(17.12.2014) New Yorker Premiere von "The Interview" abgesagt
Das Sunshine Cinema in New York City hat bekannt gegeben, dass die für morgen geplante Premiere von Seth Rogen's Komödie "The Interview" ausfallen wird. Grund sind Drohungen der Hacker-Gruppe, die Sony Pictures momentan so viel Kopfzerbrechen bereiten. Die Hacker hatten gestern Morgen mit Anschlägen auf die Filmtheater gedroht, welche die Columbia Pictures-Produktion zeigen.
Ihre Drohung lautete:
"Warnung
Wir werden Euch klar genau in der Zeit und an den Orten, an denen "The Interview" gezeigt wird - einschließlich der Premiere - demonstrieren, welch bitteres Los jene erwartet, die Spaß im Schrecken suchen
Bald wird die ganze Welt sehen, was für einen fürchterlichen Film Sony Pictures Entertainment gemacht haben
Die Welt wird voller Schrecken sein
Erinnert Euch an den 11. September 2001
Wir empfehlen Euch, von jenen Plätzen zu jener Zeit fernzuhalten
(Sollte Euer Zuhause in der Nähe sein, verlasst es lieber)
Was immer in den kommenden Tagen passieren wird, ist der Gier von Sony Pictures Entertainment geschuldet
Und die Welt wird das SONY verurteilen
Mehr demnächst"
Schon vor den Drohungen war die Premiere in Los Angeles letzte Woche eine eher stille Affäre, bei der keine Interviews zugelassen worden. Auch sagten Sony mehrere Werbetermine von Rogen und James Franco ab, unter anderen in der "Tonight Show Starring Jimmy Fallon" heute Abend und der "Late Night with Seth Meyers" morgen Abend.
Sony hat den Kinos freigestellt, ob sie "The Interview" zeigen wollen. Gestern traf die Carmike Cinemas-Kette die Entscheidung gegen die Produktion. Sie wird den Weihnachten anlaufenden Streifen nicht zeigen.
"The Interview" macht sich über den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un lustig, was zu offiziellen Protesten und Drohungen der nordkoreanischen Regierung geführt hat. Manche vermuten daher Nordkorea sogar hinter den Hacker-Attacken gegen Sony.
In Deutschland wird "The Interview", den Rogen auch inszeniert hat, am 5. Februar 2015 starten.
(18.12.2014) Sony werden "The Interview" nicht veröffentlichen
Erst knickten die Kinobesitzer ein, dann gleich ein ganzes Major-Filmstudio. Nachdem die fünf größten Kinoketten der Vereinigten Staaten gestern ankündigten, die Columbia Pictures-Komödie "The Interview" nicht zu zeigen, weil im Internet eine Hacker-Gruppe mit Anschlägen auf die Lichtspielhäuser gedroht hatte, welche den Seth Rogen-Streifen zeigen würden, hat Muttergesellschaft Sony Pictures Entertainment verkündet, die Produktion nicht wie geplant am 25. Dezember zu veröffentlichen. Und das obwohl das Department of Homeland Security versichert hat: "Es gibt keine glaubwürdigen Beweise, dass Anschläge auf Kinos in den Vereinigten Staaten geplant werden."
Ob die Nordkoreaner, Terroristen, Wichtigtuer oder einfach ein Dumme Jungen-Streich - die Absage von Sony ist auf Unverständnis gestoßen. Allgemein verurteilt die Branche das Einknicken gegenüber anonymen Drohungen, das ein für die Zukunft beunruhigenden Präzedenzfall darstelle.
Manche Tweets von Prominenten nehmen die Sache sarkastisch auf's Korn. So tweetet Zach Braff: "Das war es wohl mit meiner Hitler-Komödie", Mia Farrow meinte: "Verdammt. Die Bösen gewinnen", während Michael Moore erklärte: "Liebe Sony-Hacker: Jetzt, da ihr Hollywood regiert, hätte ich auch gerne weniger romantische Komödien, weniger Michael Bay Filme und keine weiteren 'Transformers' mehr, bitte!"
(22.12.2014) Sony stellt klar: "The Interview" wird veröffentlicht
Vielleicht hat sie der Gegenwind aus Medien und Öffentlichkeit doch beeindruckt? Oder war alles von Anfang an ein Missverständnis aufgrund einer Misskommunikation?
Am Sonntag stellte der Sony-Anwalt David Boies in der NBC-Sendung "Meet the Press" jedenfalls klar, dass das Filmstudio weiterhin plane, "The Interview" zu veröffentlichen. "Sony verschieben diesen Film nur. Das Studio hat dafür gekämpft, den Streifen zu veröffentlichen. Und er wird veröffentlicht werden. Wie er gezeigt wird, wissen wir derzeit noch nicht. Aber er wird veröffentlicht werden." Zuvor hatte schon Sony-Chef Michael Lynton erklärt, sein Studio wolle den Seth Rogen-Film zeigen, dass aber nicht mal die großen Video-on-demand-Unternehmen ihn ausstrahlen wollten.
