Gestern war es wieder soweit: Der offizielle Start der 56. Filmfestspiele in Venedig wurde mit dem stärksten Brüllen, das ein Löwe je ausstoßen kann, eingeläutet: "Eyes Wide Shut", Kubricks Film, der hier seine Europapremiere feiert, eröffnete das Festival. Im Publikum, selbstverständlich, Hollywoods Noch-Vorzeige-Paar Tom Cruise und Nicole Kidman. Ob sie bei der Präsentation ihres Films noch etwas sehen konnten, bleibt fraglich, da beide den Blitzfluten der Paparazzis zum Opfer fielen. Aber zu einer Rede konnten die beiden nicht Nein sagen, schließlich ging es um ihren hochgeschätzten Filmkollegen, dem Regisseur aller Regisseure, Stanley Kubrick: "Es ist eine große Ehre und ein so gefühlvolles Erlebnis für uns, zu sehen, daß all diese Menschen hier Stanley Kubrick lieben, seine Filme lieben und hierher gekommen sind um ihn zu feiern", sagte Kidman. "Für uns beide, Tom und ich, ist die Erfahrung mit Stanley zusammengearbeitet zu haben etwas, das wir nie vergessen werden."
Auch Kubricks Witwe, Christiane, fand sich bei der Zeremonie zu Ehren ihres verstorbenen Gatten mitsamt ihrer Familie ein. Weiterhin waren unter den zahlreichen Gästen "Eyes Wide Shut"-Produzent Jan Harlan, Warner Bros.-Sprecher Terry Semel und Filmemacher Emir Kusturica, der auch eine kleine Ansprache halten durfte. "Heute nacht kann ich mich selbst als einen echten Kubrickiano bezeichnen", sagte so auch Bernardo Bertolucci bei seiner würdigenden Rede in Gedenken an den verstorbenen Filmemacher, und dem künstlerischen Einfluß, den er auf ihn ausübte. Neben den Feierlichkeiten zu Ehren Kubricks, ging es natürlich auch um den Film selbst: Die ersten kritischen Stimmen wurden laut, und man erwartet hier eine ähnlich gespaltene Meinung der Kritiker, wie der Zuschauer. Diese werden, anders als in den USA, viel mehr an dem Film zu diskutieren haben, da "Eyes Wide Shut" auf der venezianischen Leinwand in seiner vollen Länge, d.h. seiner Originalversion gezeigt wurde.