Jenseits der Stille (1996)
Jenseits der Stille erzählt die Geschichte des Mädchen Lara, die als Tochter gehörloser Eltern in einer kleinen Stadt in Süddeutschland aufwächst.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 23 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Da Lara die einzige in ihrer Familie ist, die sprechen und hören kann, übersetzt sie schon mit acht Jahren für ihre Eltern in allen möglichen Lebenslagen. So begleitet sie sie zu Kreditverhandlungen in die Bank, übersetzt jedes Telefonat, dolmetscht sogar die Ermahnungen ihrer eigenen Lehrerin für ihre Eltern. Lara erträgt die Tatsache, daß sie die 'Außenministerin' der Familie ist, gelassen und für ihr zartes Alter verblüffend souverän.
Besonders zu ihrem Vater Martin hat Lara ein sehr inniges Verhältnis. Martin versucht, seine Tochter für seine Welt zu begeistern. Gemeinsam spielen die beiden ihr Lieblingsspiel, das Erraten von Geräuschen. "Was für ein Geräusch macht die Sonne, wenn sie aufgeht?” - "Wie klingt der Schnee, wenn er auf die Wiese fällt?” In dieser, ihrer Welt wächst Lara geborgen und gleichsam isoliert auf.
Am Weihnachtsfest im Haus der Großeltern begegnet Lara ihrer Tante Clarissa. Clarissa ist eine temperamentvolle und schöne Frau und vor allem eine erfolgreiche Jazz-Klarinettistin. Das Mädchen ist von der ungewöhnlichen Frau begeistert, denn Clarissa bringt eine neue Dimension in Laras Leben: Musik!
Lara beginnt selbst, Klarinette zu spielen. Martin beobachtet die heranwachsende Freundschaft zwischen seiner Schwester und Lara mit Mißtrauen. In seiner Kindheit hat er sich mit Clarissa nie sonderlich gut verstanden, da ihn seine Schwester immer ihre vermeintliche Überlegenheit spüren ließ. Aber Lara hat in der Musik eine neue, leidenschaftliche Sprache gefunden, von der sie nicht mehr ablassen kann und will.
Zehn Jahre später. Aus Lara ist eine junge Frau geworden, deren Klarinettenspiel so gut ist, daß ihr Musiklehrer ihr zu einer professionellen Ausbildung rät. Clarissa bestärkt sie in diesem Gedanken. Sie möchte Lara zu sich nach Berlin holen und dort auf die Musikhochschule schicken.
Lara erzählt ihren Eltern zunächst nicht davon. Bei Clarissas Geburtstag kommt es, als Laras Pläne bekannt werden, deshalb zu einem großen Streit. Martin fühlt sich übergangen. Für ihn ist Laras Entscheidung eine Entscheidung gegen ihn und für Clarissa.
Lara zieht nach Berlin, wo sie bei Clarissa und deren Ehemann Gregor wohnt. Dort will sie sich intensiv auf ihre Prüfung für das Konservatorium vorbereiten. Als sie Tom kennenlernt, der wie sie aus der Welt der Stille kommt, beginnt sie zu verstehen, daß ihre außergewöhnliche Kindheit kein finsterer Schatten in ihrem Leben sein muß, sondern lediglich eine ungewöhnliche Lebensgeschichte bedeutet.
Durch den Tod ihrer Mutter kommt Lara für kurze Zeit wieder nach Hause. Sie fühlt sich für ihren Vater verantwortlich und hält gleichzeitig seine bedrückende Nähe nicht mehr aus. Nach einem heftigen Streit verläßt Lara endgültig das elterliche Haus und geht zurück nach Berlin. Sie nimmt an der Aufnahmeprüfung zum Musikkonservatorium teil, wo plötzlich wider jede Erwartung ihr Vater erscheint, um seine Tochter an diesem Tag zum ersten Mal auf einer Bühne spielen zu sehen.
Es gibt einen Unterschied zwischen 'Hören' und 'Verstehen' sagt er ihr in der Sprache seiner Hände. Und Lara begreift, daß es einen Weg geben wird, ihre beiden Welten miteinander zu versöhnen.
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Filmkritik
Der Unterschied zwischen Hören und Verstehen
Reichlich frech, wenn der taubstumme Vater seiner Tochter das Radiohören verbietet. Und irgendwie doch verständlich: denn Musik beschreibt das Unsagbare. "Jenseits der Stille”, der erste Kinofilm der Münchnerin Caroline Link, erzählt vom Erwachsenwerden des Mädchens Lara, die über die
Musik auch ihren gehörlosen Vater wieder erreicht. Mit großem Respekt vor der Taubheit ist dieses melodramatische Märchen ein wunderschönes und tiefgehendes Gedicht in starken Bildern und ohne nachteilige Zwischentöne.
