Ein Vierteljahrhundert dauert die Reise der "unechten
Karettschildkröte". Am Strand von Florida beginnt alles: Die junge
Schildkröte befeit sich aus ihrer Eihülle und strebt dem Ozean
entgegen. Es sind nur 40 Meter bis zum Wasser, aber für ein Wesen,
dass kaum zehn Zentimeter misst, eine riesige Strecke. Und überall
wartet der Tod: Im Sand lauern Krabben und Meeresvögel stoßen aus
der Luft hinab, um die kleinen Kreaturen zu erbeuten. Nur wenige
erreichen heil das Wasser und nur ein Bruchteil der Tiere kommt
eines Tages ausgewachsen an diesen Ort zurück, um selber Eier
abzulegen.
Nick
Stringer, der für seine BBC-Tierdokumentationen mit dem Emmy
ausgezeichnete Naturfilmer, hat dieser Odyssee seinen Film
"„Tortuga – Die unglaubliche Reise der
Meeresschildkröte" gewidmet. Von Nordamerika quer über den Atlantik
bis nach Afrika und anschließend wieder zum Geburtsort. Kein
anderes Tier legt solch weite Strecken in seiner Lebenszeit zurück.
Am 28. September feierte die Englisch/Deutsche/Österreichische
Co-Produktion ihre Premiere im größten Kölner Kino, dem Cinedom.
Neben den Produzenten und dem Komponisten waren auch Regisseur Nick
Stringer und die deutsche Off-Kommentar-Stimme, die bekannte
Schauspielerin Hannelore Elsner, anwesend.
Durchgängig wohlwollend aufgenommen wurde
"Tortuga" von Premierenpublikum; alle Anwesenden waren anschließend
begierig darauf noch ein paar persönliche Worte von Team zu hören
und noch mehr über die Entstehungsgeschichte von "Tortuga" zu
erfahren. Dieser Aufgabe, das Frage- und Antwortspiel zu leiten,
nahm sich der beliebte Pro 7-Moderator Steven Gätjen an, der durch die
Veranstaltung führte. Besonders ein Gesichtspunkt, der auch in der
Presse in der Diskussion und Kritik war, wurde ausgiebig erörtert:
"Tortuga" arbeitet auf einer sehr emotionalen Ebene. Die Musik
erzeugt eine ganz besondere Stimmung, aber vor allem die
gesprochenen Passagen wirken, wie aus einem Märchenbuch vorgelesen.
Dieser Eindruck verstärkt sich, da auf die Tiere zuweilen viel aus
der menschlichen Gefühlswelt übertragen wird.
Für Hannelore
Elsner ist dieser Vorwurf nicht wirklich nachvollziehbar.
Aus ihrem Verständnis braucht eine solche Dokumentation genau
dieses Maß an Emotion, um auch den gewünschten Effekt zu erzielen
und das Publikum anzusprechen. Nick Stringer sieht das ähnlich:
"Tortuga" ist gewollt etwas emotionslastig. Es war nicht sein Ziel,
eine Dokumentation für einen kleinen wissenschaftlichen Kreis zu
schaffen, sondern möglichst viele Menschen damit anzusprechen. Im
Vordergrund stand, die generellen Zusammenhänge des Lebens in den
Ozeane abzubilden und aufzuzeigen, wie fragil und gefährdet das
alles ist. Ab dem 1. Oktober kann sich jeder selbst davon ein Bild
machen und davon überzeugen, ob dies gut gelungen ist.