Die Chroniken von Erdsee (2007)
Gedo senki
Anime - das Kinodebüt von Goro Miyazaki: In Erdsee droht eine schreckliche Macht das Gleichgewicht der Welt zu zerstören. Ged, der größte Zauberer Erdsees, macht sich auf den Weg, um das Rätsel der Bedrohung zu lösen und die Welt vor Schrecklichem zu bewahren. Gemeinsam mit Arren, Prinz von Enlad, begibt er sich auf eine ebenso beschwerliche wie abenteuerliche Reise.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 12 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Ein Segelschiff kämpft sich mühevoll über den vom Sturm gepeitschten Ozean. Mit Schrecken beobachtet die Besatzung, was sich hoch über ihren Köpfen abspielt: Zwei riesige Drachen haben sich im Kampf ineinander verbissen und zerfleischen sich gegenseitig. Dergleichen hat es noch nie gegeben. Nicht nur, dass die Drachen sich aus ihrer Heimat im fernen Westen nach Osten, ins Reich der Menschen, vorgewagt haben. Es galt auch stets als undenkbar, dass die majestätischen Herrscher der Lüfte sich untereinander bekämpfen und töten.
Mit an Bord des Schiffs ist auch Ged, genannt Sperber, der mächtigste Zauberer von Erdsee. Für ihn ist das unerklärliche Verhalten der Drachen nur eines von vielen Anzeichen dafür, dass die Welt aus dem Gleichgewicht geraten ist. Auf einer ausgedehnten Reise will er den tieferen Ursachen nachspüren und Schlimmeres verhüten.
Unterwegs trifft Ged auf Arren, den jungen Prinzen von Enlad, der von einem Wolfsrudel bedrängt wird. Der Zauberer vertreibt die Tiere, und Arren beschließt, sich seinem Retter anzuschließen. Ged merkt zwar, dass Arren ein unheilvolles Geheimnis verbirgt: Ein Teil der Dunkelheit, die die Welt bedroht, steckt offensichtlich auch in dem Jungen. Doch er spürt auch eine Seelenverwandtschaft zu Arren, dessen immense Wissbegierde und ungestüme Art ihn an seine eigene Jugendzeit erinnern.
Die Weggefährten reisen durch verwüstete Gegenden zur Stadt Hort. Auch dort ist überall zu spüren, wie sich das Chaos ausbreitet: Die Handwerker haben ihre Künste vergessen und bieten nur noch minderwertige Waren feil, Sklavenhändler gehen in aller Öffentlichkeit ihren schmutzigen Geschäften nach, und in den Gassen drängen sich Diebe und Drogensüchtige.
Zuflucht finden die Wanderer bei der ehemaligen Priesterin Tenar, die von Ged vor vielen Jahren aus den dunklen Gräbern von Atuan gerettet wurde. In Tenars Haus lebt auch Therru, ein Mädchen, dessen Gesicht von Brandnarben gezeichnet ist. Therru spürt instinktiv Arrens dunkle Seite, die immer wieder von ihm Besitz ergreift, und geht ihm deshalb aus dem Weg.
Unter der sorgsamen Anleitung von Ged verbringt Arren die nächsten Tage mit Feldarbeit und dem Studium der Natur. Von seinem Lehrmeister erfährt er, dass alle Dinge im Universum nur im Gleichgewicht mit sich selbst existieren können. Auch Therru legt nach und nach ihre Scheu vor Arren ab und freundet sich mit ihm an. Doch weder sie noch Ged können verhindern, dass der Prinz Nacht für Nacht von Alpträumen heimgesucht wird, in denen sein bösartiger Schatten von ihm Besitz ergreift.
Ged gelingt es schließlich herauszufinden, wer für das Ungleichgewicht in der Welt verantwortlich ist: Ein Zauberer namens Cob von Havnor hat das Tor zwischen den Welten der Lebenden und der Toten geöffnet...
