Was ihr wollt (1996)
Twelfth Night
Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.
"Was ihr wollt" ist die letzte von Shakespeares romantischen Komödien und zugleich eine der schönsten. Das Spiel um Schein und Sein, Romanze und Verführung nimmt seinen Lauf, als Viola (Imogen Stubbs) - im Gewande eines Edelmannes - das Vertrauen des Grafen Orsino (Toby Stephens) gewinnt und zum Postillon d'amour auserkoren wird bei der Werbung um Gräfin Olivia (Helena Bonham Carter).
Bei einem Schiffbruch vor der Küste Illyriens wird das Zwillingspaar Viola (Imogen Stubbs) und Sebastian (Steven Mackintosh) getrennt. Zur Trauer um den vermeintlich toten Bruder bleibt Viola wenig Zeit, denn kaum der tobenden See entronnen, findet sich die Heimatlose schon im Zentrum heftigster amouröser Turbulenzen wieder...
Viola legt Männerkleidung an, tritt unter dem Namen "Cesario" in die Dienste des Herzogs Orsino (Toby Stephens) und wirbt in seinem Auftrag um die Gunst der schönen, aber unzugänglichen Gräfin Olivia (Helena Bonham Carter). Als diese stattdessen ihr Herz für den Liebesboten entdeckt, während Viola
selbst ihrem Herrn, Orsino, verfällt, entsteht eine beispiellose Verwirrung, in der drei Menschen scheinbar aussichtslos aneinander vorbei lieben.
Täuschung und Selbsttäuschung, Sein und Schein sind auch die Zutaten eines Schelmenstreichs, der gleichzeitig unter Olivias Dach seinen Lauf nimmt. Zielscheibe ist ihr blasierter Haushofmeister, Malvolio (Nigel Hawthorne), der Hauptverschwörer ihr trinkwütiger Onkel, Sir Toby Belch (Mel Smith), und die Munition ein Liebesbrief an Malvolio mit ihrem Siegel, der zu süßlich klingt, um wahr zu sein.
Stoff in Hülle und Fülle für Olivias melancholischen Narren, Feste (Ben Kingsley), welcher die Torheiten der Liebenden - ohne Rücksicht auf Rang und Namen - ebenso weise wie witzig
kommentiert.
Die Ankunft von Sebastian, der seiner Zwillingsschwester Viola bzw. "Cesario" bis in die Schnurrbartspitzen ähnlich, kündigt schließlich das stürmische Finale an ...
Mit einer Traumbesetzung und viel Gespür für Timing und Wirkung auf der Leinwand hat der englische Theater-Regisseur Trevor Nunn die Shakespeare-Komödie in ein spannungsvolles und sehr vergnügliches Kino-Erlebnis verwandelt.
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Filmkritik
Das ist Shakespeare, wie er leibt(e) und lebt(e). In der filmischen Adaption seines Theaterstücks fängt alles mit einer falschen Annahme an und endet in einem fast undurchschaubaren Verwirrspiel aus kleinen Betrügereien und großen Gefühlen, aus minimalen Fehltritten und einem Höchstmaß an Tolpatschigkeit, aus offensichtlicher Verstellung und perfekter Täuschung. Und nicht zu vergessen, eine Frau liebt eine Frau. Doch hier geht es nicht um homosexuelle Neigungen im 16. Jahrhundert, sondern eine der weiblichen Seelen muß sich gezwungenermaßen als Mann ausgeben, um damit in die Dienste eines Herzogs treten zu können. Darüberhinaus treibt noch ein musikalisch begabter Vagabund sein Unwesen, Handschriften werden gefälscht, Intrigen gesponnen und zwei Angsthasen zur duellierenden Mutprobe aufgehetzt.
Alles klar? Sicherlich nicht, denn so konfus sich das alles anhört, so verwirrt verfolgen wir auch die ersten 60 von 133 Minuten, bis wir uns allmählich im Irrgarten Illyrien zurechtfinden. Aber dann dürfen wir uns einen Spaß daraus machen, die um Liebesglück und Lebensmut ringenden Marionetten mit einem Lächeln auf den Lippen zu beobachten, denn hinter allem steckt glücklicherweise noch eine höhere, wohlgesonne Macht, die die verworrenen Fäden langsam wieder auseinanderwickelt.
