Liam Neeson verursacht Aufruhr in seiner Heimatstadt
"Ein scheiß obskurer Krieg..."
Es ist mal wieder amtlich: In Nordirland kann nichts vonstatten gehen, ohne in den Strudel der Auseinandersetzungen zwischen Protestanten und Katholiken gezogen zu werden. So entspann sich jetzt eine bizarre Diskussion um den irischen Schauspieler Liam Neeson ("Das Geisterschloss"). Neeson sollte von seinem Geburtsort Ballymena in Nordirland die Ehrenbürgerwürde verliehen werden. Dagegen erhob sich scharfer Protest der Democratic Unionist Party, des britentreuen Zusammenschlusses mit eingebauter Friedensprozesstorpedierung. Die DUP wurde nämlich von einem anderen Sohn Ballymenas gegründet, der sie auch heute noch führt und besonders gegen jegliche Zugeständnisse Großbritanniens an die Iren - und damit an die Katholiken - wettert: Der protestantische Pfarrer Ian Paisley. Seine Partei fordert die Stadt auf, auch Paisley zu ehren, um quasi einen gerechten Ausgleich zu Liam Neeson zu schaffen. Denn der katholische Schauspieler, der mit "Schindlers Liste" zum Star wurde, hat sich in der Vergangenheit nicht gerade schmeichelhaft über die Protestanten geäußert. So erzählte er, dass er sich in seiner Kindheit als Katholik in Ballymena wie ein Bürger zweiter Klasse vorgekommen sei. So habe er an jedem 12. Juli im Haus bleiben müssen, da an jenem Tag der Oranier-Orden seinen Marschiertag hatte, mit dem er traditionell den Sieg des Protestanten William of Orange im Krieg über den katholischen König James II feierte. Neeson beschrieb den Ursprung dieses Brauchtums aus seiner Sicht: "Ein scheiß obskurer Krieg, in dem ein scheiß katholischer König von irgendeinem scheiß holländischen König besiegt wurde, der Protestant war." Diese kraftvolle Prosa mag nichts für protestantische Gemüter sein, aber selten wurde der Sachverhalt so auf den Punkt gebracht...