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Filmkritik
Dass „Die Chroniken von Erdsee“
ausgerechnet mit einem Vater-Mord beginnt (der nicht in der Vorlage
von Ursula K. Le Guin enthalten ist) ist angesichts der
Entstehungsgeschichte des Films schon ziemlich bezeichnend – auch
wenn Regisseur Goro Miyazaki, Sohn des legendären
Animationskünstlers Hayao Miyazaki, jede autobiographische
Deutung ablehnt:
Schon in den 80er Jahren bemühte sich Miyazaki senior um die Filmrechte an der von der amerikanischen Autorin Ursula K. Le Guin verfassten, aus meheren Kurzgeschichten und Romanen bestehenden, Fantasy-Saga rund um die magische Welt Erdsee. Le Guin lehnte ab, erklärte jedoch über 20 Jahre später in einem Interview, dass Hayao Miyazaki der einzige Regisseur sei, dem sie eine Adaption anvertrauen würde. Prompt schlug Miyazaki zu und sicherte seinem Studio die Filmrechte – war dann aber als Ersatzmann für Regisseur Mamoru Hosoda, der ursprünglich die Inszenierung von „Das wandelnde Schloss“ hatte übernehmen sollen, zu beschäftigt, um sich auch der „Erdsee“-Adaption zu widmen. Gezwungenermaßen fahndete Ghibli-Produzent Toshio Suzuki nach einem anderen, geeigneten Regisseur für „Die Chroniken von Erdsee“ - und wurde im eigenen Hause fündig: Goro Miyazaki, der 1967 in Tokyo geborene älteste Sohn von Hayao Miyazaki, studierter Forstwirtschaftler und von 2001 bis 2005 Leiter des Studioeigenen Ghibli-Museums, erklärte sich bereit die Inszenierung der Fantasy-Adaption zu übernehmen. Miyazaki junior hatte zu diesem Zeitpunkt nur einige, wenige Kurzfilme für das Museum verantwortet, konnte aber die meisten Zweifler unter den Produktionsmitarbeitern mit den eigenhändig erstellten Storyboards überzeugen – nur Miyazaki senior blieb stur, sprach seinem Sohn rundweg die nötige Erfahrung ab und verweigerte jegliche Unterstützung.
Der Familienstreit in Japans erfolgreichstem Animations-Studio sorgte wähernd der gesamten Produktion für Schlagzeilen – und wurde erst beigelegt, als sich Papa Miyazaki den fertigen Film zu Gemüte führte und den Ambitionen seines Sohnes schließlich doch noch den gewünschten Segen erteilte. Ganz anders allerdings Autorin Le Guin: Die „Erdsee“-Erfinderin reagierte recht verschnupft auf die ihrer Meinung nach allzu freie Adaption. Nur mäßig begeistert zeigten sich auch die internationalen Kritiker, was allerdings weniger Rückschlüsse auf die Qualität des Films, als auf die generell von Ghibli-Produktionen geweckten übermäßigen Erwartungen schließen lässt.
Ohne Frage hat Goro Miyazaki mit „Die Chroniken von Erdsee“ kein ausgereiftes Meisterwerk wie „Prinzessin Mononoke“ oder „Chihiros Reise ins Zauberland“ vorgelegt, aber dennoch kann man dem geplagten Junior das Talent sicher nicht absprechen. Sein an Kinder oder junge Teens gerichtetes, aber mit einigen sozialkritischen Untertönen versehenes Debüt ist optisch wie inhaltlich klar als Teil des Ghibli-Kanons erkennbar. In gemütlichem Tempo, teils etwas dialoglastig erzählt, verweigert die um die Angst vor dem Tod kreisende Story, ähnlich wie der Ghibli-Vorgänger „Das wandelnde Schloss“, allzu genaue Erklärungen und ist daher vielleicht an manchen Stellen nicht ganz leicht zu verstehen - aber auch nicht so kompliziert, als dass man die Lust am Zusehen verlöre.Die Hintergründe bieten elegante, detailreiche Ansichten, wobei allerdings Sonnenuntergänge und Landschaft mehr Aufmerksamkeit auf sich lenken als Wolkenformationen, wie sie Hayao Miyazaki bevorzugt in Szene setzt.
Größter Kritikpunkt ist die gelegentlich nicht ganz ausgereifte Figurenanimation, die eher an den ersten Ghibli-Film „Das Schloss im Himmel“ oder die Prä-Ghibli-Produktionen von Miyazaki senior und Isao Takahata, erinnern – aber auch dieser Makel fällt zwar auf, ist jedoch nicht so störend, als dass er das Filmvergnügen wirklich schmälern könnte. Wirklich gut gelungen ist dagegen der glücklicherweise nicht synchronisierte Soundtrack, gesungen von der japanischen Sängerin (und Original-Synchronsprecherin von Therru) Aoi Teshima.
Fazit: Weitgehend gelungener Einstieg in die Animationsregie, der mehr erwarten lässt.
