"True Grit", Pro7, 20:15 Uhr:
Wem sich eine leichte Skepsis bemächtigte, als Ethan und Joel Coen ankündigten, sie würden den Western "Der Marshal" von 1969 wiederverfilmen, musste sich nicht schämen. Zu schmerzlich war noch die Erinnerung an das Remake des Brüderpaars von "Ladykillers", der sicherlich nicht zu ihren Perlen gehört. Die Coens beeilten sich denn auch zu betonen, dass es sich um kein Remake des John Wayne-Westerns handele, sondern um eine neue Verfilmung des gleichnamigen Romans ("True Grit" heißt so im Übrigen so viel wie "Echter Schneid") von Charles Portis aus dem Jahr 1968. Der Film von 2010, der sich enger an die Buchvorlage hält als die Wayne-Version, handelt von einem kernigen U.S. Marshal (Jeff Bridges), der einem hartnäckigen Mädchen (Hailee Steinfeld) hilft, die Mörder ihres Vaters zu finden.
Für Ethan Coen war eines klar: "Wenn wir nicht das passende Mädchen finden, haben wir keinen Film." Also überließen Paramount Pictures nichts dem Zufall und riefen zu einem offenen Casting für die Rolle der Mattie Ross auf, die im Roman 14 Jahre alt ist. Rund 15 000 Mädchen machten sich in zwei Monaten am Jahresende 2009 Hoffnung auf die Hollywood-Karriere, nur eine kam durch: Die damals 13-jährige Steinfeld, die bis dahin nur in ein paar Fernsehfolgen mitgewirkt hatte und sich nun Schwergewichten wie Bridges, Matt Damon, Josh Brolin und Barry Pepper gegenüber sah. Sie hatten ihr Mädchen, und sie hatten ihren Film.
Als der Streifen im Dezember 2010 in die US-Kinos kam und zwei Monate später die Berlinale eröffnete, konnten die Skeptiker erleichtert durchatmen - die Coens hatten eines ihrer am feinsten austarierten, ungekünstelsten Werke geschaffen, das dem Roman wirklich gerecht wird. Und dabei halfen auch die starken schauspielerischen Leistungen von Bridges, Damon und nicht zuletzt von Hailee Steinfeld. Der in New Mexico und Texas für 38 Millionen Dollar produzierte Western wurde der mit weitem Abstand vor "No Country for Old Man" erfolgreichste Film der Coen Brothers: Weltweit lösten Kinobesucher Karten im Wert von 252 Millionen Dollar. Die Kritiker waren einhellig begeistert und feierten das Werk, das dann auch von Presse und Filmindustrie reichlich mit Preisen bedacht wurde. So gewann unter anderem Roger Deakins den Britischen Filmpreis für die "Beste Kamera". Bei den Academy Awards war "True Grit" dann für zehn "Oscars" nominiert (darunter als "Bester Film", für die "Beste Regie", das "Beste adaptierte Drehbuch", Bridges als "Bester Hauptdarsteller" und Steinfeld als "Beste Nebendarstellerin"), konnte aber keinen einzigen gewinnen - es dominierte "The King's Speech".
Kritiker Jeff Beck schrieb für den "Examiner": "Der Film mag nicht zu den allerbesten Werken der Coen Brothers zählen, aber ihre neue Adaption des Portis-Romans ist fesselnd, wunderschön gefilmt und sehr sehenswert wegen seiner faszinierenden Charaktere."
"Black Rainbow", ARD, 01:20 Uhr:
Ein zynischer, falscher Evangelist (Jason Robards) reist durch den Süden der USA und gibt seine Tochter (Rosanna Arquette) erfolgreich als Hellseherin aus. Sie knüpft angeblich Kontakte mit den Seelen auf "der anderen Seite" und verbindet sie in öffentlichen Vorführungen mit deren Liebsten. Eines Tages hat sie eine Botschaft für Mary Kuron von ihrem Mann Tom. Das Problem ist: Tom ist gar nicht tot. Noch nicht. Aber Martha weiß nicht nur, wie er sterben wird, sondern sie weiß auch, wer ihn töten wird. Und der Mörder weiß, dass sie es weiß...
