"Match Point", Arte, 20:15 Uhr:
Regisseur und Drehbuchautor Woody Allen war der erste Fan seines eigenen Films von 2005: "Das ist möglicherweise der beste Film, den ich bis jetzt gedreht habe. Das ist purer Zufall, es hat einfach alles gepasst. Ich versuche alle Filme gut werden zu lassen, bei einigen gelingt es, bei anderen nicht. Bei diesem stimmte alles: Die Schauspieler, die Photographie und die Handlung. Ich hatte eine ganze Menge Glück." Und dabei wäre das Drama beinahe gar nicht zustande gekommen, denn nach einer Reihe von Flops fand sich in Allen's Heimat USA niemand, der den Film finanzieren wollte. Der Filmemacher musste nach Großbritannien ausweichen, wo er in London mit britischen Akteuren und britischer Crew arbeitete. Was sich dann - wie gehört - als Glücksfall erwies. Im Stil von Dostojewski's "Schuld und Sühne" und seinem eigenen Drama "Verbrechen und andere Kleinigkeiten" von 1989 fragt Woody nach der Gerechtigkeit in einem Universum des Zufalls. Der Drehbuchautor und Regisseur hatte des Drehbuch umgeschrieben: Statt an der Ostküste der USA spielte "Match Point" nun in London. Jonathan Rhys-Meyers spielt einen ehemaligen Tennisprofi, der ausgerechnet in dem Moment mit Scarlett Johannson eine Affäre beginnt, als er dabei ist, Emily Mortimer aus einer wohlhabenden Familie zu ehelichen - und damit das zum Greifen nahe sorgenlose Leben auf's Spiel setzt. Woody schafft es, dem britischen Drama über Klassenzugehörigkeit und Untreue eine angespannte Atmosphäre zu verleihen, ein Gefühl drohenden Unheils, das er immer wieder sarkastisch konterkariert. Für die Kritiker war dies Allen's bester Film seit "Sweet and Lowdown" von 1999. Er wurde für zahlreiche Preise nominiert (so für einen "Oscar" für das "Beste Drehbuch") und erhielt solche (so als "Bester europäischer Film" bei den Spanischen Filmpreisen). "Dieser präzise gehaltene, fiese, überraschend schwüle Film über Schicksal, Glück, Gier und Schuld ist Woody Allen's bester Film seit Jahren", schwärmte Kritiker Nick Rogers für "Suite 101.com". "Und er bietet eine erstklassische Allen-Metapher in Form eines in der Luft stehenden Tennisballs, das - in einer phantastischen Szene - zu einem entlarvenden Motiv wird." Auch beim Publikum war der 15 Millionen Dollar teure Film ein Erfolg; weltweit spielte der von DreamWorks ins Kino gebrachte Streifen 85 Millionen Dollar ein.
"50/50 - Freunde fürs Über(leben)", ARD, 23:30 Uhr:
Einem 27-Jährigen (Joseph Gordon-Levitt) wird eine Krebskrankheit diagnostiziert. Nun versucht er mit Hilfe seines Freundes (Seth Rogen) zu überleben, und nimmt skeptisch die Hilfe einer Therapeutin (Anna Kendrick) in Anspruch. Drehbuchautor Will Reiser, der mit Rogen befreundet ist, verarbeitete mit diesem Drama 2011 seine eigene Geschichte. Die Summit Entertainment-Produktion trug den Arbeitstitel "I'm with Cancer", was einige Alarmglocken schrillen ließ - aber Reiser, Regisseur Jonathan Levine ("Warm Bodies") und seinen Darstellern gelang das Unmögliche: Einen berührenden, witzigen, warmherzigen, wunderbar menschlichen Film zu machen, der mit Finesse ein schwieriges Thema verarbeitet, ohne in Schmalz abzudriften. Ursprünglich sollte James McAvoy die Hauptrolle spielen, zog aber zurück, weil er bei der Geburt seines ersten Kindes dabei sein wollte, und wurde durch Gordon-Levitt ersetzt. Für das auf dem Filmposter und in der Werbung verwendete Bild, wie der sich den Schopf kahl rasiert, hatte der Mime nur eine Einstellung, denn wie Seth Rogen, der mit Joseph diese berühmte Szene spielt, lakonisch meinte: "Die Haare kannst du dir nur einmal abrasieren." Es klappte dann wunderbar - was auch für den Film insgesamt gilt. "50/50" gewann zahlreiche Preise, insbesondere Gordon-Levitt selbst. An den Kinokassen war dem Werk trotz der fast einhellig begeisterten Presse leider kein großer Erfolg beschieden. "Es ist ein kühnes Vorhaben, einen Film über Krebs zu drehen, der bewegend, erbaulich und zum Einnässen lustig ist. Völlig wider Erwarten haben wir hier tatsächlich einen Fall ohne Befund", lobte Kritiker Andy Lea für "Daily Star".