Mit unpathetischer Leichtigkeit beschreibt Caroline Link zunächst die Kindheit der kleinen Lara (Tatjana Trieb), die sich im stillen Kämmerlein und mit ihren gehörlosen Eltern wohler fühlt als in der Schule. Unkompliziert und lebensfroh ist dieses Leben, von Behinderung keine Spur. Getrübt wird es durch einen Unfall
und den jährlich wiederkehrenden Weihnachtsstreß. Denn das Fest unterm Tannenbaum ruft vor allem bei Laras Vater Martin (Howie Seago) traumatische Erinnerungen wach. Die Rückblenden verdeutlichen, weshalb Martin eine Aversion gegen Musik hat. Diese entzweit ihn später auch mit seiner flügge werdenden
Tochter (jetzt dargestellt von Sylvie Testud). Der Abnabelungsprozeß
vom Elternhaus, die Zeit bei Onkel und Tante (Matthias Habich, Sibylle Canonica) ist nicht nur für Lara eine entdeckungsreiche Phase. Auch Martin findet Zeit, sein und anderer Verhalten zu verstehen. Schließlich ist es die Musik, die zur Versöhnung beiträgt.
Assoziationsreich in Wort und Bild, gelingt es Caroline Link und Kameramann Gernot Roll (filmte u.a. auch "Kaspar Hauser” und "Der bewegte Mann”), die Taubheit ohne große Effekte verständlich und sichtbar zu machen. Wie eng Tragödie und Triumph beisammenliegen, verdeutlicht jene Szene, in der ein
hupender Traktor die sichtlich Spaß am Fahrradfahren habende Mutter (Emmanuelle Laborit) überholen möchte. Die Zerrissenheit dieses aufregend lautlosen Lebens findet schließlich auch im Soundtrack von Niki Reiser und den von Giora Feidman beigesteuerten Titeln Ausdruck. Brilliant auch die tatsächlich gehörlosen
Schauspieler Emmanuelle Laborit ("Gottes vergessene Kinder”) und Howie Seago. Ein richtig schöner Film, passend zur Weihnachtszeit.
Reichlich frech, wenn der taubstumme Vater seiner Tochter das Radiohören verbietet. Und irgendwie doch verständlich: denn Musik beschreibt das Unsagbare. "Jenseits der Stille”, der erste Kinofilm der Münchnerin Caroline Link, erzählt vom Erwachsenwerden des Mädchens Lara, die über die
Musik auch ihren gehörlosen Vater wieder erreicht. Mit großem Respekt vor der Taubheit ist dieses melodramatische Märchen ein wunderschönes und tiefgehendes Gedicht in starken Bildern und ohne nachteilige Zwischentöne.
Mit unpathetischer Leichtigkeit beschreibt Caroline Link zunächst die Kindheit der kleinen Lara (Tatjana Trieb), die sich im stillen Kämmerlein und mit ihren gehörlosen Eltern wohler fühlt als in der Schule. Unkompliziert und lebensfroh ist dieses Leben, von Behinderung keine Spur. Getrübt wird es durch einen Unfall
und den jährlich wiederkehrenden Weihnachtsstreß. Denn das Fest unterm Tannenbaum ruft vor allem bei Laras Vater Martin (Howie Seago) traumatische Erinnerungen wach. Die Rückblenden verdeutlichen, weshalb Martin eine Aversion gegen Musik hat. Diese entzweit ihn später auch mit seiner flügge werdenden
Tochter (jetzt dargestellt von Sylvie Testud). Der Abnabelungsprozeß
vom Elternhaus, die Zeit bei Onkel und Tante (Matthias Habich, Sibylle Canonica) ist nicht nur für Lara eine entdeckungsreiche Phase. Auch Martin findet Zeit, sein und anderer Verhalten zu verstehen. Schließlich ist es die Musik, die zur Versöhnung beiträgt.
Assoziationsreich in Wort und Bild, gelingt es Caroline Link und Kameramann Gernot Roll (filmte u.a. auch "Kaspar Hauser” und "Der bewegte Mann”), die Taubheit ohne große Effekte verständlich und sichtbar zu machen. Wie eng Tragödie und Triumph beisammenliegen, verdeutlicht jene Szene, in der ein
hupender Traktor die sichtlich Spaß am Fahrradfahren habende Mutter (Emmanuelle Laborit) überholen möchte. Die Zerrissenheit dieses aufregend lautlosen Lebens findet schließlich auch im Soundtrack von Niki Reiser und den von Giora Feidman beigesteuerten Titeln Ausdruck. Brilliant auch die tatsächlich gehörlosen
Schauspieler Emmanuelle Laborit ("Gottes vergessene Kinder”) und Howie Seago. Ein richtig schöner Film, passend zur Weihnachtszeit.
Redaktion
FBW-Bewertung zu "Jenseits der Stille"Jurybegründung anzeigen
Die Emotionalisierung des Films gehört notwendigerweise zum Thema, sie ist angemessen und keineswegs überzogen. Der Zeitsprung von der 9jährigen zur 18jährigen Lara ist gelungen. Der Zuschauer mag zwar kurz stutzen, aber die Eleganz des Übergangs [...mehr]TrailerAlle "Jenseits der Stille"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Jenseits der Stille"
Land: DeutschlandJahr: 1996
Genre: Melodram
Länge: 109 Minuten
FSK: 6
Kinostart: 25.11.2021
Regie: Caroline Link
Darsteller: Sylvie Testud als Lara, Tatjana Trieb als Lara als Kind, Howie Seago als Martin, Emmanuelle Laborit als Kai, Sibylle Canonica als Clarissa
Kamera: Gernot Roll
Verleih: Buena Vista