"Die Kanonen von Navarone", Arte, 20:15 Uhr:
Peck. Niven. Quinn. Mit einem Staraufgebot konnte Regisseur J Lee Thompson die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Alistair MacLean aus dem Jahr 1957 angehen. Dafür blieb ihm keine große Vorbereitung, denn erst eine Woche vor Produktionsstart hatte er den Kollegen Alexander Mackendrick ersetzt, der von den Produzenten wegen "kreativer Differenzen" gefeuert worden war. Das Team drehte hauptsächlich auf Rhodos, wo es Anthony Quinn so gut gefiel, dass er gleich eine Bucht kaufte. Obwohl der Film große Veränderungen gegenüber der Buchvorlage unternimmt, bleibt die Handlung im Wesentlichen die gleiche: Ein alliiertes Kommando muss im Zweiten Weltkrieg eine scheinbar uneinnehmbare Festung in der Ägäis einnehmen, welche den Schiffsverkehr der Amerikaner und Engländer bedroht und vor allem verhindert, dass 2000 isolierte britische Soldaten gerettet werden können. Die Dreharbeiten waren nicht ungefährlich - David Niven verletzte sich so schwer, dass er wochenlang im Krankenhaus lag, und man es sogar erwog, die Produktion ganz abzubrechen und die Versicherung zu kassieren. Aber es lohnte sich: Der sechs Millionen Dollar (nach heutigem Wert 47 Millionen) teure Abenteuerfilm brachte Columbia Pictures allein in den USA 29 Millionen Dollar (nach heutigem Wert 224 Millionen) ein und war der nach "West Side Story" erfolgreichste Streifen 1961. "The Guns of Navarone" gilt bis heute als einer der besten Kriegsfilme: Mit zweieinhalb Stunden lang genug, aber dank der Inszenierung von Thompson niemals länglich. Die spektakulären, spannenden Action-Szenen werden mit genügend Charaktertiefe und Betrachtungen über den Krieg und Heroismus gewürzt. Die Produktion war für sieben "Oscars" (darunter als "Bester Film" und für "Beste Regie" und "Bestes Drehbuch") nominiert, gewann einen davon für "Beste Spezialeffekte". Bei den Golden Globes zeichnete man ihn als "Bester Film" aus. "Knapp hinter dem perfekten 'Bridge on the River Kwai', war 'Guns of Navarone' schon bei der Uraufführung ein Klassiker und wird es immer bleiben - dank seines soliden Fundaments aus guten Produktionsmitteln, einer gewinnenden Filmmusik, gutem Drehbuch, starker Handlungs- und Figurenentwicklung, den klasse Schauspielern und der liebevollen Inszenierung. Hut ab vor allen, die an diesem Film mitgearbeitet haben", lobt eine Zuschauerin aus Arizona.
"District 9", Pro7, 22:50 Uhr:
Darauf musste auch erst einmal jemand kommen: Die Rassentrennung während des Apartheid-Regimes in Südafrika mit seiner Ghettoisierung auf einen Science Fiction-Film zu übertragen, in dem Außerirdische, die vor 28 Jahren auf der Erde gelandet sind, von den Menschen in das Ghetto District 9 gepfercht werden. Dem Verbindungsoffizier Wikus van de Merwe (Sharlto Copley) kommen Zweifel über die Behandlung der Aliens. Mit der Hilfe von Peter Jackson als Produzenten gelang es dem südafrikanischen Filmemacher Neill Blomkamp, die Idee von einem seiner Kurzfilme zu seinem ersten Spielfilm auszuweiten, der nicht nur wegen seiner geschickten viralen Marketing-Strategie 2009 zum Überraschungserfolg wurde. Obwohl das Budget mit 30 Millionen Dollar für einen solchen Film überschaubar war, gelang es Blomkamp, ein technisch brillantes, einfallsreiches und herzzerreißendes Werk über soziale Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit im Gewande einer action-haltigen Zukunftsversion zu verpacken. Kritiker und Publikum sprachen unisono von einem Meisterwerk - und die Kassen klingelten weltweit zur Melodie von 210 Millionen Dollar für die südafrikanische Independent-Produktion. Vier "Oscar"-Nominierungen sprangen heraus, dafür sogar eine für den "Besten Film" (und auch Blomkamp war für sein Drehbuch genannt). Alles in allem gewann "District 9" 22 Preise und war für weitere 84 nominiert. "Das ist ein Bilderbuchbeispiel dafür, wie das Fantasy-Kino schwierige moralische Themen angehen kann, während die Leinwand mit klebrigen Alien-Blut bespritzt wird", meinte Kritiker Trevor Johnston für "Radio Times".
"Wie im Himmel", ARD, 01:20 Uhr:
Der international erfolgreiche Dirigent Daniel Daréus (Michael Nyqvist) unterbricht seine Karriere und kehrt in das Dorf seiner Kindheit in Norrland im Norden Schwedens zurück. Es dauert nicht lange, bis er gebeten wird, sich doch einmal den örtlichen Kirchenchor anzuhören und vielleicht einen guten Tip zu geben. Daniel sagt zu - und von da an ist in dem kleinen Dorf nichts mehr, wie es war. Schwedens Beitrag als "Bester nicht-englischsprachiger Film" zu den Academy Awards war 2004 ein Riesenerfolg nicht nur in seiner Heimat, sondern das Drama lief international gut - so in Deutschland, aber auch in Australien, wo es in einem Kino 103 Wochen zu sehen war, oder Neuseeland, wo es 52 Wochen gespielt wurde. Diese Geschichte von Liebe, Gemeinschaft und Wiedergutmachung bezwingt mit ihrem echten Glauben an die Musik als übersinnliche Kraft. Regisseur Kay Pollack umschifft nicht jede melodramatische Klippe - manches riecht nach Seifenoper - schafft es aber immer wieder, zu überraschen und in die Geschichte hereinzuziehen. Ein Zuschauer in Los Angeles schreibt: "Nach Ende der Vorstellung weinten viele Leute und erklärten, wie sehr der Film sie berührt habe. Der Film ist meisterhaft inszeniert und jede Figur so brillant gezeichnet, dass man am Schluss diese Menschen wirklich kennt und sich um sie sorgt. Die Musik ist sehr natürlich, und das Hauptlied ziemlich herzzerreißend, aber erbaulich zugleich."