Bei dem derzeitigen Revival von Shakespeare-Verfilmungen dürfte "Was Ihr wollt" leider etwas untergehen, was aber sicherlich nicht an der Qualität des Werks liegt. Das komödiantische
Verwirrspiel bietet zwar keine aufstrebenden Jungstars wie in "Romeo und Julia", besticht aber dennoch mit einer Garde grandioser Schauspieler. Vor allem die noch relativ unbekannte Imogen Stubbs beeindruckt mit ihrem herausragenden und süffisanten Geschlechterwechsel und versteht es, kokett mit dem männlichen Erfahrungsspiel umzugehen. Auch kann "Was Ihr wollt" leider nicht mit einem 20.-Jahrhundert-Update aufwarten. Doch müssen alle Klassiker zeitgerecht aufgemöbelt werden, damit auch der Videoclip-geschädigte Mensch vor der Jahrtausendwende beindruckt im Kinosessel sein Popcorn vergißt?
Shakespeare-Stoffe sind zeitlos, und es ist immer wieder reizvoll zu sehen, daß es den Menschen vergangener Zeiten auch nicht anders ging als uns. Liebeskummer und heimliche Verehrung, Versteckspiele und nicht enden wollendes Leid gab es vermutlich schon bei den Neandertalern. Doch "Was Ihr wollt" demonstriert uns in Kostümen und vor mittelalterlichem Ambiente, daß eigentlich doch nicht alles so schlimm und hoffnungslos ist.
Trevor Nunns Theateradaption ist ein Beitrag zu "positiv denken" und "schöner leben" und beweist, daß
auch heute ein Happy-End entzücken und rühren kann. So bleibt zum Schluß die Empfehlung an alle "Viel Lärm um nichts"-Fans, sich auf einen zwar nicht ganz so farbigen, aber dennoch schillernden Nachkommen zu freuen.
Alles klar? Sicherlich nicht, denn so konfus sich das alles anhört, so verwirrt verfolgen wir auch die ersten 60 von 133 Minuten, bis wir uns allmählich im Irrgarten Illyrien zurechtfinden. Aber dann dürfen wir uns einen Spaß daraus machen, die um Liebesglück und Lebensmut ringenden Marionetten mit einem Lächeln auf den Lippen zu beobachten, denn hinter allem steckt glücklicherweise noch eine höhere, wohlgesonne Macht, die die verworrenen Fäden langsam wieder auseinanderwickelt.
Bei dem derzeitigen Revival von Shakespeare-Verfilmungen dürfte "Was Ihr wollt" leider etwas untergehen, was aber sicherlich nicht an der Qualität des Werks liegt. Das komödiantische
Verwirrspiel bietet zwar keine aufstrebenden Jungstars wie in "Romeo und Julia", besticht aber dennoch mit einer Garde grandioser Schauspieler. Vor allem die noch relativ unbekannte Imogen Stubbs beeindruckt mit ihrem herausragenden und süffisanten Geschlechterwechsel und versteht es, kokett mit dem männlichen Erfahrungsspiel umzugehen. Auch kann "Was Ihr wollt" leider nicht mit einem 20.-Jahrhundert-Update aufwarten. Doch müssen alle Klassiker zeitgerecht aufgemöbelt werden, damit auch der Videoclip-geschädigte Mensch vor der Jahrtausendwende beindruckt im Kinosessel sein Popcorn vergißt?
Shakespeare-Stoffe sind zeitlos, und es ist immer wieder reizvoll zu sehen, daß es den Menschen vergangener Zeiten auch nicht anders ging als uns. Liebeskummer und heimliche Verehrung, Versteckspiele und nicht enden wollendes Leid gab es vermutlich schon bei den Neandertalern. Doch "Was Ihr wollt" demonstriert uns in Kostümen und vor mittelalterlichem Ambiente, daß eigentlich doch nicht alles so schlimm und hoffnungslos ist.
Trevor Nunns Theateradaption ist ein Beitrag zu "positiv denken" und "schöner leben" und beweist, daß
auch heute ein Happy-End entzücken und rühren kann. So bleibt zum Schluß die Empfehlung an alle "Viel Lärm um nichts"-Fans, sich auf einen zwar nicht ganz so farbigen, aber dennoch schillernden Nachkommen zu freuen.
Peter Fröhlich
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Besetzung & Crew von "Was ihr wollt"
Land: Großbritannien, USAJahr: 1996
Genre: Komödie
Originaltitel: Twelfth Night
Länge: 135 Minuten
FSK: 6
Kinostart: 03.04.1997
Regie: Trevor Nunn
Darsteller: Imogen Stubbs, Helena Bonham Carter, Steven Mackintosh, Toby Stephens, Nigel Hawthorne
Kamera: Clive Tickner
Verleih: Concorde