Den Cyber-Angriff auf Sony nannte Bois "einen durch einen Staat unterstützten kriminellen Angriff auf eine amerikanische Firma und ihre Angestellten": "Wir wissen das Engagement des FBI bei der Aufklärung zu schätzen, aber nun muss sich auch der Rest der Regierung einschalten und rausfinden, wie wir unsere nationale Sicherheit schützen können. Denn dies ist kein Sony-Sicherheitsproblem, sondern ein Problem der nationalen Sicherheit. Und die Regierung muss hier führen."
Das FBI glaubt, Nordkorea als Schuldigen hinter dem Hacker-Angriff ausgemacht zu haben; das Land bestreitet dies und hat angeboten, gemeinsam mit den USA eine Untersuchung durchzuführen.
(24.12.2014) Mehr als 300 US-Kinos zeigen Komödie
Dann ging alles ganz schnell: Nachdem Sony Pictures gestern mit Kinobesitzern in einer Telephonkonferenz grünes Licht für die Aufführung ihrer zunächst abgesagten Komödie "The Interview" gegeben hatten, wird der Seth Rogen-Film bereits am morgigen Weihnachtstag rund 300 Filmtheatern zu sehen sein, darunter in allen Großstädten. Zum Vergleich: Premierenfilmen starten normalerweise auf über 3000 Leinwänden. Aber immerhin. Und erstaunlich, wie viele Kinos so schnell zugriffen, nachdem Sony zunächst per Twitter darauf aufmerksam gemacht hatten, dass sie den Kinos nun doch freistellen würden, die Columbia Pictures-Produktion zu zeigen.
"Wir haben niemals den Plan aufgegeben, 'The Interview' in die Kinos zu bringen, und sind froh, dass unser Film in einigen Kinos am Weihnachtstag zu sehen sein wird", erklärte Michael Lynton, der Chef von Sony Pictures Entertainment. Gleichzeitig suche man nach weiteren Wegen, ein noch breiteres Publikum zu erreichen. Man vermutet, dass Sony "The Interview" auch für Video on Demand freigeben wird.
US-Präsident Barack Obama, der die Absage des Films bedauert hatte, ließ nun über einen Pressesprecher wissen, dass das Weiße Haus den Schritt von Sony begrüße: "Wie der Präsident klar gestellt hat, sind wir ein Land, dass an die Redefreiheit und das Recht auf den künstlerischen Ausdruck glaubt. Die Entscheidung von Sony und der teilnehmenden Filmtheater ermöglicht es Menschen, ihre eigene Wahl zu treffen, und diesen Ausgang begrüßen wir."
(25.12.2014) "The Interview" ist online
"The Interview" läuft heute (25. Dezember) in 300 kleinen, amerikanischen Kinos an und ist außerdem im Internet zu sehen. Auf Youtube will Sony den Film außerdem zur Verfügung stellen, sowie auf diversen Streaming-Plattformen. Gegen Geld können sich die Filmfans den Streifen nun auch online anschauen. Der Streit um die Veröffentlichung des Streifens wurde immer politischer.
(26.12.2014) Sony veröffentlicht "The Interview"
Während sich die USA feiern und Seth Rogen sowie Co-Regisseur Evan Goldberg sogar persönlich bei einer Aufführung in Los Angeles auftauchten, wird es laut des nordkoreanischen UN-Diplomats Kim Song aus Nordkorea wohl keine öffentliche Reaktion auf die Polit-Satire geben. Dennoch verurteilte Nordkorea die Veröffentlichung des Films von Anfang an. Denn dieser sei eine "unverzeihliche Verhöhnung unserer Staatshoheit und der Würde unseres obersten Führers".
In Amerika ist man froh darüber, dass sich Sony schließlich doch für die Freigabe des Films entschieden. Die Hauptdarsteller twitterten "Die Freiheit siegt", und laut bild.de sollen bald auch die Kinos, in denen "The Interview" gezeigt wird, mit diesem Slogan werben. US-Präsident Barack Obama sagte bei einer Veranstaltung: "Ich bin froh, dass der Film veröffentlicht wurde." Auch er hatte im Vorfeld, wie viele Politiker und Promis, die Nichtveröffentlichung des Streifens kritisiert. Amerika sei schließlich ein Land, das an die Meinungs- und Kunstfreiheit glaube.
(05.01.2014) Nordkorea bezeichnet "The Interview" als "widerlich"
Nachdem die Vereinigten Staaten weitere Sanktionen gegen Nordkorea verhängt und diese eindeutig mit den mutmaßlichen Hacker-Angriffen des Landes gegen das japanische Filmstudio Sony Pictures begründet haben, lässt die Reaktion der Koreaner nicht lange auf sich warten.
Gestern veröffentlichte das Außenministerium der Demokratischen Volksrepublik Korea folgende Verlautbarung: "Sony Pictures Entertainment hat einen widerlichen Film produziert, der offen für Terrorismus gegen einen souveränen Staat wirbt, nur um dann Zensur und öffentliche Kritik im In- und Ausland zu ernten. Aber die Vereinigten Staaten beginnen einen lärmende anti-Volksrepublik-Kampagne, und bringen absichtlich den 'Cyber Terror' mit der Volksrepublik in einen Zusammenhang." Dass die USA das Angebot Nordkoreas, gemeinsam nach den Hackern zu suchen, ausgeschlagen hatten, zeige "deren schlechtes Gewissen und wahre Motive".
