Der Hattrick war ihm nicht vergönnt: Nach zwei Wochen an der Spitze musste sich der immer noch starke "Gone Girl" dem Neuankömmling mit dem "Herz aus Stahl" geschlagen geben. Der Abenteuerfilm aus den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs auf deutschem Boden beweist: Ein- und derselbe Regisseur kann innerhalb eines Jahres Mist verzapfen und dann ein beachtliches Stück Arbeit nachschieben. Zum Wohl der US-Kinos ingesamt, die ein gutes Wochenende verzeichneten: 122 Millionen Dollar spielten die Top Twelve ein; wesentlich mehr als am Vorjahreswochenende, als mit Spitzenreiter "Gravity" nur 93 Millionen Dollar zusammen kamen.
Platz 1: "Herz aus Stahl"
Noch vor ein paar Monaten sorgte Regisseur David Ayer für Augenrollen bei Zuschauern und Kritikern: "Sabotage" mit Arnold Schwarzenegger floppte fürchterlich. Eine besondere Enttäuschung, hatte man doch gespannt erwartet, was Ayer auf seinen verheißungsvollen "End of Watch" würde folgen lassen. Doch nun scheint der 46-jährige Filmemacher das Versprechen, das man sich von ihm erhofft hatte, einzulösen: Einen Qualitätsfilm. "Fury" (so der Originaltitel) ist sicher keine leichte Kost - schon gar kein "Inglorious Basterds", auch wenn Brad Pitts Anwesenheit in einem Streifen, der im Zweiten Weltkrieg in Europa spielt, das oberflächlich nahe legt - und kann mit seiner "R"-Altersbeschränkung auch nur auf das erwachsene Publikum zählen. Aber die unübersehbare Werbung für seinen Film, die Pitts Rolle natürlich sehr herausstellt, die guten Kritiken und die hervorragende Mundpropaganda für "Fury" bescherten Columbia Pictures 23 Millionen Dollar aus 3173 Kinos über das Wochenende - ein gutes, kein großartiges Einspiel. Aber bei den oben genannten Einschränkungen aller Ehren wert. 68 Millionen Dollar hat "Fury" gekostet - mindestens diese Produktionskosten sollte der Streifen in den USA einspielen können.
Platz 2: "Gone Girl - Das perfekte Opfer"
Es war nicht David Finchers Schwäche, sondern David Ayers Stärke, die für den Machtwechsel an den Kinokassen sorgte, denn "Gone Girl" lief auch an seinem dritten Wochenende hervorragend. Nur 33 Prozent büßte der Kriminalfilm gegenüber dem Vorwochenende an Zuschauern ein und konnte so immer noch 17 Millionen Dollar erlösen. Die Romanverfilmung mit Ben Affleck und Rosamund Pike ist äußerst populär, was sich im Überqueren der 100 Millionen Dollar-Einspielgrenze bereits am 16 Tag der Veröffentlichung zeigt. Inzwischen steht "Gone Girl" bei 107 Millionen Dollar; ein voller Erfolg für 20th Century Fox, die 63 Millionen Dollar allein für die Produktion investiert haben. Finchers Film dürfte der erfolgreichste seiner illustren Karriere werden.
Platz 3: "Manolo und das Buch des Lebens"
Knapp dahinter mit ebenfalls 17 Millionen Dollar erringt dieser Neustart die Bronze-Medaillie. Ein Zeichentrickfilm mit Latino-Einschlag - der mexikanische Animationskünstler Jorge Gutierrez feiert hiermit sein Leinwanddebut als Regisseur, Guillermo del Toro hat produziert, und Diego Luna und Zoe Saldana sprechen im Original die Figuren - kostete 20th Century Fox auch immerhin 50 Millionen Dollar an Produktion. Der gelungene Start auf 3070 Leinwänden kann die Produzenten und Studiobosse hoffen lassen, dass - zusammen mit den positiven Kritiken, die besonders die phantastische Animation zu loben wissen, und den gewogenen Zuschauerstimmen - dieses Geld richtig investiert worden ist.
Platz 4: "Die Coopers - Schlimmer geht immer"
Eine Woche zuvor gestartet konnte sich diese Komödie mit Jennifer Garner und Steve Carrell ebenfalls gut behaupten und büßte im Vergleich zum Wochenende sieben Tage zuvor nur 34 Prozent an Publikum ein. Dies reichte zu 12 Millionen Dollar für die Disney-Produktion, die nun auf insgesamt 37 Millionen Dollar kommt und damit zumindest schon einmal die Produktionskosten von 28 Millionen Dollar eingespielt hat. Die Mundpropaganda für diese Kinderbuchverfilmung ist allerdings nur mittelmäßig, so dass abzuwarten bleibt, ob in dieser Woche sich nicht mehr Familien für "The Book of Life" entscheiden werden und "Alexander and the Terrible, Horrible, No Good, Very Bad Day" in der Tat dann noch bitterere Tage wird erleben müssen.
