Keine Überraschung an diesem Wochenende in den US-Kinos über die neue Nummer eins. Nach nur einer Woche musste Denzel Washington mit "The Equalizer" den Platz an der US-Kinokassensonne wieder abtreten, und zwar erwartungsgemäß an David Finchers Kriminalfilm "Gone Girl" mit Ben Affleck und Rosamund Pike. Überraschend allerdings, wie knapp das Rennen um den ersten Rang ausfiel: Nur rund 800 000 Dollar trennen die Prestige-Veröffentlichung von der fiesen, kleinen "Annabelle", dem Prequel des Überraschung-Horror-Hits "The Conjuring" ("Die Heimsuchung") vom letzten Jahr.
Dank der beiden neuen starken Starter und den weiter gut im Rennen liegenden Veröffentlichungen der Vorwoche war es ein insgesamt erfolgreiches Wochenende in den US-Kinos: Die Top Twelve erspielten mit knapp 140 Millionen Dollar mehr als 100 Millionen Dollar - das erste Mal seit dem Wochenende des 22. August, als "Guardians of the Galaxy", "Teenage Mutant Ninja Turtles" und "Wenn ich bleibe" auf dem Treppchen reüssierten. Das ist das bisher erfolgreichste Oktober-Wochenende aller Zeiten an den US-Kinokassen und damit natürlich auch deutlich mehr als im Jahresvergleich: Vor Jahresfrist brachte das Wochenende, als "Gravity" das US Box Office anführte, nur 115 Millionen Dollar ein.
Die Ergebnisse im Einzelnen:
Platz 1: Gone Girl - Das perfekte Opfer
Der Krimi von 20th Century Fox wird bereits mit "Oscar"-Nominierungen in Verbindung gebracht, hat fabelhafte Kritiken und exzellente Mundpropaganda. Die allgegenwärtige Medien- und Werbepräsenz nicht zu vergessen. Kein Wunder also, dass die mit Spannung erwartete Buchverfilmung auf 3014 Leinwänden mit 38 Millionen Dollar auf eins einstieg. Das ist weit mehr als erwartet und entspricht einer phantastischen Auslastung von 12 600 Dollar pro Leinwand. Noch nie startete ein David Fincher-Opus so stark: Bisher war "Panic Room" von 2001 sein bester Einstieg gewesen. Mit einem solchen Hammerstart ist dieser Prodktion ihr Erfolg gewiss; 100 Millionen Dollar Einspiel sollten trotz des Altersbeschränkung "R" kein Problem sein; auch wird der Krimi wohl Finchers bislang erfolgreichsten Film "Der seltsame Fall des Benjamin Button", der 2008 128 Millionen Dollar erlöst hatte, übertreffen. Für Hauptdarsteller Ben Affleck, der noch Mitte der 2000er als Bennifer (erinnert sich noch jemand an seine Liason mit Jennifer Lopez und "Gigli"?) verlacht wurde, ist dies ein weiterer Gewinner. Seit seinem Regiedebüt "Gone Baby Gone" von 2007 und spätestens seitdem er 2012 mit seinem "Argo" 230 Millionen Dollar weltweit und den Oscar für den Besten Film abräumte, ist der Mime wieder eine Macht. Sein "Batman vs Superman" kann also kommen.
Platz 2: Annabelle
Die Überraschung des Wochenendes ist der starke Einstieg des Warner Bros-Horrorfilms, dem Prequel zu "The Conjuring", der im vergangenen Jahr bereits mit einem weltweiten Einspiel von 318 Millionen Dollar bei nur 20 Millionen Dollar Produktionskosten verblüffte. Die Werbung wies immer wieder darauf hin: "Before The Conjuring, there was Annabelle." Die unheimliche Puppe aus jenem Streifen konnte nun 37 Millionen Dollar einsammeln. Die Produktionskosten von 6 Millionen waren bereits am Freitagabend im Sack, die Gesamtkosten inklusive Marketing dann am Wochenendende egalisiert. Und dies trotz schwacher Kritiken, einer ebenfalls restriktiven "R"-Altersbeschränkung und mäßiger Publikumsbegeisterung. Mit dem Debüt in 3185 Kinosälen lag diese Zahl höher als bei "Gone Girl".
Platz 3: The Equalizer
Der Champion der Vorwoche wurde vom starken Debütduo zur Bronze-Medaillie gedrängt. Auch der Denzel Washington-Thriller ist wie "Gone Girl" und "Annabelle" etwas für das Erwachsenen-Publikum ("R"-Rating), was seine Chancen auf ein erfolgreiches zweites Wochenende eigentlich hätte mindern sollen. Doch nach seiner starken 34 Millionen-Premiere eine Woche zuvor blieb "The Equalizer" mit 19 Millionen Dollar erfolgreich. Mit nur 44 Prozent Zuschauereinbußen im Vergleich zum Vorwochenende hat der Film nun die realistische Möglichkeit, 100 Millionen Dollar anzuvisieren. Das eröffnet die Chancen, aus "The Equalizer" eine Reihe zu machen - es wäre die erste für Denzel Washington. Zurzeit liegt sein Erfolgsfilm bei 65 Millionen Dollar. Das Budget von 55 Millionen Dollar bekommt die Weinstein Company-Produktion auf jeden Fall raus.
