wie "Tage des Donners" oder "Crimson Tide" ist hier alles schneller, greller und lauter. Aber vor allem auch unterhaltsam und thematisch auf der Höhe der damaligen Zeit, virtuos von Scott in Szene gesetzt, mit einer herausragenden Besetzung bis in die kleineren Nebenrollen und mit Smith, der sich in hier einer unironischen Rolle beweist.

Ein Zuschauer aus den USA meint: "Wenn dieser Film es nicht schafft, einen über den Überwachungsstaat nachdenken zu lassen, dann schafft es gar nichts. Packend, schnell, realistisch (besonders in der Welt, die wir heute kennen) und superb gespielt."


"[REC]", 3sat, 00:00 Uhr:
Eine Fernsehreporterin (Manuela Velasco) und ein Kameramann (Pablo Rosso) folgen Notärzten in ein düsteres Apartmentgebäude und finden sich schnell dort eingesperrt - zusammen mit etwas Schrecklichem.

Oft sind die found footage-Horrorfilme (der Film wird präsentiert, als wäre er real von den handelnden Personen mit deren Kamera aufgenommen) Schrott - wer in diesem Jahr "The Pyramid" versehentlich im Kino hat erdulden müssen, wird ein Liedchen davon singen können. Aber dieser spanische Horrorfilm von 2007 ist die Oase in der sich nach "The Blair Witch Project" unendlich ausdehnenden found footage-Wüste. Dass die Kritiker unisono diesen Erstling des Regiepaars Jaume Balagueró und Paco Plaza liebten, ist für einen Horrorfilm schon ungewöhnlich genug. Dazu wurde "[Rec]" aber auch noch auf den Filmfestspielen von Venedig aufgeführt, erhielt zwei spanische Filmpreise (für Velasco als "Beste Neuentdeckung" und für den "Besten Schnitt"), war von den Zuschauern als "Bester Film" bei den Europäischen Filmpreisen nominiert und bekam darüber hinaus zahlreiche Preise und Nominierungen. Das machte sich auch an den Kinokassen bezahlt: Der auf Kosten von 1,5 Millionen Dollar geschätzte Streifen spielte weltweit 32 Millionen Dollar ein - und hat bis letztes Jahr für drei Fortsetzungen gesorgt.

Balagueró und Plaza stürzen die Zuschauer kopfüber in die albtraumhafte Hölle eines Apartmentkomplexes im Belagerungszustand und nutzen die found footage-Methode geschickt als ein effektives Mittel für vereinzelten (und kostengünstigen) Schrecken. Dabei drehten sie in Barcelona ohne Filmkulissen in chronologischer Reihenfolge in einem Mietgebäude, setzten mit Hauptdarstellerin Velasco eine echte Fernsehmoderatorin und mit Rosso einen echten Kameramann ein und verwischten die Grenzen zwischen Fernsehrealität und Filmfiktion so noch weiter. Die letzten Szenen des Films wurden tatsächlich in absoluter Dunkelheit unter Einsatz von Infrarotkameras gedreht, um die Reaktionen der Darsteller möglichst authentisch einzufangen.

"Eine brillant inszenierter Schrecken gleich zu Beginn des Films signalisiert, dass es hier keine Absturzsicherung gibt, und die nervenaufreibende Spannung wird bis zur allerletzten Sekunde aufrechterhalten", schwärmte der britische Kritiker Nigel Floyd für "Time Out".

"Das tödliche Wespennest", Pro7, 00:50 Uhr:
Jugendliche Kleinkriminelle wollen in der Nähe von Straßburg ein Lager mit Laptops ausräumen, wobei sie mit Polizisten konfrontiert werden, die sich auf der Flucht vor albanischen Großgangstern, deren Boss (Angelo Infanti) sie in Gewahrsam haben, auf dem Firmengelände verschanzen. In Gefahr und höchster Not hilft nur die Zusammenarbeit.

Die französische Version von Howard Hawks' "Rio Bravo" und John Carpenter's "Assault on Precinct 13", von denen Regisseur und Drehbuchautor Florent-Emilio Siri ein großer Fan zu sein scheint, denn er stellt in seinem fulminanten Thriller von 2002 ganze Szenen nach. Dem Filmemacher gelingt es, in düsteren Farben eine Nerven strapazierende Belagerungssituation mit spektakulären Schusswechseln zu inszenieren.

Ein britischer Zuschauer findet: "Als ich diesen Film sah, fühlte ich mich an 'Die Hard' erinnert, den ich für den prototypischen Action-Film halte. Sehr fokussiert, sehr straff und unglaublich intensiv. Es ist schon lange her, dass mich ein Film so gefesselt hat."

Am Rande: Drei Jahre nach "Nid de guepes" ("Wespennest", so der Originaltitel) sollte Regisseur Siri tatsächlich mit "Die Hard"-Hauptdarsteller Bruce Willis den Thriller "Hostage" drehen.

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