"Das finstere Tal" ist ein sensationeller Genrefilm aus Deutschland/Österreich - und dazu auch noch ausgerechnet ein Western! In einer abgelegenen Alpengegend taucht ein Fremder auf, der sich den Winter über dort einquartiert. Er sagt, er stamme aus Amerika und er sei Fotograf, der gekommen ist, um die hiesigen Menschen zu fotografieren. Mißtrauen und Ablehung schlagen dem Mann entgegen und irgendwann kommt es dann zu Vorfällen, welche die starre unmenschliche Ordnung dieser Gesellschaft ins Wanken bringen. Der Film ist sehr langsam, düster und kraftvoll. Ganz langsam wird eine immer bedrohlichere Stimmung aufgebaut, die sich irgendwann in harter Gewalt entlädt. Endlich mal ein deutschsprachiger Genrefilm, der weder seine Herkunft leugnet, noch sich vor seinen amerikanischen - und in diesem Falle auch italienischen - Vorbildern verstecken muss. Sehr stark und bisher einer der herausragendsten Beiträge im diesjährigen Wettbewerb.
Bereits am zweiten Tag feierte "Jack" seine Premiere, ein beklemmendes Drama um zwei vernachlässigte Geschwister in Berlin, das gestern auch in der dritten Vorstellung enthusiastischem Applaus erntete. Der zehnjährige Jack (Ivo Pietzcker) kümmert sich wie ein Vater um seinen fünfjährigen Bruder Manuel. Ihre alleinerziehende Mutter arbeitet tagsüber und widmet sich ansonsten wechselnden Liebschaften. Eines Tages verschwindet sie, ohne eine Nachricht zu hinterlassen... Der Film zeigt ein bitteres Bild von Berlin als Stadt, in der zwei Kinder einfach für mehrere Tage verschwinden können, ohne dass man sich großartig bemüht, sie zu finden. Eine Stadt, in der ein kleines Kind nachts auf einer Parkbank liegt - was anscheinend niemanden interessiert. "Jack" ist ein besonnener, trauriger Film mit sparsamen Dialogen und einem großartigen Kinderdarsteller.
Die größte internationale Produktion des Tages, "The Monuments Men - Ungewöhnliche Helden", enttäuschte dagegen. George gibt vor und hinter der Kamera mal wieder den Clooney und wird dabei tatkräftig von seinen Buddies Matt Damon, Bill Murray, John Goodman und Jean Dujardin unterstützt. Die Monuments Men war ein von den USA ins Leben gerufenes Team von Kunsthistorikern, die während des Zweiten Weltkriegs versucht haben, wichtige historische Baudenkmäler und Kunstschätze vor der Zerstörung durch die Nazis zu bewaren, bzw. von den Nazis gestohlene Kunstschätze wieder zurückzuführen. Der Film bietet ein Bild wie in uralten Hollywoodschinken, in denen die guten strahlenden Amis mal wieder die Welt retten müssen. Dazu machen die alten Männer müde Witzchen, um den Schmuh mit einem gewissen Augenzwinkern rüberzubringen. Das funktioniert aber gar nicht, und am Ende gab es sogar ein paar Buhrufe. Echte Aufregung kam nur einmal auf, als die Vorführung wegen Kreislaufproblemen eines Zuschauers kurzzeitig unterbrochen wurde...