Wenn sich Filmemacher daran machen, einen auf das Jahr genau 20 Jahre alten Hit wiederzubeleben, kann das zweierlei bedeuten: Ihnen sind die Ideen ausgegangen - oder sie müssen auf Altbewährtes zurückgreifen, weil sie mit den Werken der letzten Jahre beim zahlenden Kunden abgeblitzt sind.
So viel Sympathie man für die Farrelly Brothers auch hegen mag, man wird den Verdacht nicht los, dass Letzeres eine Rolle dabei spielt, dass 20 Jahre nach "Dumm und Dümmer" nun die Fortsetzung "Dumm und Dümmehr" auf das Publikum losgelassen wird.
Niemand hatte besondere Sehnsucht danach, dieses Sequel zu sehen - und wahrscheinlich auch keine besondere Sehnsucht, es zu drehen. Aber die Gebrüder Farrelly Bobby und Peter haben seit "Schwer verliebt" keinen Erfolgsfilm mehr liefern können - und diese Komödie kam 2001 in die Kinos! Ihre Filme lieferten seitdem hauptsächlich solide Einspielergebnisse, aber keiner grub sich besonders ins kollektive Gedächtnis oder füllte die Taschen. Auch Hauptdarsteller Jim Carrey wartet seit "Der Ja-Sager" von 2008 auf einen echten Hit. Sein Kollege Jeff Daniels reüssiert immerhin in der Fernsehserie "The Newsroom".
1994 war Carrey mit "Ace Ventura" und "The Mask" ein aufregender neuer Superstar, und auch aufgrund dessen wurde "Dumm und dümmer" damals mit 127 Millionen Dollar Einspiel in Nordamerika (das entspricht inflationsbereinigt aktuell 240 Millionen Dollar) ein riesiger Erfolg. Das steht nun nicht mehr zu erwarten, zumal die Kritiken schwach ausfallen. "Es gibt komische Momente, aber viel zu wenige", schreiben die Rezensenten. "Das Ganze wirkt wie ein Produkt aus schierer Verzweiflung und kreativer Ermüdung", bedauert Soren Anderson in der "Seattle Times". Dennoch wollen Universal Pictures den Erfolg mit aller Macht und schicken den Streifen in satte 3153 Kinosäle. Zwei Dinge könnten ihnen zupass kommen: "Dumb and Dumber To" ist die erste Komödie seit einigen Wochen, die Vorverkaufszahlen sind gut und die erste Mundpropaganda ermutigend. Dennoch dürfte es der Fortsetzung schwerfallen, an den beiden Giganten des vergangenen Wochenendes, dem Disney-Animationsfilm "Big Hero 6" und dem Paramount-Science-Fiction-Epos "Interstellar" vorbeizukommen.
Relativity Media versucht es mit einem ganz anderen Film: "Beyond the Lights", geschrieben und inszeniert von Gina Prince-Bythewood ("Die Bienenhüterin"), ist ein Drama ohne große Stars (in Nebenrollen wirken Minnie Driver und Danny Glover mit) und handelt von einer Superstar-Sängerin, die unter enormen Druck steht und daran zu zerbrechen droht. Dann aber trifft sie auf einen jungen Polizisten und aufstrebenden Politiker. Beide verlieben sich trotz ihres total unterschiedlichen Hintergrundes, und er gibt ihr den Mut, ihre eigene Stimme zu finden. Das klingt nach "The Bodyguard" ohne den albernen Attentatsaspekt, aber dank der intelligenten Inszenierung und einer sensationellen Darbietung in der weiblichen Hauptrolle durch Gugu Mbatha-Raw ("Belle") überwindet "Beyond the Lights" die 08/15-Handlung und nimmt das Publikum gefangen. Oder jedenfalls die Kritiker, die den Film über den grünen Klee loben. "Beyond the Lights" startet mit 1789 Kopien.