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Rebecca Romijn als Mystique in X-Men 2
Rebecca Romijn als Mystique in X-Men 2

TV-Tips für Freitag (13. März): Mutanten sind doch auch nur Menschen

Pro7 zeigt "X-Men 2"

Ein maues Spielfilmprogramm tischen die Sender heute Abend auf. Der einzig sehenswerte Streifen "X-Men 2" läuft wenigstens im Hauptprogramm auf Pro7. Nachteulen können noch im Nachtprogramm einen Blick auf "Nachtfalken" werfen - mit einem vollbärtigen Sylvester Stallone.

"X-Men 2", Pro7, 20:15 Uhr:
Nach dem Erfolg von "X-Men" im Jahr 2000 bei Kritik und Publikum fackelten 20th Century Fox nicht lange und gaben gleich den nächsten Teil in Auftrag, der erneut von Bryan Singer inszeniert werden sollte. Doch bis es so weit war, dass der Science-Fiction-Film auf die Leinwände in gleich 93 Ländern gleichzeitig starten sollte (noch nie hatte ein Werk in so vielen Staaten zugleich Premiere gefeiert), sollten noch gut drei Jahre vergehen. Singer ist ein ambitionierter Filmemacher und der damals 36-Jährige legte die Latte selbst hoch, als er ankündigte, dass die Fortsetzung das sein sollte, was "The Empire Strikes Back" für "Star Wars" war: Eine differenzierte Weitererzählung der Grundhandlung, wobei die Gruppe der X-Men aufgespalten wird und düstere Geheimnisse aufgedeckt werden. Dabei war es Singer wichtig, einen Menschen (Brian Cox) als Bösewicht zu zeigen und damit "die Art blinder Wut, die in Kriegstreiberei und Terrorismus mündet" - nach den Anschlägen vom 9. September 2001, dem Krieg in Afghanistan und dem sich abzeichnenden Irak-Krieg spiegelte sich hier die Gegenwart des Jahres 2001 und 2002 in der fiktiven Handlung wieder - wie in so vielen großartigen Science-Fiction-Filmen.

Man hatte Mühe, die vielen, aus den Comic-Vorlagen zur Verfügung stehenden Ideen und vor allem die vielen verschiedenen Figuren mit ihren eigenen Handlungssträngen in eine kohärente Geschichte zu gießen. Gleich vier Drehbuchautoren mühten sich mit unterschiedlichen Entwürfen ab. Schlussendlich dreht sich die Geschichte um einen Anschlag auf Professor X (Patrick Stewart), den die X-Men aufklären müssen, und die gefährdete Mutant Academy, die unter den Beschuss des Militärs gerät.

Die Dreharbeiten fanden dann in den Filmstudios aus Vancouver statt, einem der größten Nordamerikas. Gedreht wurde insgesamt in 64 Kulissen an 38 verschiedenen Orten. Nicht ohne Probleme: So gab es im kanadischen Alberta zu wenig Schnee, so dass tonnenweise künstlicher herbeigeschafft werden musste. Während der Produktion reagierte man auf den "Oscar"-Gewinn von Halle Berry für "Monster's Ball" und räumte ihrer Figur Storm mehr Spielzeit ein, was hauptsächlich auf Kosten von James Marsden als Cyclops ging, bei dem einige Szenen auf dem Boden unter dem Schneidetisch landeten. Schlussendlich kostete die Produktion stattliche 110 Millionen Dollar und kam statt wie ursprünglich geplant im November 2002 erst ein halbes Jahr später in die Kinos.

