"Der weite Himmel", 3sat, 20:15 Uhr:
1832. Trapper Kirk Douglas begleitet zwei weitere Männer auf ihrer gefährlichen Reise 2000 Meilen den Missouri River hoch ins Gebiet der Blackfoot-Indianer, um mit ihnen Handel zu treiben. Die Handelsgesellschaft Missouri Company sieht ihr Handelsmonopol bedroht und versucht, die Reise der drei Männer, die zu ihrer Sicherheit eine Blackfoot-Indianerin (Elizabeth Threatt) mitführen, zu sabotieren. Meisterregisseur Howard Hawks ("Tote schlafen fest") verfilmte 1952 den populären, gleichnamigen Roman von AB Guthrie Jr. aus dem Jahr 1947. Ihm gelang ein spannender Western, der beides schafft: Mit den großartig gefilmten - Russell Harlan wurde für seine Kameraarbeit für einen "Oscar" nominiert - atemberaubenden Landschaftsaufnahmen im Missouri-Gebiet zu beeindrucken, wie auch mit einer überzeugenden Zeichnung der Charaktere. Auch hier eine "Oscar"-Nominierung für Nebendarsteller Arthur Hunnicut in der Rolle des Zeb Calloway. Hawks und Drehbuchautor Dudley Nichols ("Stagecoach") verstehen es meisterhaft, die Konfrontation von Zivilisation und vermeintlicher Wildnis, von physischen und geistigen Werten, von Bindungswunsch und Freiheitsdrang darzustellen - geheimnisvoll, wunderschön und teilweise schon fast utopisch. Ein Zuschauer aus Hollywood schwärmt: "'The Big Sky' wurde vor Ort gefilmt und alleine das macht den Film sehenswert, denn die Pracht des Snake River oder der Grand Tetons ist überwältigend. Aber der Film hat noch mehr Vorzüge: Seine vielschichtige Handlung, die lebensechten Dialoge, die durch die großartigen Schauspieler umgesetzt werden und die superbe Photographie machen 'The Big Sky' zu einem echten Klassiker, der beschämenderweise wenig bekannt ist." In Deutschland war das Werk sehr lange nur völlig verstümmelt zu sehen: Unter Titeln wie "Das Geheimnis der Indianerin" und "Die Flußpiraten vom Missouri" kamen nur um 50 Minuten gekürzte Fassungen ins Kino. Die ARD strahlte 1971 eine wenigstens auf 125 Minuten rekonstruierte Version aus. Das ganze Werk von 140 Minuten Länge ist nun heute Abend zu sehen.
"Watchmen - Die Wächter", Pro 7, 23:00 Uhr:
Vielleicht war es ein bisschen zu viel, was Regisseur Zack Snyder ("300") und seine Drehbuchautoren 2009 an Vorwissen voraussetzten, als sie diese recht werkgetreue Adaption der DC Comics-Reihe von Alan Moore aus den Jahren 1986/87 auf die Leinwände brachten. Der mit 150 Millionen Dollar sehr teure Warner Brothers-Streifen wurde ein nur mäßiger Erfolg an den Kinokassen, so dass die "Watchmen" bis heute auf Eis liegen. Diejenigen, welche sich den visuell überwältigenden und düsteren Kriminalfilm ansahen, waren durchaus angetan - es waren nur zu wenige, die sich in ein weiteres Paralleluniversum entführen lassen wollten, in dem die "X-Men" die größeren Platzhirsche sind. In einem alternativen 1985, in dem ehemalige Superhelden existieren, sorgt der Mord an einem Kollegen dafür, dass Rorschach (Jackie Earle Haley) seine eigenen Nachforschungen anstellt und etwas aufdeckt, was den Lauf der Geschichte total verändern könnte. Nach über zwei Jahrzehnten, in denen das "Watchmen"-Projekt von Filmstudio zu Filmstudio gewandert war, gelang es Snyder endlich, dieses ganz eigene Universum zu bebildern - wenn auch er Schwierigkeiten hatte, eine definitive Version zu erstellen: Neben der 162 Minuten langen Fassung brachten Warner auch einen Director's Cut von 186 Minuten in einige Kinos. Erstaunlich, dass ausgerechnet dieser Regisseur - der "300" oder "Sucker Punch" fast nur am Computer entstehen ließ beziehungsweise lassen sollte - hier in realen Kulissen drehte, was der Neo-Noir-Atmosphäre mit den Anspielungen an den Kalten Krieg entgegenkam. "Diejenigen, die mit den Comics nicht bekannt sind, könnten total verwirrt werden - aber bleiben Sie dabei: Das ist eine kühne und kompromisslose Version einer der heiligen Kühe des Genres, das mehrfachem Sehen standhält", befand Jamie Russell für "Radio Times", während Simon Foster vom australischen "sbs" meinte: "Ein atemberaubendes Epos, ein fesselnder Thriller und ein Ensemble-Charakter-Stück, das unsere Erwartungen an dieses Genre bei weitem übertrifft."
