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Tausendschönchen - kein Märchen (1966)

Sedmikrásky

Grotesk-bizarrer Komödienklassiker von 1966 über zwei junge Frauen, die aus Langeweile die Menschen um sich herum ausbeuten.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 5 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3.0 / 5

Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 1 Besucher eine Bewertung abgegeben.


Marie (Jitka Cerhová) und Marie (Ivana Karbanová) sind sich einig: Die Welt um sie herum ist verdorben. Sie sind der Ansicht, dass es in dieser Welt nichts zu verlieren gibt und schlagen von nun an mit jugendlicher Sorglosigkeit und Unbekümmertheit über die Stränge. Getreu dem Motto: Alles ist zulässig und erlaubt, solange der Spaß dabei die Hauptrolle spielt. Sie fangen an, maßlos Essen in sich hineinzustopfen, ältere Herren hinters Licht zu führen und Unschuldigen fiese Streiche zu spielen. Hemmungslos widersetzen sie sich den gängigen Normen und gesellschaftlichen Konventionen – und nehmen damit ihr eigenes Verderben in Kauf.

Bildergalerie zum Film "Tausendschönchen - kein Märchen"

Tausendschönchen - kein Märchen

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse5 / 5

Anarchisch, wild, bunt

Im Zuge der "Tschechoslowakischen Neuen Welle" (Nová Vlna) entstanden mit Beginn der 60er-Jahre etliche mutige, subversive und auch philosophischen Fragen aufwerfende Filme. Mit dem Prager Frühling 1968 endete diese äußerst kreative Phase in der Geschichte des europäischen Kinos. Ein Schlüsselwerk dieser Ära ist Věra Chytilovás experimenteller, gängige Sehgewohnheiten unterwanderter Mix aus Gesellschaftsparabel, Drama und grotesker Komödie. Ein Film, der über all die Jahrzehnte nichts an Reiz eingebüßt hat, denn noch heute verblüffen der visuelle Einfallsreichtum, die formellen Experimente und all die beachtenswerten (handgemachten) Tricks, die Chytilovás nutzte.

"Tausendschönchen" ist mal Farb-, mal Schwarz-Weiß-Film, mal enthält er Trickfilmszenen, mal verblüfft er mit einer collagen-artigen Aneinanderreihung unterschiedlichster farblicher Stilisierungen. Bewusste Überbelichtungen und in gleißendes Licht getauchte Nahaufnahmen inklusive. Hinzu kommen beschleunigte Bewegungsabläufe, die den beiden Frauen immer wieder etwas Puppen-artiges, fast marionettenhaftes, verleihen.

"Tausendschönchen": feministische Prototypen

Überhaupt die beiden Maries: Heute würde man sie, etwa in den sozialen Medien, für ihre aufmüpfige, die Grenzen auslotende Art feiern. Zwei anarchistische, lebenshungrige junge Frauen. Feministische Prototypen zu einer Zeit (Mitte der 60er), als die Menschen, die Gesellschaft, scheinbar noch nicht bereit waren für solch selbstbewusste Frauenfiguren, die den Hedonismus zum Lebensprinzip erkoren hatten. Anders ist es nicht zu erklären, dass der Film ab 1968 verboten und Věra Chytilovás mit Arbeitsverbot belegt wurde.

Fazit: Formell und stilistisch atemberaubender, inhaltlich provokanter Experimentalfilm, dessen Kreativität und Einfallsreichtum noch heute verblüffen.




Besetzung & Crew von "Tausendschönchen - kein Märchen"

Land: CSSR
Weitere Titel: Daisies
Jahr: 1966
Genre: Komödie
Originaltitel: Sedmikrásky
Länge: 76 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 27.04.2023
Regie: Vera Chytilová
Darsteller: Ivana Karbanová als Marie die Blonde, Jitka Cerhová als Marie die Brunette, Marie Cesková als Frau in der Toilette, Jirina Myskova, Marcela Brezinová
Kamera: Jaroslav Kucera
Verleih: Ventura Film, Bildstörung



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