Doch die Mühe zahlte sich aus: Bryan Singer und seinem Team war es gelungen, die Geschichte konzentriert und beeindruckend ehrgeizig zu erzählen. Wie ein brillanter Jongleur hält Singer die verschiedenen Handlungsbälle so flott in der Luft, dass sich die Fortsetzung trotz der vielen unterschiedlichen Stränge wie ein großes Ganzes anfühlt und nicht wie eine Reihe zusammengeschusterter Kurzfilme. Die guten Leistungen des bis in die kleinen Nebenrollen beachtlichen Ensembles tun das Ihrige dazu. Der generelle Konsens in der Öffentlichkeit war: Dieser "X-Men" war größer UND besser als sein Vorgänger, und wurde sogar als Messlatte für alle zukünftigen Comic-Verfilmungen bezeichnet. Weltweit spielte dieser Teil 407 Millionen Dollar ein und gehörte zu den erfolgreichsten Streifen des Jahres.

Ein Zuschauer aus Kalifornien schwärmt: "Es kommt immer seltener vor, einen Streifen zu sehen, der die Sinne dermaßen packt und die Aufmerksamkeit so fest fesselt, niemals bis zum Abspann nachlassend, wie dieser Film. Man wird wohl nur eine Handvoll von Werken aufzählen können, wo eine Fortsetzung alle guten Elemente des Vorgängers übernimmt, vollkommen die Dinge auslässt, die im Original nicht funktionierten oder passten, und dann nicht nur die Erwartungen und den ihn umgebenden Hype übertrifft, sondern das Genre komplett neu definiert und in ungekannte Höhen treibt."



"Nachtfalken", ARD, 01:20 Uhr:
Deke DaSilva (Sylvester Stallone) und Matthew Fox (Billy Dee Williams) sind Polizisten in New York City, die speziell ausgebildet werden, um in einem internationalen Team den Terroristen Wulfgar (Rutger Hauer) aufzuspüren. Der hat in einem Londoner Kaufhaus eine Bombe gezündet und dabei auch einige Kinder getötet. Daher jagen ihn jetzt nicht nur die Polizei, sondern auch seine eigenen Gang-Mitglieder, die den aus dem Ruder Gelaufenen ebenfalls unschädlich machen wollen.

"Nighthawks" (so der Originaltitel) ist aus mehreren Gründen bemerkenswert: Es ist der erste amerikanische Film des Niederländers Hauer; er ist einer der Filme, den Stallone inszenierte, obwohl er gar nicht dafür vorgesehen war, weil Spielfilmdebütant Bruce Malmuth ("Hard to Kill") überfordert war; die Produktion litt unter dem konstanten Streit zwischen Stallone und Hauer, die sich nicht riechen konnten; der Streifen wurde von Stallone mehrmals gravierend umgeschnitten, um Hauer's Part zu minimieren, von dessen überzeugender Leistung er sonst fürchtete, in den Schatten gestellt zu werden; Universal Studios mischten sich auch noch ein und veranlassten ihrerseits neue Schnittfassungen, um den fast 150 Minuten langen Film auf Action-Film-freundlichere 99 Minuten zu trimmen. Und schließlich kämpfte das Studio mit den Zensoren, die in einigen gewalttätigen Szenen Schnitte verlangten.

Bei so viel Widernissen ist es fast ein Wunder, dass dieser Thriller, als er 1981 mit gut einem Jahr Verspätung endlich in die Kinos kam, überwiegend gute Kritiken erhielt: Gelobt wurden besonders die Verfolgungsjagdszenen (bei denen Stallone darauf bestand, die Stunts selbst auszuführen), die gute Nutzung von Drehorten in New York City und Hauer's Darstellung. Ein großer Erfolg beim Publikum wurde "Nighthawks" allerdings nicht, schrieb aber immerhin schwarze Zahlen. Ein Zuschauer aus Brooklyn meint: "Ein gut gemachter Thriller mit exzellenten schauspielerischen Leistungen, schön photographiert, und eine Handlung, die unter die Haut geht, denn sie ist auf unheimliche Weise prophetisch, wenn man bedenkt, was 20 Jahre später in New York City passieren sollte. Man wird von der Eröffnungsszene bis zum Ende den Blick nicht abwenden können."

Hier geht es zum kompletten Fernsehprogramm.


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