"X-Men Origins: Wolverine", RTL, 22:00 Uhr:
Dieser Abenteuerfilm von 2009 zeichnet das Bild von Wolverine's (Hugh Jackman) früherem Leben, besonders seine Zeit mit dem Regierungs-Einsatztruppe von Mutanten, Team X, und dem Einfluss, den dies auf sein ganzes Leben ausübt.
Nach dem sehr erfolgreichen "X-Men: The Last Stand" von 2006, mit dem die Trilogie der Marvel-Superhelden-Comicverfilmungen erst einmal auserzählt schien, machte sich 20th Century Fox daran, die Erfolgskuh mit Spin-offs zu melken. Dass die Wahl dabei auf den Charakter Wolverine fiel, war wenig überraschend. Der Mutant mit den Klauenhänden war die profilierteste und interessanteste Figur der "X-Men"-Reihe gewesen und hatte Hugh Jackman zum Star gemacht. Der Australier war sich bewusst, das er Wolverine seine Karriere zu verdanken hatte, und machte sich mit großer Lust daran, wieder in dessen Haut zu schlüpfen. Er setzte auch durch, dass diesmal nicht wie bei den "X-Men"-Streifen in Kanada, sondern hauptsächlich in Australien und Neuseeland gedreht wurde.
Doch die Produktion stand unter keinem guten Stern. Das schwerwiegendste Problem: Das Drehbuch von David Benioff und Skip Woods war noch nicht fertig, als die Dreharbeiten bereits begonnen hatten. Täglich trafen neue Seiten aus Los Angeles am Drehort in Australien an. Dazu zerstritt sich der südafrikanische Regisseur Gavin Hood, den Jackman vorgeschlagen hatte, nachdem er dessen Kriminalfilm "Tsotsi", der 2006 den "Oscar" als "Bester nichtenglischsprachiger Film" gesehen hatte, mit dem Filmstudio. Man konnte sich unter anderem nicht über den grundsätzlichen Tonfall des Werkes einigen: Während der Filmemacher einen ernsteren Film intendierte (mit Wolverine als Ex-Soldaten, der unter posttraumatischen Belastungssymptomen litt), wollten die Produzenten einen massenfreundlichen Popcorn-Summer-Blockbuster. Es war die immer wiederkehrende Diskussion: Altersfreigabe "R" (Jugendliche nur mit Erwachsenenbegleitung) oder "PG13" (Jugendliche dürfen alleine rein)? Letztlich setzte sich das Studio durch - der Film kam in einer Version in die Kinos, welche die mildere Freigabe erhielt (in Deutschland bekam er das "Ab 16 Jahre"-Zertifikat).
Fox hatten schon Ersatzregisseure in Stellung gebracht, als Richard Donner, selbst Regisseur und Ehemann von Produzentin Lauren Shuler, als Vermittler nach Sydney reiste, um erfolgreich die Wogen zu glätten. Durch schlechtes Wetter und den Umstand, dass Jackman zeitweise wegen seiner Werbeverpflichtungen für eine andere Fox-Produktion, "Australia", nicht zur Verfügung stand, verkomplizierten die Dreharbeiten weiter.
Als die 150 Millionen Dollar teure Produktion schließlich in die Kinos kam, schossen sich die Kritiker wenig überraschend aufgrund der Produktionshistorie auf die klischeebeladene und wenig überraschende Handlung ein, stellten aber Hugh Jackman in Rechnung, dass er in seiner Paraderolle alles gab. Das Publikum stimmte mit den Füßen für Wolverine ab: Mit einem weltweiten Einspiel von 373 Millionen Dollar wurde das Spin-off ein überzeugender Erfolg, so dass 2013 mit "The Wolverine" ein weiterer Ableger auf die Leinwände geschickt werden sollte.
Kritiker Christopher Smith meinte: "Dieser Film hat null Tiefe, aber wen interessiert's, da niemand eine solche versprochen hat? Das ist genau der Action-Film, den die Werbung versprochen hat, und Regisseur Hood kommt mit einer Menge Szenen durch, die in Sachen Kawumm befriedigen."
