Jetzt hat sich ein schauspielerisches Schwergewicht in die Reihe
der Akteure eingereiht, die sich ein großes Zubrot mit Auftritten
im Werbefernsehen verdienen.
Jetzt hat sich ein schauspielerisches Schwergewicht in die Reihe
der Akteure eingereiht, die sich ein großes Zubrot mit Auftritten
im Werbefernsehen verdienen: Seit Anfang dieser Woche können
italienische Fernsehzuschauer staunen, denn niemand Geringeres als
Marlon Brando ("Die Insel
des Dr. Moreau") versucht, sie von den Vorzügen des mobilen
Telephonierens und damit der Telecom Italia zu überzeugen. Man
sieht den etwas erschlankten Schauspieler mit schwarzem Hut
versonnen in die kalifornische Sonne blinzeln und dabei über die
Wunder der Informationstechnologie räsonieren. Für diesen Auftritt
soll Brando gut drei Millionen Mark kassiert haben, dennoch ist die
Telefon Italia der eigentliche Gewinner, denn der Star, der sich in
Filmen seit den Siebzigern rar gemacht hat, gilt als wählerisch bei
seinen Auftritten. Es ist dabei aber auch kein Zufall, dass Marlon
im italienischen Fernsehen wirbt und nicht im amerikanischen.
"Wenn Brando dies in den Staaten
täte, würde sein Image beschädigt", meint dazu Tony Vialli,
ein Filmprofessor an der amerikanischen Universität in Rom:
"Er würde riskieren, als ein
vergessener Schauspieler missverstanden zu werden, der keine
anderen Arbeitsangebote hat und deshalb auf Werbung zurückgreifen
muss." Amerikanische Schauspieler sind denn auch nicht nur
hochzufrieden über üppige Gagen für relativ leichte Arbeit, sondern
auch darüber, dass in den Staaten niemand etwas davon mitbekommt,
denn dort sieht kaum jemand italienische Sender, die ja für das
schlechteste Fernsehprogramm der Welt bekannt sind. Außerdem
enthalten die Verträge oft explizite Klauseln, die verhindern, dass
diese Werbung in den USA ausgestrahlt werden kann. So ist Mister
Brando auch nicht der erste Darsteller, der auf dem alten Kontinent
sein Salär durch Werbeauftritte aufgebessert hat. So spielte
Richard Gere ("Die Braut
die sich nicht traut") für Ferrero Rocher einen Butler: Bei einer
Aufführung von "La Traviata" bittet ein Gast um etwas Süsses,
woraufhin Gere, der als Butler "Ambrogio" heißt, mit einer
Silberschale voller Süßem hinter einem Vorhang hervortritt. Der
irritierte Gast fragt ihn: "Aber sind Sie nicht...?", woraufhin
Richard antwortet: "Ambrogio." Brad Pitt ("Fight Club") bettete sein
blondes Haupt an den Busen eines italienischen Modells und warb
dadurch für den italienischen Juwelier Damiani, Harrison Ford ("Begegnung des
Schicksals") belebte ein Bonsai-Bäumchen wieder, indem er es in
einem Fiat Lancia durch die Gegend kutschierte, und Catherine Zeta-Jones ("Das
Geisterschloss") erschauderte wohlig bei dem Gedanken an einen Alfa
Romeo. Sogar Robert de Niro
("Reine Nervensache") spielte einen Industriellen, der Glühbirnen
von Beghelli bestellt, die sich in ihrer Lichtintensität nach dem
Tageslicht richten. Die erste Werbeindustrie, die ausgiebig vom
Ruhm der ersten Garde Hollywoods zu profitieren suchte, war
allerdings die japanische. Mitte der Neunziger wurden hohe Summen
dafür aufgewendet, Filmstars für die Werbung zu gewinnen. So
löffelte Arnold
Schwarzenegger ("End of Days") Cup Rahmen, das japanische
Äquivalent zur "Fünf Minuten-Terrine"; Dennis Hopper ("Straight
Shooter") setzte sich in eine Wanne, um für Seife zu werben,
Sylvester Stallone ("Cop
Land") aß Fleisch. Die Rezession in Japan machte dem
Hollywood-Werbespuk ein Ende, dafür hat sich dieser jetzt ans
Mittelmeer verlagert. Der Chef eines italienischen
Printwerbemagazins, Salvatore Sagone, hält die amerikanischen
Importe denn auch "für einen
Virus. Und wie beim Fieber wird das bald vorüber gehen."