Was die geschäftliche Seite betrifft, lief "The Interview" in seiner zweiten Woche in 581 Filmtheatern - das sind 250 zusätzliche - und spielte bis gestern, am elften Tag seiner Veröffentlichung, 4,9 Millionen Dollar ein. Damit landete er auf Platz 16 der Kinocharts in den USA. Der Zuschauerschnitt bleibt mit 1900 Dollar pro Kino schwach. Was zweierlei Ursache hat: Sony bieten die Möglichkeit des Video-on-demand für die Seth Rogen-Komödie, von der auch rege Gebrauch gemacht wird. Diese Zuschauer fehlen den Kinobesitzern nun natürlich. Zum Zweiten war das Bohei in den Medien kein Gradmesser für das wahre Interesse an dem Streifen. Die durchwachsenen Kritiken gaben dann den Interessierten auch keinen besonderen Anlass, die Kinos zu stürmen. Da ist das Interesse an Filmen wie zum Beispiel Clint Eastwood's "American Sniper" wesentlich höher: Das Drama mit Bradley Cooper lief am Wochenende auf nur vier Leinwänden - in denen 640 000 Dollar über die Ladentheke gingen. Das entspricht einem Schnitt von 160 000 Dollar pro Kino!
(07.01.2014) Deutschland-Premiere von "The Interview" bleibt
Während "The Interview" wegen der Terrordrohungen gegen Kinos, die den Film ausstrahlen würden, in den USA erst gar nicht auf die Leinwände kommen sollte, dann wiederum doch, wenn auch nur begrenzt mit rund 500 Kopien, bleibt es in Deutschland beim Starttermin 5. Februar. Das haben Sony Pictures heute per Pressemitteilung klar gestellt. Auch beim geplanten Starttermin am 6. Februar in Großbritannien bleibe es.
Derweil hat die Komödie von und mit Seth Rogen laut Angaben von Sony im Internet als Video-on-demand bereits 31 Millionen Dollar eingespielt. 4,3 Millionen Mal ist der Streifen bisher abgerufen worden. Das macht ihn zum erfolgreichsten Film im Netz. Aber dadurch ist gleichzeitig das Kinoergebnis mit rund fünf Millionen Dollar bisher eher enttäuschend ausgefallen. Allein durch das Auslandsgeschäft kann die Produktion noch profitabel werden.
(23.01.2015) Update
Da haben die Nordkoreaner wohl etwas missverstanden. Am 5. Februar werden zwei Dinge geschehen: Die von der kommunistischen Diktatur abgelehnte US-Komödie "The Interview", in welcher der nordkoreanische Staatschef Kim jong-un ein explosives Ende findet, wird in den deutschen Kinos starten, und in Berlin eröffnen die 65. Internationalen Filmfestspiele. Die nordkoreanische Regierung mixte daraus: Auf der Berlinale wird "The Interview" gezeigt werden. Das empfindet man in Pjöngjang offenbar als ganz gezielte Provokation - und reagierte nun mit einer scharfen Pressemitteilung.
"Gnadenlos" will man die Verantwortlichen der Berlinale - die von ihrem (Un)glück noch gar nichts wussten - bestrafen, ließ das nordkoreanische Außenministerium gestern mitteilen. Der Film, der zum Terrorismus aufhetze, habe nichts mit "Freiheit der Meinung" zu tun. Ihn zu zeigen, widerspreche "der Zielsetzung und dem Wesen des Internationalen Filmfestivals". Damit nicht genug, unternimmt die nordkoreanische Regierung einen gewagten historischen Vergleich: Deutschland habe einst durch zwei Weltkriege "unaussprechliches Unglück, Schmerz und Desaster über die Menschheit gebracht". Und ausgerechnet dieses Land beteilige sich nun an solch einem "feindseligen Akt"! Die deutsche Erlaubnis zur Aufführung des Films sei eine "gefährliche Handlung, mit der es seine schändliche Geschichte wiederholen könnte".
Und wo man schon mal dabei ist: Ein Sprecher des nordkoreanischen Außenministeriums sieht natürlich den Erzfeind, die Vereinigten Staaten von Amerika, im Hintergrund die Strippen ziehen. Diese missbrauchten ihre Teilnahme an dem Internationalen Filmfestival, um die Columbia Pictures-Produktion in ihren "Vasallenstaaten" verbreiten zu können. Die staatliche Nachrichtenagentur Nordkoreas (KCNA) forderte: "Die USA und Deutschland sollten sofort die Farce stoppen", einen gegen "Nordkorea, seine Souveränität und die Würde seiner höchsten Führung" gerichteten Film auf dem Internationalen Festival zeigen zu wollen. Die USA wollten das Werk, das "Nordkoreas Armee und Volk in große Wut versetzt" habe, auf die Berlinale bringen, obwohl es international bereits zurückgewiesen worden sei.