Platz 4: Die Boxtrolls
Auf dem vierten Platz landen "The Boxtrolls", der sich an seinem zweiten Wochenende ebenfalls hervorragend behauptete. Der von Laika produzierte und von Focus Features vertriebene Zeichentrickfilm ließ auf sein 17 Millionen Dollar-Einstand 12 Millionen Dollar folgen - also eine Zuschauereinbuße von nur 28 Prozent. Hier scheint sich herumgesprochen zu haben, dass Laika nach "Coraline" und "ParaNorman" wieder ein Qualitätsprodukt abgeliefert haben. Momentan steht "The Boxtrolls" bei 32 Millionen Dollar - und überzeugt auch Focus Features, die mit Laika nun einen Vertrag abgeschlossen haben, auch ihre kommenden drei Produktionen auf die Leinwände zu bringen.
Platz 5: Maze Runner - Die Auserwählten im Labyrinth
Wesentlich besser als so manch andere Jugendbuchadaption behauptet sich auch weiterhin "The Maze Runner". An seinem dritten Wochenende erzielte der Abenteuerfilm von 20th Century Fox 12 Millionen Dollar, ein Publikumsverlust von nur 31 Prozent. Der 35 Millionen Dollar teure Streifen hat somit alles in allem 74 Millionen Dollar eingespielt.
Platz 6: Left Behind
Wenn wir beim Box Office-Champ "Gone Girl" von "Oscars" reden, dann riecht es bei "Left Behind" bereits verdächtig nach den "Razzies", der "Goldenen Himbeere". Von dem kleinen Verleiher Freestyle auf nur 1825 Leinwänden gestartet, kommt dieser Thriller mit einem Rucksack voller mieser Kritiken auf dem Buckel an. Von 20 renommierten Filmkritikern konnte KEINER diesem Streifen etwas abgewinnnen; von insgesamt 50 lobte nur eine (für das Protokoll: Diana Saenger von ReviewExpress.com). Die Zuschauer, welche diesen Nicolas Cage-Film sahen, fanden ihn ebenfalls gräuslich. "Ich wollte 'so schlecht, das es schon wieder gut ist' - und bekam nur 'so schlecht'", klagte einer. Sicherlich einer der schlimmsten Cage-Flops. Angesichts dessen sind zumindest 6,3 Millionen Dollar Umsatz am Premierenwochenende gar nicht schlecht. Aber die 16 Millionen Dollar Produktionskosten wollen erstmal reingeholt werden; von den Gesamtkosten ganz zu schweigen.
Platz 7: Sieben verdammt lange Tage
Dieses Drama erzielte an seinem dritten Wochenende vier Millionen Dollar und damit verkraftbare 42 Prozent Zuschauerschwund. Für 20 Millionen Dollar gedreht, steht die Produktion nun bei 29 Millionen Dollar. Bei der Besetzung (unter anderem Tina Fey und Jason Bateman) und mit dem Status als Bestseller-Verfilmung hatten sich Warner Bros aber sicher mehr erhofft.
Platz 8: Mein Freund der Delfin 2
Die Kritiken waren gut, aber irgendwie zündete diese Fortsetzung mit Ashley Judd und Morgan Freeman nie so richtig. Mit weiteren 3,5 Millionen Dollar kommt das Drama, ebenfalls von Warner Bros, auf nun summa summarum 38 Millionen Dollar. Eine Enttäuschung bei Produktionskosten von 36 Millionen Dollar.
Platz 9: Guardians of the Galaxy
Der mit insgesamt 323 Millionen Dollar erfolgreichste Film des Jahres 2014 konnte am Wochenende nochmals 3 Millionen Dollar obendrauf packen. In seinem sagenhaft zehnten Wochenende in den Top Ten lag die Publikumseinbuße bei unglaublich niedrigen 19 Prozent. Dieser Film läuft und läuft und läuft. Nebenbei ist der Science Fiction-Film an "Transformers" (319 Millionen Dollar) auf den 32. Platz der erfolgreichsten Filme in den USA vorgerückt.
Platz 10: Keine gute Tat
"No Good Deed" kam am Wochenende auf 2,5 Millionen Dollar. Irgendwie hat es der Kriminalfilm mit Idris Elba geschafft, trotz verheerender Kritiken und schwacher Mundpropaganda trotzdem bis jetzt 50 Millionen einzusacken. Screen Gems wird es freuen, haben sie doch nur für 13 Millionen Dollar produziert.
Raus mit Applaus:
Let's Be Cops - Die Party Bullen - keiner will schuld gewesen sein, aber diese Fox-"Komödie" verabschiedet sich aus den Top Ten mit 81 Millionen Dollar. Ebenfalls niemand möchte für den Erfolg von Teenage Mutant Ninja Turtles verantwortlich sein, aber Paramount und Produzent Michael Bay (Firmenmotto "Scheiße zu Gold") jubilieren über 72 Millionen Dollar.
"...arrividerci, good bye, auf Nimmerwiedersehen!":
Ja, das gibt es doch noch - einen Liam Neeson-Flop. Seinen Kriminalfilm Ruhet in Frieden - A Walk among the Tombstones wollte kaum einer sehen. Universal Pictures wird um so enttäuschter über die mauen 25 Millionen Dollar sein, denn die Kritiken waren eigentlich okay.
...und was kommt jetzt?
Am kommenden Wochenende geht es rund in den amerikanischen Lichtspieltheatern: Warner Bros bringen das Drama Der Richter - Recht oder Ehre mit Robert Downey Jr, Universal Pictures präsentieren den Horrorfilm Dracula Untold, Disney kommen mit der Komödie Die Coopers - Schlimmer geht immer mit Steve Carell, und Lionsgate schicken das Drama "Addicted" ins Rennen.