"Rango", Sat 1, 20:15 Uhr:
Vielleicht sollte Johnny Depp ausschließlich mit Regisseur Gore Verbinski zusammenarbeiten. Der Darsteller, der in den letzten Jahren dem Erfolg vergeblich hinterherrennt - derzeit floppt seine Komödie "Mortdecai" spektakulär -, feierte die größten Kassenschlager mit Verbinski's "Pirates of the Caribbean"-Reihe. Und auch dieser computeranimierte Trickfilm, bei dem Depp seine Stimme lieh (in der deutschen Fassung wird das Chamäleon Rango von David Nathan gesprochen) und den Verbinski inszenierte und produzierte, war 2011 erfolgreich. Weltweit spielte die 135 Millionen teure Paramount-Produktion 245 Millionen Dollar ein. Die Kritiker lobten besonders Depp's stimmliche Leistung, aber auch durch die Bank den pfiffigen, unterhaltsam albernen Streifen, der wunderschön animiert ist. "Rango" erzählt von dem titelgebenden Chamäleon, das versehentlich in der Stadt Dirt landet, einem gesetzlosen Außenposten im Wilden Westen, deren Bewohner verzweifelt einen neuen Sheriff suchen. Das Drehbuch von John Logan ("Skyfall") spart dabei nicht mit zahlreichen Anspielungen an berühmte Western wie "Spiel mir das Lied vom Tod", aber auch auf Johnny Depp-Filme wie "Fear and Loathing in Las Vegas". Kritiker RL Shaffer schrieb für "IGN DVD": "Vollgepackt mit Insider-Witzen, tollen Figuren und einem unkonventionellen Anti-Helden, ist 'Rango' der perfekte Weckruf, den das Animationsgenre benötigte." Verbinski wollte "Rango" eigentlich zur Erholung nach den riesigen "Pirates"-Streifen angehen. Laut eigener Aussage unterschätze er dabei, wie mühsam und zeitaufwendig so ein Animationsfilm sein kann. Doch die Mühe lohnte sich: "Rango" erhielt den "Oscar" als "Bester Animationsfilm".
"Harry Brown", Pro 7, 22:30 Uhr:
Viele Briten fürchten sich vor der Gewalt durch so genannte "Chavs" - zu deutsch etwa "Prolls" - in öffentlichen Räumen. Selbstverteidigungskurse boomen auf der Insel. Im August 2011 schien es, als habe der Proll-Pöbel für ein paar Tage die Macht über die Straßen erlangt. Tagelang kam es in London und anderen Großstädten zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, Vandalismus und Plünderungen durch Jugendliche. Erst durch massive Polizeieinsätze und die Androhung drakonischer Strafen konnten die Ausschreitungen eingedämmt werden. Die britischen Macher von "Harry Brown" müssen sich da wie Propheten vorgekommen sein, denn sie zeigten zwei Jahre zuvor in ihrem Thriller, wie Jugendkriminalität, Vernachlässigung, Gewalt, soziale Ausgrenzung und Verrohung zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen führen. Gedreht hatte Regiedebütant Daniel Barber seinen Streifen in dem Sozialwohnungsprojekt-Stadtteilviertel Heygate Estate im Süden Londons, das bereits größtenteils leergezogen war und 2010 schließlich abgerissen werden sollte. Auch Filme wie "Attack the Block" oder "World War Z" entstanden dort. Michael Caine ist "Harry Brown", ein Rentner und ehemaliger Soldat, dessen Freund von Jugendlichen tot geprügelt wird. Als er sieht, dass die Justiz nichts zur Aufklärung beitragen kann, nimmt er das Gesetz in seine eigenen Hände. Der Film lebt besonders von Caine's packender Darstellung der Titelrolle und beeindruckt auf emotionaler wie auch auf physischer Ebene gleichermaßen. Die Darstellung der Gewalt war umstritten - sie indes nicht zu zeigen, hätte den Film gegenstands- und zahnlos werden lassen. "Man muss hier von Geschichte und Machart her einiges schlucken, aber 'Harry Brown' entwickelt sich in einer ständig steigernden, Schocks verursachenden Art und Weise, die unbestreitbar erfolgreich ist", befand Kritikerin Perri Nemiroff von "CinemaBlend.com".
"Bound - Gefesselt", 3sat, 22:35 Uhr:
Drei Jahre, bevor sie mit "The Matrix" Triumphe feierten, kamen die Wachowski Brüder Andy und Larry mit diesem Debüt auf die Leinwände. In dem Neo-Noir-Thriller versuchen Corky (Gina Gershon), ein ehemaliger Häftling, und ihre Liebhaberin Violet (Jennifer Tilly), Millionen von Mafia-Geldern zu stehlen und die Schuld Violet's kriminellen Freund Caeser (Joe Pantoliano) in die Schuhe zu schieben. Die Wachowskis, die auch das Drehbuch schrieben, hatten Probleme, Schauspielerinnen für das lesbische Paar zu finden. Um die Sexszenen zwischen den Beiden dann realistisch darzustellen, engagierten sie die feministische Schriftstellerin und Sex-Unterweiserin Susie Bright. Offensichtlich half es, denn in den Zirkeln lesbischer Frauen kreiste das Werk als eine der wenigen Mainstream-Hollywood-Produktionen, in denen eine gleichgeschlechtliche Liebesbeziehung zwischen zwei Frauen einigermaßen wirklichkeitsnah geschildert wird. Natürlich bekamen die Zensoren rote Ohren und gaben "Bound" nicht für Jugendliche frei. Die strenge "R - Restricted"-Altersbewertung war dann mit daran Schuld, dass der günstig produzierte Film nur in wenige Kinos kam. Aber das sehr spannende, ironisch-witzige, gut geschriebene und elegante Werk ließ schon deutlich etwas von der Kunstfertigkeit der Regiebrüder ahnen. Die Kritiker waren begeistert. Die Karriere der Wachowskis konnte beginnen. Und dauert bis heute an: Kommende Woche startet ihr Fantasy-Film "Jupiter Ascending" in unseren Kinos. Ein Zuschauer aus China lobt "Bound": "Die Geschichte ist sehr unterhaltsam und die Regie absolut unglaublich. Den Stil, der 'Matrix' so gut macht, kann man hier in fast jeder Einstellung finden. Gershon und Tilly arbeiten perfekt zusammen, und nicht nur in den Sexszenen. Ihre einmalige Beziehung wird durch ihre geschickte Schauspielkunst richtig interessant."