"Cloud Atlas - Der Wolkenatlas", 3sat, 20:15 Uhr:
Hugh Grant beschrieb die Essenz von "Cloud Altas": "Das ist Kino und nicht bloß aufgeblasenes Fernsehen." Selten zuvor ist ein Film dieses Ausmaßes in Angriff genommen worden, hat abwechselnd triumphiert und ist gescheitert. Ein Film, der Zuschauer und Kritiker polarisiert hat wie kaum ein zweiter in den vergangenen Jahren. Einige haben ihre zunächst ablehnende Haltung nach mehrmaligem Sehen revidiert, aber - wie Hugh Grant verbittert bemerkt - "es wäre schön gewesen, wenn die Zuschauer dem Film überhaupt erstmal eine erste Chance gegeben hätten". Diesem facettenreichen Streifen liegt der gleichnamige Roman von David Mitchell aus dem Jahr 2004 zu Grunde, der als unverfilmbar galt. Sechs ganz unterschiedliche Geschichten, die in sechs verschiedenen Zeiten spielen - die pazifische See im Jahr 1849, Schottland im Jahr 1936, San Francisco im Jahr 1973, London im Jahr 2012, Seoul im Jahr 2144 und Hawaii in einer fernen post-apokalyptischen Zukunft - und die doch mit wiederholenden Motiven zusammenhängen, wollten unter einen Hut gebracht werden.
Die Wachowski Geschwister Andy und Lana hielten das Ganze für machbar und sicherten sich die Rechte. Tom Tykwer, der ebenfalls mit dem Gedanken gespielt hatte, stieß dazu, und das Trio einigte sich, das gigantische Unterfangen gemeinsam in Angriff zu nehmen: Die Wachowskis inszenierten drei Handlungsstränge und Tykwer drei. Das Schwierige war die Finanzierung: Die großen Filmstudios hatten kein Interesse, also mussten die Filmemacher, die auch als Produzenten agierten, das Geld kleckerweise von allen möglichen Stellen einsammeln: So beteiligte sich die deutsche Bundesregierung über den Filmförderfonds und andere Quellen mit umgerechnet 20 Millionen Dollar; dazu kamen weitere Millionen Dollar von den Filmförderanstalten der Länder. Schlussendlich schossen auch die Wachowskis selbst acht Millionen Dollar aus ihrem Privatvermögen dazu. Dennoch stand das Projekt wegen der ungesicherten Finanzierung mehrmals vor dem Aus. Was es davor bewahrte, war Hauptdarsteller Tom Hanks, der sich in den Flieger nach Berlin setzte, obwohl seine Agenten ihn warnten, dass es dort nichts zu verdienen gebe. Der Enthusiasmus des Hollywood-Stars hielt das ganze Projekt am Leben und überzeugte die vielen anderen Stars wie Halle Berry, Jim Broadbent, Hugo Weaving, Jim Sturgess, Ben Whishaw und Hugh Grant, ebenfalls dem Filmemachertrio die Stange zu halten.
So konnten im September 2011 die Dreharbeiten in den Studios Babelsberg beginnen. Außendrehs fanden dazu auf Mallorca, in Edinburgh und Glasgow (das San Francisco doubelte) statt. Schlussendlich kostete die Produktion 102 Millionen Dollar, was sie zu einer der teuersten Independent-Produktionen aller Zeiten macht. Bei der Uraufführung auf dem Filmfestival von Toronto erhielt "Cloud Atlas" eine zehnminütige Stehende Ovation, doch die dann einlaufenden sehr gemischten Kritiken ließen schon erahnen, dass das mit 170 Minuten ausladende Werk nicht jedermanns Geschmack sein würde. In der Tat floppte der Film in den USA und spielte dort nur spärliche 27 Millionen Dollar ein. Weltweit waren es am Schluss 130 Millionen Dollar, was die Produktion in den Roten Zahlen zurückließ. Was ein Jammer ist, denn so wurde die ehrgeizige Mischung aus zum Nachdenken anregender Handlung und begeisternden Bildern, die schiere Größe und das grandiose Zusammenfügen des ganzen Unterfangens nicht durch das Publikum belohnt. Heute Abend besteht die Möglichkeit, "Cloud Altas" eine erste oder eine weitere Chance zu geben. "Das ist ein faszinierendes Kunstwerk, dass das Medium Film zu neuen Höhen treibt", lobte Kritiker Jeremy Lebens. Bei den Deutschen Filmpreisen gewann "Cloud Atlas" fünf Auszeichnungen, unter anderem für die außergewöhnlich guten Masken.
"Street Kings", Pro7, 23:20 Uhr:
Ein Undercover-Ermittler (Keanu Reeves), der durch die kürzliche Ermordung seiner Frau desillusioniert ist, wird in den Mord an einen Vorgesetzen verwickelt und muss seine Unschuld beweisen. Für diesen Kriminalfilm aus dem Jahr 2008 war ursprünglich Spike Lee ("Inside Man") als Regisseur vorgesehen, aber schließlich übernahm David Ayer ("Herz aus Stahl") die Inszenierung des Stoffes, für den der Schriftsteller und Drehbuchautor James Ellroy ("L.A. Confidental") bereits Ende der Neunziger erste Drehbuchentwürfe geschrieben hatte. Wie in so vielen seiner Romane spielt auch hier die düstere Schattenwelt von Los Angeles und die Korruption im LAPD (Los Angeles Police Department) eine Rolle. Der Streifen, in welchem neben Reeves auch Forest Whitaker und Hugh Laurie mitwirken, hatte nur durchwachsene Kritiken und floppte an den Kinokassen, ist aber einen Blick wert: "Der Film hat eine Million Fehler", meint zum Beispiel Kritiker Kevin McCarthy für CBS Radio, "aber wer darüber hinwegsehen und einen witzigen, harten, brutalen und unterhaltsamen Film mit korrupten Polizisten genießen kann, wird seinen Spaß haben." Pro7 zeigt den ungeschnittenen Director's Cut.
"Arlington Road", ZDF, 01:15 Uhr:
Ein Kriminalfilm, wie er drei Jahre später wohl nicht mehr in den USA gedreht worden wäre. Nach 2001 nahmen die Araber im US-Kino die Rollen der Bösewichter ein, die früher den Russen zugestanden hätten. In dieser Produktion von 1999 schauen Regisseur Mark Pellington und Drehbuchautor Ehren Kruger ("Transformers 3") auf das terroristische Potenzial, das innerhalb der Vereinigten Staaten von Amerika schlummerte. Sie woben echte Ereignisse in ihre Handlung ein. Der im Film geschilderte Fall von Copper Creek, bei dem die Frau der Hauptperson während einer Schießerei zwischen FBI-Beamten und einer abgelegen wohnenden Familie ums Leben kam, erinnert an Ruby Ridge in Idaho aus dem Jahr 1992. Und der Bombenanschlag auf die Steuerbehörde in St. Louis weist Parallelen zum Bombenanschlag auf das Murrah Federal Building in Oklahoma City aus dem Jahr 1995 durch Rechtsterroristen auf. Jeff Bridges spielt einen College Professor, der zu vermuten beginnt, dass sein Nachbar Tim Robbins ein Terrorist sein könnte. Der spannende und düstere Film mit starken schauspielerischen Leistungen erhielt überwiegend gute Kritiken, war beim Publikum aber ein Reinfall. Trotzdem findet ein kanadischer Zuschauer: "Tim Robbins lässt Satan wie einen Pfadfinder aussehen. Das ist ein unheimlicher Film mit einer vorzüglichen Handlung, großartigen Schauspielern und einem starken Schluss."