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Lucky Number Slevin
Lucky Number Slevin
© Constantin Film

TV-Tips für Samstag (17. Januar): Bandenkrieg auf Sat 1

Starbesetzter Thriller "Lucky Number Slevin"

Aus dem Spielfilmangebot stechen heute Abend zwei ganz unterschiedliche Thriller hervor, die aber im Spätprogramm parallel laufen, so dass man sich zwischen dem amerikanischen Star-Ensemble-Streifen "Lucky Numer Slevin" oder dem norwegischen Beitrag "Jo Nesbø's Headhunters" entscheiden muss.


"Die Chroniken von Narnia: Die Reise auf der Morgenröte", Sat 1, 20:15 Uhr:
Als 20th Century Fox die Fantasy-Reihe von Walt Disney Pictures erbte, welche die ersten beiden Abenteuer auf die Leinwand gebracht hatten, kürzten sie als erstes einmal das Budget: Statt der absurd hohen - zu hohen - Produktionskosten von rund 250 Millionen Dollar, die Disney für das zweite Narnia-Abenteuer "Prince Caspian" aufgewendet hatten, investierten Fox im Jahr 2010 angemessenere 150 Millionen Dollar für "The Voyage of the Dawn Treader". So stellte das Studio sicher, dass bei dem weltweiten Einspiel von 415 Millionen Dollar auch ein Gewinn heraussprang. Regisseur Michael Apted ("Die Welt ist nicht genug"), der Andrew Adamson ablöste, drehte in Australien und Neuseeland. Nach dem Mega-Erfolg des 3D-Opus "Avatar" wurde der Film in der Postproduktion nachträglich in 3D konvertiert, um das Interesse zu erhöhen. "The Voyage of the Dawn Treader" basiert auf dem dritten, gleichnamigen Roman von CS Lewis aus dem Jahr 1952 und zeigt, wie Lucy und Edmund Pevensie mit ihrem Cousin Eustace nach Narnia zurückkehren, um mit Prinz Kaspian (Ben Barnes) eine Reise mit dem Königsschiff "Morgenröte" unternehmen. Dabei treffen sie auf Drachen, Zwerge, Meeresbewohner und eine Bande versprengter Krieger. Dieser Teil funktioniert trotz des lahmen Tempos aufgrund seiner starken Schauspieler und der eindrucksvollen Spezialeffekte (rund 1400). Kritiker David Keyes lobte für Cinemaphile.org: "Der Film springt von der Leinwand mit Ehrgeiz und Farbenpracht, Spannung und Abenteuer, und einem ungebrochenen Optimismus, der die Handlung und ihre Bilder in bemerkenswerte Höhen katapultiert." Trotz allem war das Zuschauerinteresse gerade in den USA nur lau, so dass bisher kein weiterer "Narnia" erschienen ist.



"Der Exorzismus von Emily Rose", Pro 7, 22:05 Uhr:
"Auf einer wahren Geschichte basierend". Nicht erst seit "Fargo" von den Coen Brothers ist man als Zuschauer skeptisch, wenn dieser Satz im Vorspann erscheint ("Fargo" war zum Beispiel komplett erfunden, der Satz der erste Scherz des Films). Aber im Fall von "The Exorcism of Emily Rose" hat er seine Berechtigung. Und diese wahre Geschichte spielte sich sogar in Bayern ab: 1976 versuchten die Eltern und zwei Priester, der jungen Anneliese Michel den Teufel auszutreiben, unter anderem mit Medikamenten. Dabei starb die Frau. Nun musste vor Gericht geklärt werden, ob hier wirklich Beelzebub seine teuflischen Finger im Spiel gehabt hatte (also eine gewisse Berechtigung im Handeln des Quartetts bestand) oder ob die 23-Jährige unter Epilepsie litt und hier schlicht und einfach Totschlag vorlag. Letzteres glaubte das Gericht und verurteilte die Eltern und die Priester zu Gefängnisstrafen auf Bewährung. 2005 veröffentlichte die amerikanische Anthropologin Felicitas Goodman ein Buch über den Fall: "The Exorcism of Anneliese Michel". Die Geschichte erregte die Aufmerksamkeit von Regisseur und Drehbuchautor Scott Derrickson ("Erlöse uns von dem Bösen"), der das Ganze zu einem Gerichtsdrama mit Horror-Rückblenden amerikanisierte. Laura Linney verkörpert eine Anwältin, die einen Priester (Tom Wilkinson) verteidigt, der des Totschlags durch Unterlassen an der 24-jährigen Emily Rose (Jennifer Carpenter) angeklagt ist. Die fesselnden Gerichtsszenen sind spannender als die blut-freien und lau temperierten, dazu allzu bekannten Exorzist-Versatzstücke. "Es fließt wenig Blut, und die meiste Spannung ergibt sich aus der Handwerkskunst der Produktion. Das ist kein Klassiker, aber ein ordentlicher und sogar packender Horrorfilm", befand Kritiker Mark Leeper. "The Exorcism of Emily Rose" war einer der Überraschungserfolge des Jahres 2005: Für 19 Millionen Dollar produziert, setzte die Screen Gems-Produktion weltweit 144 Millionen Dollar um. Ein Jahr darauf brachte Hans-Christian Schmid die deutsche Version der Geschichte unter dem Titel "Requiem" heraus.