Platz 5: "Mein Weg zu Dir"
Es ist mal wieder Nicolas "Schneuz" Sparks-Taschentücherzeit im Kino: "The Best of Me" trieb allerdings hauptsächlich den Kritikern die Tränen in die Augen - aber sicherlich nicht aus den Gründen, die Regisseur Michael Hoffman intendiert hatte...nur etwas über fünf Prozent aller Rezensenten wusste etwas Gutes über sein Drama mit James Marsden und Michelle Monaghan zu berichten; für Hoffman ist das nach dem desaströsen "Gambit" mit Colin Firth der zweite kapitale Bock hintereinander. Nun mag man einwenden, dass Kritiker nun mal nicht die Zielgruppe von Sparks-Verfilmungen sind. Mag sein, aber selbst die Zielgruppe zeigte diesem Nichtqualitätsprodukt verdächtig die kalte Schulter, wie die schlechte Platzierung am Premierenwochenende ja schon nahelegt. In 2936 Lichtspielhäusern gestartet, kamen dort nur 10 Millionen Dollar zusammen. So schlecht ist seit 1999, als mit "Message in a Bottle" die erste Sparks-Verfilmung in die Kinos kam, noch keine gestartet. Für das Produktionsbudget von 26 Millionen Dollar mag es noch gerade reichen, aber Relativity Media dürfen nach dieser Pleitenpremiere wohl nicht viel mehr erwarten, zumal auch die Zuschauermeinungen negativ sind ("Mit Sicherheit keiner der besten Sparks-Romane oder Sparks-Filme").
Platz 6: "Dracula Untold"
Universal Pictures hätten den Untoten doch besser ruhen lassen - ihre Pläne, eine neue "Origins"-Reihe mit ihren klassischen Monstern zu starten, scheint gleich an der ersten Hürde krachend zu scheitern. Zwar konnte "Dracula Untold" vor einer Woche mit 23 Millionen Dollar auf dem zweiten Platz respektabel einsteigen - aber die Mund-zu-Mund-Propaganda tat wohl unter der Woche ihr Übriges, und sieben Tage später konnten nur nur 9 Millionen Dollar eingesammelt werden. Diese Zuschauereinbußen von 58 Prozent lässt den Abenteuerfilm krachend auf Platz sechs abstürzen. Insgesamt kommt der Reißer mit dem Beißer auf 40 Millionen Dollar und wird somit seine Produktionskosten in Höhe von 70 Millionen Dollar verfehlen. Jetzt müssen Universal auf das Auslandsgeschäft hoffen, um insgesamt wenigstens noch auf die schwarzrote Null zu kommen. Nach Fortsetzung riecht das nicht.
Platz 7: "Der Richter - Recht oder Ehre"
Ebenfalls auf Flop-Kurs befindet sich "The Judge", das Drama mit Robert Downey Jr. 7 Millionen Dollar kamen am zweiten Wochenende zusammen, ein guter Halt von nur 39 Prozent Publikumsschwund, der aber von einem schwachen Niveau ausgeht. Alles in allem sind für die 50 Millionen Dollar teure Produktion nur 26 Millionen Dollar zusammen gekommen. Warner Bros können diese mit Hoffnungen beladene Qualitätsproduktion abschreiben.
Platz 8: "Annabelle"
Aber für jeden, der sie weinen lässt, gibt´s einen, der sie lachen lässt: Warner Bros hatten gerade mal 6 Millionen Dollar in diesen Horrorfilm investiert. Und inzwischen steht dieser Film, der ohne große Stars auskommt, bei 74 Millionen Dollar. 7 Millionen sind am Wochenende nochmals dazugekommen. Damit ist "Annabelle" einer der profitabelsten Filme des Jahres.
Platz 9: "The Equalizer"
Nochmals 5 Millionen Dollar konnte Denzel Washington als "The Equalizer" einsammeln; 44 Prozent Zuschauerverlust waren das im Vergleich zum Vorwochenende. Alles im allem 89 Millionen Dollar hat die 55 Millionen Dollar teure Columbia-Produktion damit erreicht. Offenbar schreien die Zuschauer nicht gerade nach einer Fortsetzung dieser Version der US-Fernsehserie.
Platz 10: "Maze Runner - Die Auserwählten im Labyrinth "
Für "The Maze Runner" scheint sein Lauf jetzt langsam zu Ende zu gehen. 4 Millionen Dollar kamen am fünften Wochenende nochmals zusammen, so dass der Fantasy-Streifen nun bei insgesamt 90 Millionen Dollar steht. Da 20th Century Fox nur 34 Millionen Dollar in die Produktion investiert hatten (Marketing- und Distributionskosten sind also hier noch nicht eingerechnet), ist eine Fortsetzung hier eher zu erwarten als bei Denzels Russen-Klatschen.
Raus ohne Applaus:
Drei Filme mussten aus den Top Ten Platz machen für "Fury", "The Book of Life" und "The Best of Me", und alle drei sind gefloppt. Am besten erging es noch "Die Boxtrolls", der gelobte Zeichentrickfilm von Laika und Focus Features verabschiedet sich mit 46 Millionen Dollar. Wesentlich schlechter, aber nicht unerwartet erging es dem Erotik-Thriller "Addicted" von Lionsgate Films, der bei 12 Millionen Dollar steht, und dem böse verlachten Nicholas Cage-Kappes "Left Behind". Der Thriller hat für Freestyle ebenfalls nur 12 Millionen Dollar eingebracht.
Und was kommt nun?
Universal Picturs bringen am Freitag "Ouija - Spiel nicht mit dem Teufel" - eine Art Horrorversion von "Jumanji" - auf 2700 Leinwände. Lionsgate Films werden in rund 2400 Lichtspielhäuser mit dem Thriller "John Wick" und der Hoffnung, dass Keanu Reeves seinen Mega-Flop "47 Ronin" vergessen machen kann, kommen.