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Die Träumer mit Louis Garrel, Eva Green und Michael Pitt
Die Träumer mit Louis Garrel, Eva Green und Michael Pitt
© 2004 Fox Searchlight Pictures

TV-Tips für Freitag (16.1.): Träumen mit Bernado Bertolucci

3sat zeigt Erotikdrama "Die Träumer"

Staunen über die "Chroniken von Narnia", mitfiebern mit Jason Statham oder lachen über Christian Ulmen – im Hauptprogramm findet sicherlich jeder etwas. Der beste Film des Abends erfordert allerdings wieder mal längeres Aufbleiben: 3sat zeigt im Spätprogramm Bernado Bertolucci's "Die Träumer".

"Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian von Narnia", Sat1, 20:15 Uhr:
2005 war die erste Disney-Verfilmung eines der Romane aus der Fantasy-Saga des britischen Schriftstellers CS Lewis, "The Chronicles of Narnia: The Lion, the Witch and the Wardrobe", ein Mega-Erfolg geworden. Das scheint den Produzenten aus dem "Haus mit der Maus" ein wenig zu Kopf gestiegen zu sein, denn für die Fortsetzung gaben sie 2008 die Irrsinnssumme von 225 Millionen Dollar für die Fantasy-Produktion aus, ein großer Teil ging für die rund 1500 Spezialeffekte drauf. Das finanzielle Risiko ging nur bedingt auf: An die 745 Millionen Dollar Einspiel von Teil eins kam dieser zweite Part am Ende mit 420 Millionen Dollar weltweit bei weitem nicht heran. Damit dürfte – nach den noch dazugekommenen Kosten für Marketing und Verleih mit mindestens 175 Millionen Dollar – das Plus (wenn überhaupt) für Disney bescheiden ausgefallen sein. Kein Wunder, dass sie den dritten "Narnia" zwei Jahre später dann dankend 20th Century Fox überließen, die dann noch weniger Erfolg haben sollten. Seitdem gab es keine "Narnia"-Abenteuer mehr. In "Prince Caspian" kehren die vier Pevensie-Geschwister nach Narnia zurück, um wieder einen bösen König zurückzuschlagen und Prinz Kaspian (Ben Barnes), dem rechtmäßigen Thronerben, zur Krone zu verhelfen. Regisseur und Drehbuchautor Andrew Adamson, der bereits den ersten Teil inszeniert hatte, gelang eine unterhaltsame Adaption des Romans von 1951. "Düsterer, vielschichtiger und weniger anfällig für putzige 'wow'-Effekte, handelt es sich hier um eine fesselnde Geschichte mit einer nachdenklichen Botschaft", lobte Kritiker Rich Cline für "Shadows on the Wall".



"The Transporter", Pro 7, 20:15 Uhr:
Jason Statham ist Frank Martin, der Transporter. Seine Aufgabe ist es, Päckchen zu überbringen, ohne Fragen zu stellen. Kaum bricht er diese einfache Regel, bricht die Action-Hölle los. Der Engländer Statham war 34 Jahre alt, als ihm Produzent und Drehbuchautor Luc Besson ("Lucy") und dessen französischer Landsmann Louis Letterier ("Die Unfassbaren") zutrauten, erstmals einen Film als Hauptdarsteller zu tragen. Statham zeigte sich der Aufgabe gewachsen und wurde mit diesem französischen Thriller von 2002 einem größeren Publikum bekannt. Zwar floppte der Action-Kracher in den USA, spielte aber weltweit genug ein, um noch zwei erfolgreichere Fortsetzungen 2005 und 2008 mit dem Briten zu rechtfertigen. Wie so oft bei Besson steht Action im Vordergrund, und die Handlung ist eher zweitrangig. "Es ist mal richtig erfrischend, einen Action-Film zu sehen, in dem die Hauptfigur kalt, entschlossen und ein knallharter Arsch. Immer ruhig bleibend und niemals aufgebend, selbst wenn er zehn Burschen mit nicht viel mehr als mit Fahrradpedalen oder Motoröl bekämpfen muss oder unter Wasser einen Kerl küssen muss, um atmen zu können", befindet ein mexikanischer Zuschauer.