Oft werden amerikanische Produktionen auf britischem Boden gedreht - hier ist es einmal umgekehrt: Ein britischer Thriller, der in South Carolina gedreht wurde. Wegen finanzieller Schwierigkeiten der beteiligten Filmstudios wurde der Streifen von Regisseur und Drehbuchautor Mike Hodges ("Croupier") aus dem Jahr 1989 nur in wenige Kinos gebracht und kam erst 1992 auf Videocassette heraus. Schade, denn auf Fantasy-Filmfestivals war das atmosphärisch dichte und einigermaßen spannende Werk gut angekommen und hatte Hodges sowie Arquette mehrere Preise eingebracht. Ein britischer Zuschauer schreibt: "Der Film verlässt sich nicht auf Spezialeffekte, um seine Geschichte zu erzählen. Er befasst sich mehr oder minder mit der Frage, ob Rosanna Arquette die Wahrheit erzählt. Ich fand interessant, wie Hodges eine psychologische Atmosphäre aus der Situation heraus schafft, dass jemand mit übersinnlichen Fähigkeiten dir sagt, dass jemand, der dir nahesteht, tot ist. Das ist beunruhigender als jeder Spezialeffekt."
"Screamers - Tödliche Schreie", Pro7, 01:25 Uhr:
Ein weiterer Science-Fiction-Film, der auf dem Genius von Autor Philip K Dick beruht, dessen Romane und Kurzgeschichten Filmen wie "Blade Runner", "Total Recall" und "Minority Report" als Vorlagen gedient haben. Dieses kanadische Werk von 1995 beruht auf der Kurzgeschichte "Variante zwei" aus dem Jahr 1952 und spielt im Jahr 2078. Der ferne Minenplanet Sirius 6B ist nach einem Jahrzehnt des Krieges nur noch eine Wildnis. Wissenschaftler hatten die perfekte Waffe erschaffen: Eine Klingen schwingende, selbst fortpflanzende Rasse von Tötungsmaschinen, die als Screamers bekannt sind - denn wenn sie ihre Opfer in Stücke hacken, stoßen sie schrille Schreie aus. Diese Waffe hat sich ohne Zutun des Menschen weiterentwickelt und richtet sich nun gegen die Menschen selbst. Colonel Hendricksson (Peter Weller) ist Befehlshaber einer Handvoll letzter Soldaten auf Sirius 6B. Von seiner eigenen Regierung verraten und angewidert von den Gräueltaten eines nie enden wollenden Krieges, entscheidet sich Hendricksson, einen Separatfrieden mit den ebenfalls dezimierten Kräften der Gegenseite zu schließen. Doch um dies zu tun, muss er die Ödnis durchqueren, die voll der tödlichen Maschinen ist, die er einst zu entwickeln half.
Gesellschaftliche Konflikte, das Verschwimmen von Realität und Illusion sowie Maschinen, die sich gegen ihre Erschaffer wenden - auch diese Dick-Geschichte wartet wieder mit seinen für ihn typischen Themen auf. Columbia Pictures vertrauten dem kanadischen Regisseur Christian Duguay ("Boot Camp") 20 Millionen Dollar an, um ihn in Quebec seine Vision dieser Dystopie verwirklichen zu lassen - auf das Geld warten sie wohl heute noch, denn der Streifen floppte bei seiner Uraufführung, hat aber über die Jahre eine steigende Anzahl von Bewunderern gefunden. Duguay schuf einen atmosphärisch düsteren, einfallsreichen und intelligenten, teilweise aber auch langatmigen Film. Ein deutscher Zuschauer findet: "Meiner Meinung nach braucht man keine Millionen teuren Explosionen oder weltbekannte Stars, um einen guten Film zu drehen. Es reichen eine gute Geschichte, eine angemessene Atmosphäre und einige richtig gute Schauspieler. Und dieser Film bietet all das."