Ein Gespenst geht um in Hollywood. Ein Gespenst namens Nordkorea.
Nachdem die Hacker-Gruppe "Guardians of Peace" am Dienstag mit einem unbeholfen formulierten Drohbrief die fünf größten Kinoketten Amerikas dazu gebracht hat, die Seth Rogen-Komödie "The Interview", die sich über den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un lustig macht, aus dem Weihnachtsprogramm zu nehmen, und Sony Pictures die Produktion bis auf weiteres gar nicht mehr veröffentlichen wollen, ist jetzt New Regency eingeknickt.
Obwohl überhaupt nicht erwiesen ist, dass Nordkorea hinter den Drohungen steckt und es sich nicht nur um einen Dumme-Jungen-Scherz handelt, hat das zu 20th Century Fox gehörende Filmstudio die für März geplanten Dreharbeiten zu einem Thriller mit Steve Carell abgesagt. Weil er in Nordkorea spielt.
Ursprünglich sollte Gore Verbinski ("Lone Ranger") die auf dem Comic "Pyongyang" von des Kanadiers Guy Delisle basierende Geschichte inszenieren. Sie handelt von einem Trickfilmzeichner, der in Nordkorea der Spionage bezichtigt wird. Nun haben Fox offenbar angekündigt, den Film ihres Tochterunternehmens nicht in die Kinos bringen zu wollen - was das effektive Aus bedeutet. Sehr zum Missvergnügen von Carell selbst, der vorgestern tweetete: "Ein trauriger Tag für den schöpferischen Ausdruck."
Inzwischen kritisieren nicht nur Künstler und Filmkritiker die Entscheidung von Sony, "The Interview" ihrer Tochtergesellschaft Columbia Pictures nicht zu veröffentlichen, sondern auch die Politik. James Moore, der kanadische Industrieminister, erklärte, der Entschluss von Sony sei "ziemlich beschämend": "Ich glaube an die Meinungsfreiheit und nicht daran, ein Investment von 44 Millionen Dollar das Klo runterzuspülen, weil sich Leute vor dieser Art Cyber-Angriff fürchten."