Nachdem bekannt geworden ist, dass Anthony Hopkins ("Instinct")
US-Staatsbürger geworden ist, schlagen die Wellen der Empörung
hoch, im vom Schauspieler verlassenen United Kingdom.
Nachdem bekannt geworden ist, dass Anthony Hopkins ("Instinct") vergangene
Woche Mittwoch US-amerikanischer Staatsbürger geworden ist,
schlagen die Wellen der Empörung hoch im vom Schauspieler
verlassenen United Kingdom. Der "Oscar"-Preisträger für seine Rolle
als Hannibal Lecter in "Das Schweigen der Lämmer" legte in Los
Angeles in Gegenwart seiner Mutter, seiner Freundin Francine Kay, der Produzentin Paula
Wagner ("Mission Impossible"), den Freunden Steven Spielberg ("Der Soldat James
Ryan") und John Travolta
("Die Tochter des Generals") und Spielbergs Frau Kate Capshaw ("Der
Liebesbrief") den Eid auf die Verfassung ab. Zuvor musste er sich
vom FBI überprüfen lassen, ein Gespräch mit Beamten der
Einwanderungsbehörde führen und sich einem Wissenstest über die USA
unterziehen.
Hopkins hatte um eine nicht-öffentliche Zeremonie gebeten, so dass
diese außerhalb der normalen Öffnungszeiten der Bundesbehörde
stattfand. Die nie um reißerische Schlagzeilen verlegenen
britischen Boulevardblätter riefen Hopkins jedenfalls ein
herzliches "Verräter Hannibal" und "Überläufer Hannibal" hinterher.
Dabei hat der Waliser nie einen Hehl aus seiner ambivalenten
Haltung gegenüber seinem Heimatland gemacht. Ein scheinbar
weitverbreitetes Merkmal bei britischen Schauspielern, bedenkt man
Michael Caines ("Gottes
Werk und Teufels Beitrag") bittere Dankesrede anlässlich der
Verleihung des Preises für sein Lebenswerk bei den britischen
Filmpreisen.
Einerseits spendete Hopkins 1988 eine Million Pfund, um den größten
walisischen Berg, Snowdon, zu erhalten und nahm im gleichen Jahr
die Ehrendoktorwürde der University of Wales entgegen,
andererseits war von ihm zu hören, dass er seine Adelung zu Sir
Anthony nur seiner Frau Jennifer zuliebe annahm. Und als in
einem Interview der "London Express" Hopkins nach seiner Heimat
Wales fragte, wurde der Mime recht unwirsch: "Danke für das Interesse, aber ich habe
wirklich keine Lust, darüber zu sprechen."
Seinen Lebensmittelpunkt hat der 62jährige Darsteller sowieso schon
lange nicht mehr in Wales, wo er aufgewachsen war, sondern er
pendelte jahrelang zwischen seinen zwei Häusern in London und Los
Angeles. Seitdem die Beziehung zu seiner Frau zerrüttet ist - auch
wenn die beiden noch nicht voneinander geschieden sind - lebt Sir
Anthony seit 1998 dauerhaft im Exil in der amerikanischen
Filmmetropole, während seine Frau das Londoner Haus bewohnt. Die
amerikanische Sprecherin des Stars deutete den Schritt, Amerikaner
zu werden, denn auch als folgerichtig: "Er lebt hier seit langer Zeit, und es schien
die richtige Entscheidung zu sein." Die Liebe des Akteurs zu
Amerika ist auch mit ein Grund für das Scheitern seiner zweiten
Ehe, denn Jennifer verlangte von ihm, mehr Zeit in Großbritannien
zu verbringen. Die Bewohner der südwalisischen Industriestadt Port
Talbot, aus der Anthony Hopkins stammt, nehmen es ihrem berühmten
Sohn dennoch krumm, dass er zum Amerikaner mutiert ist. Glanville
Mills, eine Rentnerin, kritisierte: "Anthony Hopkins ist ein Junge aus der
Nachbarschaft. Was er getan hat, finde ich abscheulich. Er hat den
Kontakt zu seinen Wurzeln verloren und sollte sich schämen."
Der Fabrikarbeiter Daniel Davies meinte, "Amerika mag Glitzer und Glamour bieten, aber
das ist kein Ersatz für die Heimat. Er sollte sich niemals für den
Ort schämen, an dem er aufwuchs." Postmann Asghar Ali ließ
sich vernehmen: "Sir Anthony
reitet immer auf seiner walisischen Herkunft herum, aber wenn es um
die Wurst geht, entscheidet er sich, wegzugehen. Ehrlich gesagt,
ich glaube, er ist ein Heuchler, aber ich hoffe dennoch, dass er in
Kontakt mit seiner Heimatstadt bleibt." Gwenda Thomas,
Abgeordnete des walisischen Parlaments meinte: "Ich bin über sein Verhalten schockiert und
enttäuscht. Er ist hier aufgewachsen, und das hat ihn geprägt. Wir
haben immer viel von ihm gehalten, aber zuletzt hat sein Ruf
Schaden genommen."
Eine Anspielung auf den kritisierten Werbeeinsatz von Hopkins für
die Barclay´s Bank, die eine Woche zuvor über hundert Fillialen auf
dem Land geschlossen hatte, darunter auch eine bei Port Talbot.
Dass sich in diese absurde Debatte um die Doppelte
Staatsbürgerschaft eines Schauspielers - denn Hopkins verliert
seine britische Staatsangehörigkeit nicht - jetzt auch das
Königshaus eingeschaltet hat, verwundert kaum noch. Denn wie ist
das nun mit dem Adelstitel? Ein Sprecher das Buckingham Palace
teilte mit: "Wir sind uns keines
Präzedenzfalls bewusst, in welchem ein britischer Adliger zum
Bürger eines ausländischen Staats geworden ist, und beraten uns mit
dem Außenministerium. Im Fall von Sir Anthony scheint es aber
unwahrscheinlich, dass er, egal was geschieht, sich besonders
erregen wird." Das wird so sein, denn wie beschrieb Hopkins
Amerika noch? Als ein Land "ohne Vergangenheit. Die Wüste brennt
jede Erinnerung aus."