Robert Downeys letzte Rolle vor`m Knast.
Als letzte Woche Curtis Hansons "Wonder Boys" in den amerikanischen
Kinos startete, ist der Film nicht nur wegen seiner phantastischen
Besetzung und der Tatsache, dass es sich um Hansons ersten Film
seit seinem triumphalen "L.A. Confidental" handelt, interessant
gewesen. Von Belang ist auch, dass in "Wonder Boys" Robert Downey
Jr ("Bowfingers große Nummer") seine letzte Rolle vor seinem
erneuten Gefängnisaufenthalt hatte. In "Wonder Boys" spielt Michael
Douglas" ("Ein perfekter Mord") den Pot-rauchenden
College-Professor Grady Tripp. Downey Jr ist Douglas trinkender,
bisexueller Buchverleger. Frances McDormand ("Madeleine") spielt
eine verheiratete Universitätsangestellte, die eine Affäre mit
Douglas hat. Katie Holmes ("Tötet Mrs Tingle!") verkörpert eine
Studentin, deren Mitstudentinnen gerne etwas mit Douglas anfangen
würden, und Tobey Maguire ("Gottes Werk und Teufels Beitrag") mimt
Douglas talentiertesten und depressivsten Schüler. Regisseur Curtis
Hanson äußerte sich in einem Interview ausführlich über die
Zusammenarbeit mit Robert Downey Jr und die Zeit danach. Es war ein
Wagnis, Downey Jr zu engagieren, da die Drogenprobleme des
34jährigen Schauspielers zu jenem Zeitpunkt auch schon durch
Gefängnisaufenthalte dokumentiert waren. Aber der Schauspieler flog
eigens zum vorgesehenen Drehort nach Pittsburgh, um sich für den
Part anzubieten - und überzeugte Curtis Hanson durch "die Hingabe
an die Arbeit". Er bekam die Rolle, und es war "eine Freude, ihn
arbeiten zu sehen". Die viereinhalb Monate Drehzeit in Pittsburgh
arbeitete Downey Jr konzentriert und gab eine - wie Kritiker meinen
- tiefempfundene Darstellung. Wieder zurück in Kalifornien, zeigte
sich Robert selbst wegen Rückfälligkeit an und wurde ohne Gnade vom
Gericht in das Hochsicherheitsgefängnis Corcoran, nahe Fresno,
eingewiesen. Zunächst saß er dort mit Schwerverbrechern zusammen in
einem Trakt, inzwischen ist er bei den Häftlingen, die einjährige
Strafen abbrummen müssen. Regisseur Hanson besuchte ihn dort einige
Male, und fand ihn enttäuscht vor, weil es ihm nicht möglich war,
an der Nachsynchronisation von "Wonder Boys" teilzunehmen. Hanson
hatte nur Zugang zu dem Akteur in einem Saal, in welchem etwa 25
Tische standen, an denen Häftlinge und Angehörige saßen. Es war
Downey Jr untersagt, Bücher oder größere Photos entgegenzunehmen,
die sich als Waffen eigneten. So musste der Regisseur die
Filmphotos, die er seinem Darsteller schenken wollte, wieder
mitnehmen. Hanson: "Das alles hat ihn mitgenommen, aber es war gut
zu sehen, dass er immer noch Robert ist." Den Zuschauern bleibt nur
zu hoffen, dass ein so guter Schauspieler von den Drogen los und
wieder auf die Beine kommt. Jeder, der Robert Downey Jr in
"Chaplin" gesehen hat, muss dem zustimmen.