Schon in den 80er Jahren bemühte sich Miyazaki senior um die Filmrechte an der von der amerikanischen Autorin Ursula K. Le Guin verfassten, aus meheren Kurzgeschichten und Romanen bestehenden, Fantasy-Saga rund um die magische Welt Erdsee. Le Guin lehnte ab, erklärte jedoch über 20 Jahre später in einem Interview, dass Hayao Miyazaki der einzige Regisseur sei, dem sie eine Adaption anvertrauen würde. Prompt schlug Miyazaki zu und sicherte seinem Studio die Filmrechte – war dann aber als Ersatzmann für Regisseur Mamoru Hosoda, der ursprünglich die Inszenierung von „Das wandelnde Schloss“ hatte übernehmen sollen, zu beschäftigt, um sich auch der „Erdsee“-Adaption zu widmen. Gezwungenermaßen fahndete Ghibli-Produzent Toshio Suzuki nach einem anderen, geeigneten Regisseur für „Die Chroniken von Erdsee“ - und wurde im eigenen Hause fündig: Goro Miyazaki, der 1967 in Tokyo geborene älteste Sohn von Hayao Miyazaki, studierter Forstwirtschaftler und von 2001 bis 2005 Leiter des Studioeigenen Ghibli-Museums, erklärte sich bereit die Inszenierung der Fantasy-Adaption zu übernehmen. Miyazaki junior hatte zu diesem Zeitpunkt nur einige, wenige Kurzfilme für das Museum verantwortet, konnte aber die meisten Zweifler unter den Produktionsmitarbeitern mit den eigenhändig erstellten Storyboards überzeugen – nur Miyazaki senior blieb stur, sprach seinem Sohn rundweg die nötige Erfahrung ab und verweigerte jegliche Unterstützung.
Der Familienstreit in Japans erfolgreichstem Animations-Studio sorgte wähernd der gesamten Produktion für Schlagzeilen – und wurde erst beigelegt, als sich Papa Miyazaki den fertigen Film zu Gemüte führte und den Ambitionen seines Sohnes schließlich doch noch den gewünschten Segen erteilte. Ganz anders allerdings Autorin Le Guin: Die „Erdsee“-Erfinderin reagierte recht verschnupft auf die ihrer Meinung nach allzu freie Adaption. Nur mäßig begeistert zeigten sich auch die internationalen Kritiker, was allerdings weniger Rückschlüsse auf die Qualität des Films, als auf die generell von Ghibli-Produktionen geweckten übermäßigen Erwartungen schließen lässt.
Ohne Frage hat Goro Miyazaki mit „Die Chroniken von Erdsee“ kein ausgereiftes Meisterwerk wie „Prinzessin Mononoke“ oder „Chihiros Reise ins Zauberland“ vorgelegt, aber dennoch kann man dem geplagten Junior das Talent sicher nicht absprechen. Sein an Kinder oder junge Teens gerichtetes, aber mit einigen sozialkritischen Untertönen versehenes Debüt ist optisch wie inhaltlich klar als Teil des Ghibli-Kanons erkennbar. In gemütlichem Tempo, teils etwas dialoglastig erzählt, verweigert die um die Angst vor dem Tod kreisende Story, ähnlich wie der Ghibli-Vorgänger „Das wandelnde Schloss“, allzu genaue Erklärungen und ist daher vielleicht an manchen Stellen nicht ganz leicht zu verstehen - aber auch nicht so kompliziert, als dass man die Lust am Zusehen verlöre.Die Hintergründe bieten elegante, detailreiche Ansichten, wobei allerdings Sonnenuntergänge und Landschaft mehr Aufmerksamkeit auf sich lenken als Wolkenformationen, wie sie Hayao Miyazaki bevorzugt in Szene setzt.
Größter Kritikpunkt ist die gelegentlich nicht ganz ausgereifte Figurenanimation, die eher an den ersten Ghibli-Film „Das Schloss im Himmel“ oder die Prä-Ghibli-Produktionen von Miyazaki senior und Isao Takahata, erinnern – aber auch dieser Makel fällt zwar auf, ist jedoch nicht so störend, als dass er das Filmvergnügen wirklich schmälern könnte. Wirklich gut gelungen ist dagegen der glücklicherweise nicht synchronisierte Soundtrack, gesungen von der japanischen Sängerin (und Original-Synchronsprecherin von Therru) Aoi Teshima.
Fazit: Weitgehend gelungener Einstieg in die Animationsregie, der mehr erwarten lässt.
Julia Nieder
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Besetzung & Crew von "Die Chroniken von Erdsee"
Land: JapanJahr: 2007
Genre: Animation
Originaltitel: Gedo senki
Länge: 115 Minuten
FSK: 6
Kinostart: 08.11.2007
Regie: Goro Miyazaki
Verleih: Universum Film