"Die Fälscher", ZDF, 00:20 Uhr:
Wenn eine österreichische Produktion den "Oscar" als "Bester nicht-englischsprachiger" Film gewinnt - und das zum ersten Mal überhaupt - dann sollte das schon einen Blick wert sein. Regisseur und Drehbuchautor Stephan Ruzowitzky ("Cold Blood") erklärte zu seiner Motivation, 2007 eine Geschichte aus dem Dritten Reich auf die Leinwand zu bringen: "Wenn man in einem Land lebt, wo die rechtspopulistischen Parteien FPÖ und BZÖ mit ihrer unerträglichen ideologischen Nähe zu nationalsozialistischem Denken konstant um die 20 Prozent der Wähler gewinnen und genauso unerträglicherweise sogar an der Regierung beteiligt wurden, hat man schon mal das dringende Bedürfnis, sich mit so einem Thema auseinanderzusetzen." Das Drama erzählt von der "Aktion Bernhard", dem größten Geldfälschungsprogramm des Dritten Reichs: Blüten im Wert von 130 Millionen britischen Pfund wurden gedruckt. Die Nazis beauftragten damit professionelle Drucker, Bankbeamte, Handwerker und Kleinkriminelle. Sie alle kasernierte man im Konzentrationslager Sachsenhausen und behandelte sie als Gefangene erster Klasse mit Zuckerbrot und Peitsche. Ständig vom Tod bedroht, musste die ungleich zusammengesetzte Gruppe immer wieder für Nachschub sorgen. Alle Figuren im Film basieren auf realen Personen. Schauspieler August Diehl konnte sich sogar durch Gespräche mit dem echten Adolf Burger auf seine Rolle vorbereiten. Der Großteil der Dreharbeiten fand in den Studios Babelsberg statt. Der kammerspielartig inszenierte, darstellerisch hervorragende Film - Devid Striesow gewann beim Deutschen Filmpreis die Auszeichnung als "Bester Nebendarsteller" - rückt den Gewissenskonflikt seiner Protagonisten ins Zentrum der Handlung stellt. Susanne Schmetkamp lobte in "Die Zeit": "Eine sehr direkte Erzählweise und eine durch die agile Handkamera von Benedict Neuenfels erzeugte Ästhetik der Gegenwärtigkeit ziehen den Zuschauer in das Geschehen, ohne dass je die Grenze zum Betroffenheitskino überschritten würde. Und dass sich die Konflikte in den Gesichtern und an der Körpersprache ablesen lassen, ist nicht nur dem Schauspiel, sondern eben auch dieser hochaufmerksamen Kamera zu verdanken. Sie fängt die kleinsten Details ein." Der rund vier Millionen Euro teure Streifen spielte weltweit etwa 17 Millionen Dollar ein - in Deutschland war das Interesse mit gerade mal 85 000 Zuschauern bedauerlicherweise sehr gering.