() Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte
Tief besorgt von den neuesten Entwicklungen im Fall des ukrainischen Filmemachers Oleg Sentsov, hat die Europäische Filmakademie (EFA) einen Fonds ins Leben gerufen, um Geld für die Deckung der Verfahrenskosten zu sammeln und seine Kinder finanziell zu unterstützen.
Oleg Sentsov, der die Proteste auf dem Maidan in Kiew unterstützte und gegen die russische Annektierung der Krim opponierte, wurde am 10. Mai vom Bundessicherheitsdienst der Russischen Föderation (FSB) in seinem Haus in Simferopol festgenommen und nach Moskau gebracht, wo er immer noch in Haft ist und auf seinen Prozess wartet.
Nach der Verhaftung gab es drei Wochen keinerlei offizielle Informationen zu den Anschuldigungen, die Oleg Sentsov vorgeworfen werden. Am 30. Mai verkündete der russische Sicherheitsdienst schließlich, dass der ukrainische Filmemacher gemeinsam mit drei anderen Personen beschuldigt wird, eine Terrorgruppe organisiert und terroristische Angriffe vorbereitet zu haben.
Auf Initiative des Vorstandes der European Film Academy haben am 10. Juni namhafte europäische Filmemacher in einem Brief an die russischen Behörden ihre Sorgen zum Ausdruck gebracht und zu einer fairen Behandlung und Untersuchung Oleg Sentsovs aufgefordert.
Am 7. Juli, fast zwei Monate nach seiner Festnahme, fand eine gerichtliche Anhörung in Moskau statt. Trotz seines Plädoyers unschuldig zu sein sowie einer Beschwerde von seinem Verteidiger und dem Antrag, ihn auf Kaution freizulassen oder die Untersuchungshaft zumindest als Hausarrest anzusetzen, entschied der Richter, dass Oleg Sentsov bis zum Prozessbeginn am 11. Oktober inhaftiert bleiben muss.
EFA Mitglied Sergei Loznitsa fasst Oleg Sentsovs Rede vor Gericht wie folgt zusammen: Er erklärte, dass er nie Mitglied einer extremistischen Gruppe gewesen sei und nie Angriffe auf der Krim oder anderswo geplant habe. Oleg Sentsov dementierte alle Anschuldigungen und sagte aus, dass er gefoltert wurde. Er deutete zudem an, dass die Gefahr bestehe, dass er aus dem Fenster geworfen wird. Oleg Sentsov sieht sich als Bürger der Ukraine (und nicht Russlands) und konstatierte, dass er "kein Sklave sei und somit auch nicht gemeinsam mit Grund und Boden von einem Grundstückseigentümer zu einem anderen übereignet werden kann." Zudem äußerte er den Wunsch, in seine Heimat, die Ukraine, zurückzukehren.
Unterdessen wurde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eine Beschwerde hinsichtlich Oleg Sentsovs Verhaftung, seiner Untersuchungshaft und den Misshandlungen eingereicht und eine einstweilige Verfügung beantragt, die Zugang zu den Akten erlaubt.
Um Oleg Sentsov zu helfen, hat die European Film Academy ihre Mitglieder aufgerufen, Geld für die Deckung der Anwaltskosten zu spenden und seine kleinen Kinder finanziell zu unterstützen. Für weitere Informationen, kontaktieren Sie bitte: press@europeanfilmacademy.org oder besuchen Sie die Website der European Film Academy.
(14.10.2014) Update
Der Regisseur Oleg Sentsov, der die Proteste auf dem Maidan in Kiew unterstützte und gegen die russische Annektierung der Krim opponierte, wurde am 10. Mai vom Bundessicherheitsdienst der Russischen Föderation (FSB) in seinem Haus in Simferopol festgenommen und nach Moskau gebracht, wo er immer noch in Haft ist und auf seinen Prozess wegen "terroristischer Verbrechen" wartet. Dieser Prozess, für den 11. Oktober angesetzt, wurde gerade um weitere drei Monate auf den 11. Januar verschoben.
Das heißt, dass der Prozess Oleg Sentsovs nach ACHT Monaten Inhaftierung überhaupt erst beginnen wird. Die European Film Academy und der französische Regieverband SRF sind davon überzeugt, der europaweiten Mobilisation zur Unterstützung Sentsovs eine neue Dimension geben zu müssen, indem sie ihre Stimmen und die Stimmen aller Filmschaffenden in der ganzen Welt vereinen. Daher haben beide Organisationen ihre Mitglieder dazu aufgerufen, den folgenden Appell nicht nur zu unterzeichnen, sondern auch bei jedem Interview und jedem öffentlichen Auftreten zu wiederholen, so dass von nun an kein Tag und keine Stunde vergeht, ohne dass diese Sätze zu hören sind:
"Ich bin ein Mitglied der internationalen Gemeinschaft von Filmschaffenden und als solches rufe ich Präsident Putin dazu auf, den ukrainischen Regisseur Oleg Sentsov, der einer von uns ist, frei zu lassen. Seine Verhandlung ist für den 11. Januar 2015 in Moskau angesetzt. Er wird "terroristischer Verbrechen” beschuldigt, was er abstreitet, und könnte zu bis zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt werden. Gemeinsam mit allen Filmschaffenden, die diesen Text unterzeichnet haben, verurteile ich dieses Verfahren aufgrund imaginärer Verbrechen. Dieser Angriff gegen die Person Oleg Sentsov ist ein Angriff auf alle Filmschaffenden, überall auf der Welt."
Zu den ersten Unterzeichnern zählen:
Barbara Albert, Niels Arden Oplev, Jacques Audiard, Juan Antonio Bayona, Marco Bellocchio, Catherine Breillat, Agata Buzek, Laurent Cantet, Costa Gavras, Jean-Pierre Dardenne, Maria de Medeiros, Pascale Ferran, Marcel Gisler, Arto Halonen, Jerzy Hoffman, Agnieszka Holland, Agnès Jaoui, Mika Kaurismäki, Cédric Klapisch, Andrei Kurkov, Sébastien Lifshitz, Sergei Loznitsa, Angelina Maccarone, David Mackenzie, Manuel Martín Cuenca, Ulrich Matthes, Ursula Meier, Labina Mitevska, Dominik Moll, Thaddeus O'Sullivan, Paweł Pawlikowski, Mikael Persbrandt, Nicolas Philibert, Céline Sciamma, Stellan Skarsgård, Maciej Stuhr, Anatole Taubman, Bertrand Tavernier, Eskil Vogt, …