"Maria, ihm schmeckt's nicht!", Arte, 20:15 Uhr:
Als Jan (Christian Ulmen) seine Freundin Sara (Mina Tander) heiraten möchte, ahnt er noch nichts von den Komplikationen, die durch seinen Schwiegervater-in-spe entstehen sollen: Antonio (Lino Banfi), ein echter italienischer Patriarch, der 1965 als Gastarbeiter nach Osnabrück kam, will seinen Segen für die Hochzeit nur erteilen, wenn in der süditalienischen Kleinstadt Campobello geheiratet wird. Dort angekommen, wird Jan derart mit italienischen Eigenheiten konfrontiert, dass bald nicht nur die Spaghetti im Topf überkochen...Jan Weiler, Chefredakteur des Magazins der "Süddeutschen Zeitung", hatte 2003 seine wahren Erlebnisse mit dem Clan seiner italienischen Frau ausgeschmückt und als Roman herausgebracht, der zum Bestseller wurde. Sechs Jahre später kam die Verfilmung in die Kinos, an welcher Weiler zusammen mit Daniel Speck am Drehbuch gearbeitet hatte. Die Regie übernahm Neele Vollmar ("Rico, Oscar und die Tieferschatten"), der eine amüsante, leicht überdrehte, schöne Sommerkomödie gelang, die rund 1,3 Millionen Zuschauer in die Kinos lockte. Gedreht wurde zum Großteil im apulischen Gravina, das für das fiktive Campobello einstand. Antonio-Darsteller Banfi beherrschte kein Deutsch, so dass er die in Lautschrift aufgemalten Dialoge von Tafeln ablesen musste. "Sicherlich ist das hier nichts, was man nicht irgendwann schon mal so ähnlich gesehen hat", resümiert ein deutscher Zuschauer, "aber dank des Drehbuchs und der superben Leistungen von Christian Ulmen und Lino Banfi, die von einem ebenfalls guten Ensemble unterstützt werden, wirkt es frisch und witzig."



"Die Träumer", 3sat, 22:35 Uhr:
1968 in Paris. Während draußen auf den Straßen die Studentenproteste toben, lässt sich der amerikanische Student Matthew (Michael Pitt) auf erotische Spiele mit der kino-verrückten Isabelle (Eva Green) und ihrem Zwillingsbruder Theo (Louis Garrel) in der Wohnung ihrer Eltern ein, die in die Sommerferien verreist sind. Der Schotte Gilbert Adair adaptierte seinen eigenen Roman "The Holy Innocents" (Die heiligen Unschuldigen) von 1988 für den italienischen Regisseur Bernado Bertolucci, der dann noch einige Veränderungen vornahm, so dass Adair am Schluss nicht ganz mit dem britischen Drama zufrieden war: "Der Film bleibt dem Geist meines Buches treu, wenn auch nicht den Buchstaben." Aufgrund des erotischen Inhalts hatten Eva Green's Eltern sie angefleht, die Rolle der Isabelle nicht anzunehmen, da es ihre Karriere zerstören würde. Schwierigkeiten hatten aber letztlich nur die Zensoren, so dass es in den USA, wo der Film in wenigen Kinos sehr erfolgreich lief, zwei Versionen gibt, die sich um drei Minuten unterscheiden. In der ungeschnittenen Version war "The Dreamers" einer der wenigen Filme, die keine Altersfreigabe für Jugendliche erhielten. Der 15 Millionen Dollar teure, atmosphärisch satte Film, zugleich Bertolucci's Liebeserklärung an das Kino, spielte weltweit exakt wieder diese Summe ein. "Um eine Metapher aus dem Film zu verwenden: 'The Dreamers' anzusehen ist, als wenn man die eigenen Eltern beim Sex durchs Schlüsselloch beobachtet. Der Film verstört einen, aber er ist so wahrhaftig, dass man nicht aufhören kann zuzuschauen. Und während man zusieht, verändert sich die eigene Sicht auf die Welt ein wenig. Das ist kein einfacher Film. Er beginnt unbeschwert, aber je länger er dauert, desto tiefer und komplexer wird er. 'The Dreamers' ist toll gespielt und wunderbar von Herzen kommend", findet ein Zuschauer aus Boston.


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