Das Rennen um den "Oscar" als "Bester männlicher
Hauptdarsteller" ist vollkommen offen, aber zumindest für Russell
Crowe ("L.A. Confidental") steht fest, wer nicht gewinnen wird: Er
selbst.
Das Rennen um den "Oscar" als "Bester männlicher Hauptdarsteller"
ist vollkommen offen, aber zumindest für Russell Crowe ("L.A. Confidental")
steht fest, wer nicht gewinnen wird: Er selbst. Der für seine Rolle
als die Presse informierender Angestellter der Tabakindustrie in
"The Insider" nominierte Darsteller gab den überraschenden Einblick
in sein Seelenleben auf einer Pressekonferenz, wo er die
Nominierung zwar als "große Ehre" bezeichnete, aber hinzufügte:
"Ich gewinne den Oscar sowieso
nicht." Ist das der fatalistische Wesenszug des
Neuseeländers, oder schätzt der Darsteller seine Gewinnchance
korrekt ein?
So traurig das für die hochgerühmte Darstellung Crowes sein mag: Er
hat Recht. Die Gründe, die gegen ihn sprechen, sind mannigfaltig:
1. "The Insider" hat zwar großartige Kritiken erhalten, aber an der
Kasse ist der Film ein Flop, der momentan bei nur 28 Millionen
Dollar Einspielergebnis stehen bleibt - trotz siebenfacher
Nominierung. Für Hollywood, das nichts so gerne feiert wie den
eigenen Erfolg, ist dies ein Grund, Russell Crowe zu
übersehen.
2. Die Konkurrenz schläft nicht, und Kevin Spacey hat nicht nur einen
Vorsprung durch den Gewinn des Screen Actor´s Guild Award, sondern
auch durch den sagenhaften Erfolg des "Oscar"-Favoriten "American
Beauty".
3. Denzel Washingtons Rolle
als Boxer in "The Hurricane" ist ebenfalls hochgepriesen, und der
Umstand, dass der Film selbst - genau wie "The Insider" -umstritten
und erfolglos ist, wird durch Washingtons Gewinn des Golden Globe
und des Silbernen Bären aufgewogen.
4. Kevin Spacey und Denzel Washington haben als Favoriten eine
wesentlich höhere Werberate in der Presse erreichen können; ihre
Konterfeis dominieren Blätter wie "Daily Variety" oder "The
Hollywood Reporter". Beide sind auch durch die Preisverleihungen
und öffentlichen Auftritte im Fernsehen äußerst präsent gewesen in
den vergangenen Wochen. Dieser Umstand verhalf unter anderem im
letzten Jahr dem Außenseiter Roberto Benigni zum Triumph, weil er
genügend Möglichkeiten hatte, mit seinem Charme die "Oscar"-Wähler
zu umgarnen.
5. Für Russell Crowe sprechen nicht mal Gründe, denen schon manch
anderer einen "Oscar" verdankte: Weder ist er uralt, so dass er ihn
aus sentimentalen Gründen erhalten könnte - da liegt der 79jährige
Richard Farnsworth für
"Eine wahre Geschichte" vorne - noch gilt er als völliger
Außenseiter, der durch die Sympathien für einen "Underdog" gewinnen
könnte - hier fällt eher der Name Sean Penn für "Sweet and
Lowdown".
Die wirkliche Überraschung wäre es denn nun eigentlich doch, wenn
Russell Crowe gewönne, denn trotz seiner fabelhaften Leistung -
alles scheint gegen ihn zu sprechen!