"Das Cabinet des Dr. Caligari", 3sat, 00:20 Uhr:
Hundert Prozent positive Kritiken bei "Rotten Tomatoes". Eine Bewertung von 8,1 bei der International Movie Database durch rund 32 000 Zuschauer. Buchveröffentlichungen und Analysen bis zum heutigen Tage. 95 Jahre ist "Das Cabinet des Dr. Caligari" inzwischen alt, aber er hört nicht auf zu faszinieren. Viel, vielleicht zu viel ist in ihn hinein interpretiert worden. Tatsache ist: Einen solchen Film gibt es kein zweites Mal. Es genügt eine Aufnahme aus den schrägen, verwinkelten Studiokulissen, in denen dieser deutsche Horrorfilm - für einige der erste der Filmgeschichte - 1920 in Berlin-Weißensee entstand, und man weiß, welcher Film es ist. Regisseur Robert Wiene's Entscheidung, auf komplette Künstlichkeit zu setzen, verleiht dem Werk ein unverwechselbares Aussehen. Und korrespondiert vielleicht auch mit der Handlung - denn möglicherweise entspringt ja die ganze Geschichte dem wahnhaften Geist eines Psychiatriepatienten...In einer kleinen norddeutschen Stadt hat ein Jahrmarkt halt gemacht. Eine der Attraktionen: Dr. Caligari und sein Medium Cesare, ein Schlafwandler. Francis und Alan besuchen die Bude von Dr. Caligari. Cesare sagt voraus, dass Alan bald sterben wird. Am nächsten Morgen wird er tatsächlich erstochen aufgefunden. Francis verdächtigt Caligari, dahinter zu stecken, und heftet sich an seine Fersen. "Das Cabinet des Dr. Caligari" bleibt das herausragende Beispiel für Expressionismus im Film: Alles ist überzeichnet, grotesk verzerrt, ein Meer von Licht und Schatten, auch die Darstellungen von meisterhaften Schauspielern wie Werner Krauß als Caligari und Conrad Veidt als Cesare sind extrem stilisiert. Einzelne Bilder beängstigen heute noch: So als sich Cesare's Augen langsam in Großaufnahme öffnen. Der Erfolg des Streifens verhalf dem deutschen Film nach dem Ersten Weltkrieg zur künstlerischen Vorrangstellung, die er in den zwanziger Jahren innehatte. 1933 verboten die Nationalsozialisten Wiene's Film und machten ihn 1937 gar zum Bestandteil ihrer Ausstellung "Entartete Kunst". Ein kanadischer Zuschauer meint: "Dieser Film hat meinen Blick auf Horrorfilme und Filme insgesamt verändert. Ich bitte jeden dringend, sich ihn anzuschauen. Übergeht die aufgeblasenen Blockbuster und schaut statt dessen 'Caligari' an!"