Der britische Regisseur Ken Russell ist am Sonntag im Alter von 84 Jahren verstorben. Sein Sohn Alex Verney-Elliott gab gestern bekannt, dass er einer Reihe von Schlaganfällen erlag.
Russell wollte ursprünglich professioneller Balletttänzer werden, startete jedoch schließlich eine Karriere als Fotograf und drehte ab 1958 mehrere Dokumentarfilme über Komponisten für die BBC. Berühmt wurde er 1969, mit Liebende Frauen, der Verfilmung des gleichnamigen Romans von D.H. Lawrence, für die er 1970 eine Oscar-Nominierung erhielt. Während er selbst leer ausging, ehrte man immerhin seinen Star Glenda Jackson mit dem Academy Award für die beste weibliche Hauptdarstellerin. Der Film erregte außerdem mit einer seinerzeit sehr gewagten Szene Aufsehen: Man sieht Oliver Reed und Alan Bates nackt gegeneinander kämpfen. 1970 legte Russell sich außerdem mit der Strauss-Dynastie an: Sein Film "Dance of the Seven Veils", für die britische Dokumentarserie "Omnibus", porträtiert den Komponisten Richard Strauss als Nazi und enthält eine Szene, in der ein Jude zu seiner Musik gefoltert wird. Die Familie untersagte ihm daraufhin die Nutzung der Musik, was den Film effektiv kaltstellte - zumindest bis 2019 die Rechte frei werden.
Zu Russells größten Erfolgen gehören außerdem Die Teufel" (1972), nach dem gleichnamigen Roman von Aldous Huxley, die Rockoper Tommy (1974), Der Höllentrip (1980) - ein SciFi-Drama mit dem William Hurt der Karrierebruch gelang - sowie der Erotikthriller "China Blue bei Tag und Nacht" (1984). Nach dem Flop Gothic wurde es für den als nicht unbedingt kassenfreundlichen Exzentriker zunähmend schwieriger, risikofreudige Produzenten für neue Projekte zu finden. So wandte sich wieder vermehrt dem Fernsehen zu, unter anderem mit der TV-Serie "Lady Chatterley" (1993).
Russell hinterlässt acht Kinder: Fünf aus seiner ersten Ehe mit der Kostümdesignerin Shirley Russell (1956 bis 1978), zwei aus seiner zweiten Ehe mit Vivian Jolly (1983-1991) und eines aus seiner dritten Ehe mit Hetty Baynes (1992-1999). Seine vierte Gattin, die Amerikanerin Lisi Tribble, mit der er von 2001 bis zu seinem Tod verheiratet war, meldete sich auf eine Annonce auf seiner Website. Der Text: "Unverkaufbarer Filmregisseur Ken Russell sucht Seelengefährtin. Muss verrückt nach Musik, Filmen und Moet & Chandon-Champagner sein."