"Starship Troopers", RTL, 23:55 Uhr:
Ein von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften indizierter Film läuft im deutschen Fernsehen? Ein Film, der "verrohend und geeignet ist, Kinder und Jugendliche sozialethisch zu desorientieren"? Ein Film, der daher nicht öffentlich beworben und frei verkauft werden darf. Wie denn das? Rechtlich gesehen: Die Fernsehzuschauer sehen eine geschnittene Fassung, welche noch die Altersfreigabe "Ab 18" erhalten hat.
Aber bei der medienethischen und moralischen Frage, ob dieser Science Fiction-Film von 1997 verboten gehört, sollte betont werden, dass die Bundesprüfstelle und Teile der deutschen Medien ihre Sichtweise haben, die durchaus nicht von allen Kritikern und Zuschauern geteilt wird.
"Starship Troopers" nahm seinen Ausgang in einem Drehbuch namens "Bug Hunt at Outpost Nine". Als Columbia Pictures darauf aufmerksam gemacht wurden, dass das Motiv von Soldaten, die gegen Rieseninsekten kämpfen, bereits in dem Roman "Starship Troopers" des angesehenen (weil für das Science Fiction-Genre prägenden), aber auch umstrittenen (weil faschistoider Motive unterstellten) Robert Henlein vorkamen, sicherten sie sich die Rechte an dem Buch von 1959. Edward Neumeier ("RoboCop") machte sich daran, Motive aus dem Roman mit dem Originaldrehbuch zusammen zu bringen. Erzählt wird von der zukünftigen Menschheit, die in einem faschistischen, militarisierten Einheitsstaat organisiert ist, der sich einen Kampf um sein Überleben mit riesigen außerirdischen Insekten liefert.
Regisseur Paul Verhoeven lässt nicht nur das Blut literweise fließen, sondern bedient sich ganz bewusst einer Bildsprache, die sich an diejenige der Nationalsozialisten und auch deren Künstler wie Leni Riefenstahl und "Triumph des Willens" anlehnt. Auch sind die Symbole und die Uniformen der Soldaten im Film denen der SS nachempfunden. So exzessiv wie die Gewaltdarstellungen, so ins Groteske übersteigert ist die faschistisch-militaristische Propaganda des Staates mit seiner Fremdenfeindlichkeit dargestellt. Verhoeven empfand dies als Satire: Die Hohlköpigkeit und Unmenschlichkeit des Faschismus wird durch dessen Überhöhung deutlich. Die Bundesprüfstelle sah indessen nur die Hohlköpfigkeit und Unmenschlichkeit - Satire vermochte sie nur in Ansätzen zu erkennen.
Der Niederländer Verhoeven, Jahrgang 1939, hat laut eigenen Angaben noch Erinnerungen an seine Kindheit im von den Deutschen besetzten Holland, und sich gegen die Vorwürfe, er betreibe faschistische Propaganda, unter anderem im Audiokommentar auf der DVD zur Wehr gesetzt.
Technisch gesehen ist sein hauptsächlich in den Felsformationen von Hell's Half Acre in Wyoming gedrehter Streifen über alle Zweifel erhaben: Die Spezialeffekte wurden für einen "Oscar" nominiert. Ob die Darstellungen der Schauspieler wie Caspar von Diem (der hinter Mark Wahlberg und James Marsden nur dritte Wahl war), Denise Richards und Neil Patrick Harris gewollt (Stichwort Hohlköpfigkeit) oder ungewollt so steif geraten sind, ist debattierbar. Die überwiegend positiven Kritiken stießen sich weniger an der unterstellten Propaganda des Werkes, sondern konstatierten, dass der Film schlicht "ein großer Spaß" sei. Das sahen die Zuschauer ebenfalls so und machten ihn zu einem Erfolg.
Für einen Zuschauer aus Houston, Texas ist "Starship Troopers" der "größte Pro/Anti-Kriegsfilm, der je gemacht wurde": "Der Film ist eine unbarmherzige Satire auf ein Genre, für das er selbst eines der besten Beispiele darstellt - ein ziemlich brillantes Kunststück."
Hier geht es zum kompletten TV-Programm