"Lucky Number Slevin", Sat 1, 22:35 Uhr:
Ein dämliches Wortspiel im Titel? Jein. Besagtes "Slevin" ist der Charaktername von Josh Hartnett in diesem Thriller von 2006. Slevin Kelevra gerät nach einer Verwechslung ins Fadenkreuz eines Bandenkrieges zwischen "The Rabbi" (Ben Kingsley) und "The Boss" (Morgan Freeman) in New York City. Slevin steht unter permanenter Beobachtung eines Polizeiermittlers (Stanley Tucci) und eines berüchtigten Auftragskillers (Bruce Willis) und muss sich etwas einfallen lassen, um sich aus der Sache herauszuwinden, bevor ihm auf die ein oder andere Art etwas zustößt. Es ist wohl etwas dran gewesen am Drehbuch von Jason Smilovic (dessen einziger Spielfilm dies ist), dass sich so viele Stars - Lucy Liu ist auch mit an Bord - für diese Weinstein Company-Produktion begeisterten. Regisseur Paul McGuigan wollte wohl einen neuen "Pulp Fiction" kreieren. Das gelang zwar nicht, aber der an den Kinokassen durchgerasselte Streifen, der 70er-Jahre-Kitsch vom Feinsten jenseits von "Boogie Nights" bietet, ist " bombastisch und gerissen, mit witzigen Dialogen, die mit einem Achselzucken präsentiert werden", befand "Urban Cinephile Critics".



"Headhunters", ARD, 23:40 Uhr:
Am Donnerstag ist Regisseur Morton Tyldum für seine Inszenierung von "The Imitation Game" für einen "Oscar" nominiert worden. Es war mit Sicherheit "Headhunters", der den Norweger ins Blickfeld der britischen Produzenten gerückt hatte, denn 2011 war "Hodejegerne" (so der norwegische Originaltitel) von Kritik und Publikum gefeiert und bei den Britischen Filmpreisen als "Bester nicht-englischsprachiger Film" nominiert worden. In Norwegen wurde der Thriller zum erfolgreichsten Film aller Zeiten. Adaptiert von Jo Nesbø's gleichnamigen Roman von 2008, dreht sich die Handlung um Roger Brown (Aksel Hennie), einen erfolgreichen Personalvermittler (Headhunter), der ein unglaublich luxuriöses Leben führt. Dies finanziert er allerdings nicht nur mit seiner offiziellen Tätigkeit, sondern durch sein Doppelleben als Kunstdieb. Als er einen ehemaligen Söldner kennen lernt, in dessen Besitz sich ein besonders wertvolles Gemälde befindet, beschließt er, alles zu riskieren, um es in seine Finger zu kriegen. Was möglicherweise nicht die weiseste Entscheidung ist...Tyldum ist ein klasse Film gelungen: Grausig, aber auch schwarzhumorig und voller Wendungen – eine aufregend exzentrische Variante bekannter Thrillerelemente. "Einer der allzu seltenen Filme, der einen in die emotionale Mangel nimmt, mit den schlimmsten Ängsten und den leidenschaftlichsten Sehnsüchten spielt", befand Kritiker Al Alexander für "The Patriot Ledger".



"Helden der Nacht", ZDF, 01:35 Uhr:
Regisseur und Drehbuchautor James Gray besitzt in Joaquin Phoenix einen Lieblingsdarsteller: In vier seiner bisher fünf Streifen spielt Phoenix die Hauptrolle, davon zweimal an der Seite von Mark Wahlberg. Hier verkörpert er einen Nachtclub-Besitzer im Jahr 1988 in New York City, der versucht, seinen Bruder (Wahlberg) und seinen Vater (Robert Duvall), beides NYPD-Ermittler, vor der Rache einer russischen Drogenschmuggler-Bande zu bewahren. Der Columbia Pictures-Kriminalfilm von 2007 heißt im Original "We Own the Night" (Die Nacht ist unser) – das Motto der 2002 aufgelösten Einheit "Straßenkriminalität" der New Yorker Polizei. Der frühere New Yorker Bürgermeister Ed Koch, in dessen Amtszeit die Spielzeit fällt, hat einen Gastauftritt. In Cannes war "We Own the Night" für eine Goldene Palme als "Bester Film" nominiert. "Auch wenn der Film nie so spannend ist, wie er es gerne wäre, und auch ein bisschen schablonenhaft wirkt, wird er niemals auch nur annähernd langweilig – und das ist etwas, was man nicht von allen Filmen dieser Tage behaupten kann", urteilte Kritiker Adam Tobias für "Watertown Daily Times".


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