Wie weit darf ein Filmemacher die Authentizität
treiben?
Wie weit darf ein Filmemacher die Authentizität treiben? Sollen
Schauspieler sich wirklich erschießen lassen, um das Sterben
realistisch darstellen zu können? Oder sollen echte Stadtteile in
die Luft gesprengt werden, wenn im Film Außerirdische alles
explodieren lassen? Und sollen echte Leichen im Schnee liegen, um
das Elend während der Zeiten des Goldrausches besonders deutlich
machen zu können?
Letzteres ist tatsächlich der Gegenstand einer kontroversen
Debatte, nachdem jetzt bekannt wurde, dass Produktionsmitglieder
des Films "Kingdom Come",
der zur Zeit in Kanada gedreht wird, mit kanadischen Medizinern
verhandeln, eine Leiche loszueisen. Die BBC, die den Film
mitfinanziert, ist nicht erfreut von den Aktivitäten ihrer
Angestellten: "Wir sind über den
Plan besorgt und werden ihn nicht gutheißen."
Was wollen die Filmemacher denn überhaupt mit einer Leiche? Der
Film "Kingdom Come" soll mit der Großaufnahme des Toten beginnen.
Für Regisseur Michael
Winterbottom ("With or without You") ist das wesentlich für
die "authentische Erfahrung" in der Zeit des Goldrausches in Alaska
im 19. Jahrhundert. Der Regisseur: "Wir wollen die Rauheit der
Bedingungen zeigen, und daß Tod etwas war, was die Leute zu dieser
Zeit gesehen haben."
In Zeiten, in denen der Computer immer häufiger für die
Manipulation von Bildern sorgt, ist Michael Winterbottoms Streben
nach Authentizität bemerkenswert - allerdings ist es in Filmen
bislang noch nicht allzu oft ins Gewicht gefallen, dass
Schauspieler nicht gut genug den "toten Mann" markieren konnten...