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Jack Nicholson in 'Einer flog über das Kuckucksnest'
Jack Nicholson in 'Einer flog über das Kuckucksnest'
© Warner Brothers

TV-Tips für Samstag (31. Januar): Jack Nicholson rastet aus!

Arte zeigt Meisterwerk "Einer flog über das Kukucksnest"

Heute ist leider langes Aufbleiben angesagt, denn alle sehenswerten Filme laufen im Spätprogramm. Die Auswahl ist mit Drama, Komödie und Kriminalfilm aber breit - und das Beste kommt dabei zum Schluss: Arte zeigt zwei von Jack Nicholson's feinsten Stunden: "Einer flog über das Kuckucksnest".

"A History of Violence", Pro 7, 23:00 Uhr:
"Das ist einer der besten Filme, in denen ich je mitgewirkt habe, wenn nicht der beste. Nahe an der Perfektion." Wenn das Lob aus dem Mund des Mannes kommt, der ein paar Jahre zuvor in dreien der besten Filme aller Zeiten, "The Lord of the Rings", mitgewirkt hatte, dann will dieses Lob was heißen. Viggo Mortensen spielt in diesem Kriminalfilm von 2005 einen schüchternen Diner-Besitzer in einem amerikanischen Kaff, der dort zusammen mit seiner Frau (Maria Bello) und seinen beiden Kindern ein ruhiges Leben lebt. Als er eines Tages einen Überfall auf sein Restaurant brutal unterbindet, ist er der Held der Tagespresse. Doch Viggo fühlt sich unwohl mit seinem neuerworbenen Ruhm - und sehr zurecht, wie sich zeigen soll... Die gleichnamige Comic-Vorlage von 1997 beschäftigt sich zu einem Großteil mit dem Vorleben der Hauptfigur, das hier nur angedeutet wird. Regisseur David Cronenberg ("Maps of Hollywood") und Drehbuchautor Josh Olson interessieren sich hier mehr für den Effekt, den Gewalt auf die Familie ausübt, und wie eine gefestigte Familie erschüttert werden kann, wenn sich herausstellt, das ein Familienmitglied nicht das ist, für das man es gehalten hat. Es gelingt Cronenberg, überzeugende und nachdenklich stimmende Fragen über das Wesen der Gewalt zu stellen, die er in kurzen, heftigen Ausbrüchen auf die Leinwand bringt. Diese - und eine ebenso kompromisslose Sexszene mit Mortensen und Bello auf den Treppen in ihrem Wohnhaus - ließen die Zensoren das Werk nicht für Jugendliche freigeben. Dem Film war so ein nur moderater Erfolg an den Kinokassen beschieden, während die Presse und die Industrie "A History of Violence" feierten. Der Film gewann weltweit 43 Preise und war für weitere 45 nominiert, darunter für den "Oscar" für Olson's Drehbuch und für William Hurt als "Bester Nebendarsteller". Kritiker Radheyan Simonpillai lobte: "Die Gewalt, die sich in die perfekte häusliche Existenz der Hauptfigur Bahn bricht, ist allgegenwärtig, und jeder Akt enthüllt Wahrheiten über die Menschen, die sie gebrauchen, und über das Publikum, das sie genießt." Der Film gilt als die letzte große Veröffentlichung auf Video-Cassette.



