"Sleepers", Arte, 20:15 Uhr:
"Sleepers" - so lautet der Ausdruck auf den Straßen New Yorks für Personen, die bereits in einer Jugendstrafanstalt gesessen haben. Dies passiert vier Jugendlichen in New York City im Sommer des Jahres 1967, nachdem ein Streich katastrophal schief gelaufen ist: Sie werden bis zu 18 Monaten Jugendarrest im Wilkinson Home for Boys verurteilt. Dort werden sie wiederholt Opfer von Misshandlungen und Vergewaltigungen durch das Wachpersonal, das von Kevin Bacon angeführt wird. Über zehn Jahre später ergibt sich für sie die Chance, Rache zu nehmen. Regisseur und Drehbuchautor Barry Levinson ("Rain Man") verfilmte 1996 den gleichnamigen Roman von Lorenzo Carcaterra. Ob es sich dabei wirklich um eine wahre Geschichte handelt, wie der Film per Einblendung im Vorspann und auch Carcaterra in der Einleitung seines Buches behauptet, ist unklar. Im Abspann steht wiederum zu lesen, dass die New Yorker Strafverfolgungsbehörden erklären, einen solchen Fall habe es nie gegeben.
Levinson drehte vor Ort in New York City und konnte auf ein beeindruckendes Ensemble zurückgreifen - unter anderem mit Robert De Niro, Dustin Hoffman und Brad Pitt. Zur reichhaltigen Atmosphäre dieses düsteren, verstörenden und fesselnden Dramas trägt auch die klasse Kameraführung durch Michael Ballhaus ihr Scherflein bei. Und wirft die Frage auf, ob Unrecht mit Unrecht vergolten werden darf. Ein Zuschauer aus Österreich findet: "Die Handlung ist komplex und sehr ausgeklügelt. Die Besetzung ist schiere Brillanz und schwer zu übertreffen. Das ist erstklassige Unterhaltung in Kombination mit Spannung und einer Reihe von Themen wie Rache, Gerechtigkeit, Mord, Missbrauch und Vergebung. Die Darsteller der Kinder spielen richtig gut. Ihre echten und sicheren Darstellungen verleihen dem Film sein beträchtliches Maß an emotionaler Glaubwürdigkeit und fesseln jeden, der sich mit den Charakteren identifiziert. Am Ende schließt sich der Kreis und macht uns bewusst, wie schnell unsere Leben auseinanderbrechen können." John Williams' Musik wurde für einen "Oscar" nominiert.
"300", Pro7, 22:00 Uhr:
Die Welturaufführung auf der Berlinale 2007 ließ ahnen, wohin die Reise für "300" gehen würde: Während sich der Berlinale-Palast während der Presseaufführung zusehends leerte und es am Ende Buh-Rufe setzte, gab es Stunden später an gleicher Stelle bei der öffentlichen Vorführung Stehende Ovationen der Kinozuschauer. Was sich im Februar am Potsdamer Platz im Kleinen vollzog, spielte sich einen Monat später im Weltmaßstab ab: Die Kritiken waren bestenfalls gemischt, aber das Publikum stürmte die Kinos und machte die Warner Brothers-Produktion mit weltweit 456 Millionen Dollar zu einem der erfolgreichsten Filme des Jahres. Egal was die Kritiker gegen den Film einzuwenden hatten - stupider Haudrauf-Film mit rassistischen Untertönen in der Zeichnung der Perser - jeder musste zugeben, dass Regisseur Zach Snyder ein visuell beeindruckender Streifen gelungen war.
Ähnlich wie "Sin City" zwei Jahre zuvor bebilderte der Filmemacher einen Comic von Frank Miller aus dem Jahr 1998 Bild für Bild und nutzte dafür umfangreiche Computertechnik. Während die Schauspieler in den Montrealer Studios nur vor Blue- und Greenscreens in leeren Hallen agierten, wurde in der Nachbearbeitung der gesamte Hintergrund per CGI eingefügt. Die Bleichauslassung, die den Bildern einen Schwarzweißeffekt mit starken Kontrast verleiht, kam ebenfalls zur Anwendung und verlieh dem Streifen ein unverwechselbares Aussehen. Da sich der Aufwand an Kulissen so in Grenzen hielt und man die Requisiten aus den vorherigen Produktionen "Troja" und "Alexander" nutzte, kam die Produktion mit 65 Millionen Dollar vergleichsweise günstig und war entsprechend profitabel. "300" erzählt von einer Schlacht in den Perserkriegen im Jahr 480 vor Christus. Bei den Thermopylen, einem strategischen Engpass zwischen dem Kallidromos-Gebirge und dem Golf von Malia am Ägäischen Meer steht König Leonidas von Sparta (Gerald Butler) und eine Armee von 300 Männern einer Übermacht von Persern gegenüber. Die wahren historischen Umstände sind dabei sowieso umstritten - und von Frank Miller und Zach Snyder sollte man keine Geschichtsstunde erwarten. Aber unbestritten gelang es Snyder, der auch das Drehbuch verfasste, eine ganze Reihe von zitierbaren Dialogen einzuweben, die seitdem auch Eingang in die Populärkultur gefunden haben. "Dies ist Tod und Krieg, wie ihn sich die antiken Dichter ausgemalt haben dürften, glorreich und herausfordernd - '300' ist ein gewaltiges Spektakel", lobte Kritiker Mark Pollard für "Kung Fu Cinema".
"Der Freie Wille", ARD, 00:05 Uhr:
Ein Jahr vor "300" feierte "Der freie Wille" seine Uraufführung im Rahmen des Berlinale-Wettbewerbs. Hauptdarsteller Jürgen Vogel wurde für seine außerordentliche Leistung mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet. Er spielt einen Triebtäter, der nach einer brutalen Vergewaltigung mehrere Jahre im Maßregelvollzug verbracht hat und sich nun nach der Entlassung um ein normales Alltagsleben bemüht. Er nimmt eine Liebesbeziehung zu einer jungen Frau (Sabine Timoteo) auf, die nichts von seinem Vorleben ahnt und die ausgerechnet selbst Opfer von sexuellen Übergriffen durch ihren Vater ist. Dieses beeindruckende deutsche Drama aus dem Jahr 2006 ist in seiner Drastik und seinem Pessimismus nichts für Zartbesaitete, geht an die Nieren und bewegt sich hart an der Grenze des Erträglichen. Regisseur und Drehbuchautor Matthias Glasner und Jürgen Vogel schaffen es, ein vermeintliches Monster als den fehlbaren Menschen darzustellen, der er ist. "Blickpunkt Film" schrieb: "Matthias Glasner serviert harte Kinokost: Ein Psychogramm von Angst und Selbsthass mit einem fulminant aufspielenden Jürgen Vogel."