Der Goldene Bär der diesjährigen 65. Internationalen Filmfestspiele geht an den iranischen Beitrag "Taxi Teheran" von Jafar Panahi. Der iranische Filmemacher, der in seinem Heimatland seit fünf Jahren unter Hausarrest steht, konnte den Preis nicht persönlich entgegennehmen. An Stelle des Regisseurs nahm seine junge Nichte den Preis entgegen, die auch eine Rolle in seinem Film übernommen hat. Seinen Film hatte der mit Berufsverbot belegte 54-Jährige nur heimlich drehen können und außer Landes schmuggeln lassen. Die Jury feierte den Beitrag nun als eine "Liebeserklärung an das Kino".
Mit der Berlinale verbindet den Iraner eine besondere Beziehung. Bereits 2011 blieb sein Jurysitz im Wettbewerb unbesetzt, und 2013 konnte Jafar seinen Silbernen Bären für "Pardé" nicht persönlich entgegennehmen. "Ich lade Panahi so lange ein, bis er kommen kann", hatte Festival-Direktor Dieter Kosslick vor dem Start der Berlinale in einem Interview erklärt.
Der Große Preis der Jury ging an Regisseur Pablo Larraín aus Chile. Er hat sich mit seinem düsteren Drama "El Club" (El Club) des schwierigen Themas des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen durch katholische Priester angenommen.
Großer Erfolg für Guatemala. Gleich bei der ersten Teilnahme des Landes in der Geschichte der Berlinale konnte das Drama "Ixcanul - Träume am Fuße des Vulkans" einen Preis verbuchen. Die Jury verlieh ihm den Alfred-Bauer-Preis. Mit diesem werden Filme prämiert, die neue Perspektiven aufzeigen. Regisseur und Drehbuchautor Jayro Bustamante beschreibt das Leben einer jungen Maya-Frau, die am Fuße eines aktiven Vulkans lebt.
Den ersten Preis des Abends vergab Jury-Vorsitzender Darren Aronofsky selbst und kündigte an, dass der Jury die Entscheidungen sehr schwer gefallen seien und einige Preise daher mehrfach vergeben wurden. Der Silberne Bär für eine herausragende künstlerische Leistung ging an den Norweger Sturla Brandth Grøvlen. Der Kameramann hat Sebastian Schipper's Film "Victoria" über einen Banküberfall in Echtzeit gedreht. Ausgezeichnet wurden außerdem die beiden Kameramänner des russischen Beitrags "Under Electric Clouds" Evgeniy Privin und Sergey Mikhalchuk.
Auch der Silberne Bär für die beste Regie wurde zweifach vergeben. Der erste ging an Radu Jude für den rumänischen Beitrag "Aferim!", der zweite an Małgorzata Szumowska aus Polen für ihr Drama "Körper".
Der Silberne Bär für das beste Drehbuch ging überraschend an den einzigen Dokumentarfilm des Wettbewerbs "El Boton de Nacar" (Der Perlmuttknopf: Kritik). Der Chilene Patricio Guzmán hat sowohl Regie geführt als auch das Drehbuch geschrieben. Der Film ist ein poetischer Essay über das Verschwinden von Minderheiten in Chile und die Rolle des Wassers in der Geschichte des Landes.
Als beste Schauspieler wurden die beiden Hauptdarsteller aus dem britischen Drama "45 Years" prämiert: Tom Courtenay und Charlotte Rampling. In dem Film wird die Ehe der beiden durch eine Nachricht über seine alte Liebe auf die Probe gestellt. Die Kritiker hatten die britische Schauspielerin bereits für ihr präzises Schauspiel bejubelt. Sie galt von allen möglichen Preisträgern als die sicherste Wahl.
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