Das wird die Frage in den US-Kinos sein - wer aus dem Trio von Neuankömmlingen enttrohnt den Champion in Residence "Gone Girl", der letztes Wochenende knapp vor dem überraschend starken "Annabelle" wie erwartet bei seiner Premiere auf eins eingestiegen ist? Unter der Woche konnte sich der David Fincher-Kriminalfilm dann doch noch deutlicher von dem Horrorstreifen absetzen und hat bei seiner exzellenten Mundpropaganda beste Chancen, den Box Office-Thron zu verteidigen.
Drei große Produktionen wollen ihm diesen streitig machen. Die prestigeträchtigste ist sicherlich "The Judge" (Der Richter - Recht oder Ehre), mit dem Robert Downey Jr erstmals seit "The Soloist" von 2009 wieder die Rolle in einem Drama übernimmt. Downey Jr spielt einen Rechtsanwalt, der seinen Vater Robert Duvall, von dem er mehr als entfremdet ist, vor Gericht vor dem Vorwurf des Mordes vertritt. Weitere Rollen spielen Billy Bob Thornton, Vincent D'Onofrio und Vera Farmiga - all dies schreit "Qualitätsfilm!"
Sollte es auch, denn Regisseur David Dobkin hat 2011 zuletzt die mittelmäßige Komödie "The Change-Up" auf die Zuschauer losgelassen, in welchem ins Gesicht kotzende Babys das Qualitätsmaß aller Dinge waren. Es wird sich zeigen, ob das Publikum Robert abseits von Tony Stark oder Komödien wie "Due Date" sehen möchte. "The Soloist" floppte vor fünf Jahren jedenfalls böse - aber seitdem hat der Schauspieler noch wesentlich mehr Momentum aufbauen können.
Warner Bros wollen jedenfalls nichts dem Zufall überlassen, haben den Film so stark beworben, wie derzeit kein anderer beworben wird (leider verrät der Trailer wieder die ganze Handlung), und starten ihn auf 3003 Leinwänden ("Gone Girl" feierte in 3014 Kinosälen Premiere). Die Kritiken für "The Judge" sind total gemischt: Gelobt werden Schauspiel und Photographie, während die völlig ausrechenbare Handlung mit vielen Klischees nervt. Die ersten Publikumsreaktion sind indes recht freundlich.
Überraschenderweise ist es aber nicht "The Judge", der den geneigten Amerikanern ab heute Abend mehrheitlich auf die Kino-Menükarte gepackt wird, sondern "Alexander and the Terrible, Horrible, No Good, Very Bad Day" (Die Coopers - Schlimmer geht immer). Walt Disney Pictures starten diese Komödie mit Jennifer Garner und Steve Carell in 3088 Sälen. Der Film basiert auf einem beliebten Kinderbuch und könnte in der Tat viele Familien in die Lichtspielhäuser locken, denen ja nun weder "Gone Girl" noch "Annabelle" - oder gar "Dracula Untold" - Alternativen bieten. Zumal die beiden Stars auch Erwachsene ansprechen dürften.
"Alexander and the Terrible, Horrible, No Good, Very Bad Day" schildert den Tag des elfjährigen Alexander (Ed Oxenbould), dessen Tag damit beginnt, dass ein Kaugummi in seinem Haar kleben bleibt...und damit beginnen Stunden voller Katastrophen, einer nach der anderen, einer auf der anderen - bis hin zu aus dem Zoo entfleuchenden Tieren. Das Kinderbuch ist eher dünn, und es ist fraglich, ob die Geschichte für einen Spielfilm tragen wird. Die Kritiken sind aber schon mal freundlich und beschreiben den Streifen als netten Spaß für die ganze Familie. Regísseur Miguel Arteta hat bereits 2011 mit der Komödie "Cedar Rapids" überzeugt.
Als dritten Neustarter begrüßen wir den Prinzen der Dunkelheit. Mal wieder. Universal Pictures haben in ihre Klamottenkiste gegriffen und dort den Vampir aus Transsylvanien entdeckt, der ihnen seit 1931 so gute Dienste geleistet hat. Dracula Untold ist sozusagen "Dracula: Origins", da der Abenteuerfilm die Geschichte des Grafen Vlad (Luke Evans) erzählt, bevor er zu Dracula wurde. Universal starten das Werk in 2885 Kinosälen und haben dieses Projekt einem irischen Newcomer namens Gary Shore anvertraut. Man darf gespannt sein, was er aus der Geschichte macht. Glaubt man Kritikern und den Zuschauern, die "Dracula Untold" bereits gesehen haben, dann muss sich Shore schon jetzt Sorgen um seine Zukunft hinter der Kamera machen...