"Jerry Maguire - Spiel des Lebens", ARD, 23:40 Uhr:
"Show me the money." "You had me at hallo." "You complete me." - Viele der Dialoge aus dieser Komödie sind in den Sprachschatz der englischsprachigen Bevölkerung eingegangen. Nicht ohne Grund: "Jerry Maguire" war ein phänomenaler Erfolg im Jahre 1996. Für rund 50 Millionen Dollar produziert, spielte er weltweit 273 Millionen Dollar ein und wurde so zum neunterfolgreichsten Kinofilm des Jahres. Außerhalb von Disney ist der Streifen die meistverkaufte Video-Cassette. Am ersten Tag gingen drei Millionen Stück über die Ladentheken in den USA. In einer Zeit ohrenbetäubender "Independence Days" ein sympathischer Erfolg für eine sympathische Komödie. Tom Cruise verkörpert die Titelrolle, einen Sportagenten, der gefeuert wird, als er seine moralischen Skrupel über das Geschäft allzu offenherzig veröffentlicht. Cuba Gooding Jr ist der einzige Football-Spieler, der weiter sein Kunde bleibt - und gemeinsam versuchen sie, auf die Beine zu kommen. Cruise ist hier in umwerfender Verfassung und wurde dementsprechend mit einem Golden Globe und mit einer "Oscar"-Nominierung belohnt. Den erhielt wiederum Gooding Jr, den dieser Film bekannt machte. Weitere Academy Awards-Nominierungen erhielten das Werk selbst (es gewann dann "Der englische Patient"), Regisseur Cameron Crowe für sein Drehbuch und Joe Hutshing für "Bester Schnitt". Crowe gelingt es wunderbar, die Romantik zärtlich und die Sportelemente mit Schmackes in Szene zu setzen - und beides so perfekt auszutarieren, das kein Element das andere ausspielt. "Dieser Film hat viel Herz und einen tollen Sinn für Humor. Er schafft es, nicht ins Melodramatische abzudriften", lobt ein amerikanischer Zuschauer. "Für mich macht Tom Cruise diesen Film aus. Seine Reaktionen sind köstlich, seine Gesichtsausdrücke in manchen Szenen erstklassige Beispiele für Cruise's Hochform in diesem Spielfilm. Wer einen Streifen möchte, der intelligent und witzig ist, zugleich noch eine bezaubernde Liebesgeschichte und eine interessante Handlung bietet, sollte nicht weiter suchen."



"Einer flog über das Kuckucksnest", ARTE, 00:45 Uhr:
Oregon 1963. In einer Nervenheilanstalt trifft Randall McMurphy (Jack Nicholson) ein. Verurteilt für Sex mit einer Minderjährigen, soll sein Geisteszustand untersucht werden. Obwohl er keinerlei Anzeichen einer Geisteskrankheit zeigt, will "Mac" lieber in der Psychiatrie verbleiben und sich dort einen lauen Lenz machen, statt den Rest seiner Zeit auf einer Gefängnisfarm hart zu arbeiten. Doch schnell legt sich der unbequeme Neuankömmling mit der Oberschwester Ratched (Louise Fletcher) an. Ken Keysey's gleichnamiger Roman von 1963 nahm Ablaufprozesse im Gesundheitsbetrieb kritisch unter die Lupe und verdammte das Prinzip des Behaviorismus, also die Wissenschaft, die Verhalten von Menschen allein mit naturwissenschaftlichen Methoden und ohne Introspektion oder Einfühlung untersuchen und erklären will. Zu Beginn der sechziger Jahre ließ das Buch allerdings auch etwas von den Auseinandersetzungen der Jugend mit den älteren Generationen erahnen, die in jenem Jahrzehnt noch gewaltig und gewalttätig ausbrechen sollten: Das konsequente In-Frage-Stellen und Hinterfragen von Autorität und deren Diktum "Das haben wir doch schon immer so gemacht" durch Anti-Autoritäre. Es war dem damals 30 Jahre alten Michael Douglas zu verdanken, dass der Roman 1975 auf die Leinwände kam. Mit dem Triumph des Dramas, der heute unstreitig zu den größten Meisterwerken der Kinogeschichte gehört, trat Douglas auch als Produzent aus dem Schatten seines Vaters Kirk. Michael und Mitproduzent Saul Zaentz hatten ein außergewöhnliches Ensemble vor und hinter der Kamera versammeln können (darunter die jungen Schauspieler Brad Dourif, Danny de Vito und Christopher Lloyd), und die versammelten Künstler befanden sich in der Form ihres Lebens. Regisseur Milos Forman war dabei die perfekte Wahl für diesen Stoff. Der Tscheche wusste aus eigener Lebensanschauung, wie sich Autoritäten herausfordern lassen: Als Widerständler unter deutscher Besatzung und als Antagonist zum kommunistischen System, das er nach der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 Richtung USA verlassen hatte. "One Flew Over the Coockoo's Nest" wurde dementsprechend ein grandioser Erfolg. Der damals für drei Millionen Dollar produzierte Film spielte allein in Nordamerika über 100 Millionen Dollar ein. Bei den Academy Awards schaffte das Werk das seltene Kunststück, die "Großen Fünf" zu gewinnen: Er holte "Oscars" als "Bester Film", für "Beste Regie", "Bestes Drehbuch", "Beste Hauptdarstellerin" und "Bester Hauptdarsteller". Ein Zuschauer aus dem kanadischen Ontario meint: "Der Film besitzt eine exzellente Handlung, erstklassige Schauspieler und wechselt im Tonfall zwischen wirklich erhebend bis zu entsetzlich deprimierend, manchmal gleichzeitig."



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