Das Timing hätte nicht besser passen können für Clint Eastwood's "American Sniper": Einen Tag, nachdem das Drama sechs "Oscar"-Nominierungen erhalten hat - darunter als "Bester Film" und etwas überraschend für Hauptdarsteller Bradley Cooper - bringen Warner Brothers den seit Weihnachten extrem erfolgreich in nur vier Kinos laufenden Streifen landesweit in den USA und Kanada heraus. Obwohl er nur so begrenzt zu sehen gewesen ist, hat die Verfilmung der Autobiographie des Scharfschützen mit den meisten Todesopfern in der Geschichte des US-Militärs bereits weit über drei Millionen Dollar eingebracht. Nun liegt es in der Luft, dass "American Sniper" mit seinen nun 3555 Kopien den Premierenrekord im Januar brechen kann, den die Kevin Hart-Komödie "Ride Along" letztes Jahr mit 41 Millionen Dollar aufstellte. Was neben dem bislang bereits großen Interesse und dem Schub durch die "Oscar"-Nominierungen ebenfalls dafür spricht: Der Vorverkauf läuft sehr gut, die Mundpropaganda stimmt ebenfalls, und die Kritiken sind überwiegend positiv. "American Sniper" wird für die phantastische Leistung von Cooper und für Clint's sichere Inszenierung gelobt, die ein spannendes und lebendiges Werk befeuere.
Apropos Kevin Hart. Dieser startet auch in diesem Jahr am langen Martin Luther King-Wochenende mit einer Komödie. Die Sony-Tochter Screen Gems hat 3003 Leinwände geordert, um "Die Trauzeugen AG" ("The Wedding Ringer") zu präsentieren. Doch die 23 Millionen teure Produktion muss sich wohl mit rund 20 bis 25 Millionen Dollar am Wochenende zufrieden geben, da sie mit ihrer Altersfreigabe "R - Restricted" Jugendliche unter 17 Jahren aussperrt. Und die schwachen Trailer und schlechten Kritiken ("einfach nicht komisch") lassen auch nichts Gutes erwarten - schon gar keine Wiederholung des "Ride Along"-Triumphes vom letzten Jahr für den Komiker.
In die exakt gleiche Kinozahl wie "The Wedding Ringer" bringt die Weinstein-Tochter Dimension Films die britische Familienkomödie "Paddington". In Großbritannien ein Mega-Hit, der mehr Zuschauer hat als "Mockingjay", dürfte der Film mit Hugh Bonneville und Sally Hawkins (und der Stimme von Ben Whishaw als Paddington, der Bär) von dem guten Ruf profitieren, der ihm vorauseilt, und der durch die jubelnden Kritiker noch gefestigt wird: Fast 100 Prozent aller Rezensenten empfehlen die Kinderbuchverfilmung als charmant, familienfreundlich und unwiderstehlich. Da "Night at the Museum: Secret of the Tomb" und "Annie" bereits auf dem absteigenden Kino-Ast sind, dürften Familien "Paddington" gerne in die Arme schließen. Analysten erwarten ein Einspiel zwischen 15 und 20 Millionen Dollar.
Einen Flop sagen die Branchenkenner "Blackhat" voraus. Der Thriller mit Chris Hemsworth als Computer-Genie, der einen Hacker zur Strecke bringen will und dafür um die ganze Welt reist, kommt mit 2567 Kopien in die Lichtspielhäuser. Obwohl ein Film von Regisseur Michael Mann - zuletzt 2009 mit "Public Enemies" in den Kinos - immer einen Blick wert sein sollte, ist "Blackhat" das laut den Kritikern eben nicht. Zwar könnte der Film nach den Hacker-Angriffen auf Sony von seinem brandaktuellen Thema profitieren, aber die Dramatik des Streifens ist laut Kritik so träge und verhaspelt, dass nicht mehr als ein einstelliges Ergebnis für die Universal Pictures-Produktion erwartet wird.
Sony Classics bringen den seit Mitte November in lediglich sechs Filmtheatern gezeigten "Foxcatcher" jetzt auf 759 Leinwände. Das Drama mit dem "Oscar"-nominierten Steve Carell, das gestern insgesamt fünf Nennungen bei den Acadamy Awards erhalten hat, konnte in den zwei Monaten bereits rund acht Millionen Dollar einspielen. Der auf wahren Begegebenheiten beruhende Streifen, der von einem exzentrischen Millionär (Carell) erzählt, der ein Wrestler-Brüderpaar (Channing Tatum und Mark Ruffalo) in seinem privaten Trainingslager für eine Olympia-Teilnahme 1988 in Seoul trainieren will, hat sehr gute Kritiken erhalten, dürfte aber aufgrund der immer noch geringen Zahl an Kinoeinsätzen nur eine Nebenrolle am langen Wochenenende spielen.