Aus nächster Nähe (1996)
Up close and personal
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Die Kellnerin Sallyanne Atwater hat einen großen Traum: Sie möchte zum Fernsehen - als Nachrichtensprecherin. Sie kratzt ihr letztes Geld zusammen, fabriziert ein Demo-Tape und macht sich auf den Weg zu ihrem ersten Vorstellungsgespräch bei einem TV-Sender in Miami. Und sie hat Glück: der Nachrichtenprofi Warren Justice ahnt hinter ihrem dicken Make-Up, ihrer provinziellen Dauerwelle und dem unbeholfenen Benehmen ein neues Talent.
Justice beobachtet Sally genau - und Sally beobachtet ihn und seine Arbeit. Bald darf sie mehr als nur Kaffee kochen und Telefonate entgegennehmen: mit dem Kameramann Ned zieht sie los und covert lokale Nachrichten. Justice unterstützt sie bei ihren ersten unsicheren Schritten als Reporterin und wird zu ihrem Mentor: er sorgt für ein neues Outfit, eine neue Frisur und das nötige Knowhow im Mediengeschäft. Und als Sally vor ihrem ersten großen Auftritt vor lauter Lampenfieber schon über das 'S' in ihrem Namen stolpert, verpaßt er ihr den Namen, mit dem sie berühmt werden wird: Tally Atwater. Justice fühlt sich immer mehr zu Tally hingezogen. Und auch Tally ist in Warren verliebt. Aber immer, wenn sich eine Nähe zwischen ihnen einstellt, die über das strikt Berufliche
hinausgeht, zieht er sich zurück. Als Tally die berühmte TV-Journalistin Joanna Kennelly kennenlernt und erfährt, daß Warren einmal mit ihr verheiratet war,
spürt sie, daß diese Beziehung etwas mit der Melancholie zu tun hat, die Warren umgibt.
Die Vergangenheit holt Tally ein: Als sie eines Abends mit Warren in seinem Büro arbeitet, erreicht sie ein Anruf ihrer Schwester Luanne, die in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Ohne Angabe von Gründen bittet Tally ihren Chef um Urlaub und fliegt nach Reno. Sie versucht, Luanne zu helfen, doch sie verfügt nicht über die notwendigen finanziellen Mittel.
Plötzlich taucht Warren in Reno auf und bezahlt die Schulden von Tallys Schwester. Da wird Tally klar, daß sie Warren mehr bedeutet, als er zugibt. Es dauert nicht mehr lange, und beide bekennen sich zu ihrer Liebe. Tally Atwater wird bald ein Begriff in der Nachrichtenwelt: unter der Führung von Warren entwickelt sie sich zur Profijournalistin, deren besonderer Charme darin liegt, daß ihre Berichterstattung über den reinen Nachrichtenwert stets menschliche Anteilnahme ausstrahlt. Als Tally ein Angebot bekommt, bei einem renommierten TV-Sender in Philadelphia zu arbeiten, zögert sie erst, denn sie will Warren nicht verlieren. Doch sie hat immer noch ihren Traum und weiß, daß der Job in Miami auf Dauer eine Einbahnstraße ist - also nimmt sie schließlich die neue Stelle an...
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Filmkritik
Michelle Pfeiffer startet als naives Medienmädel Sallyanne Atwater bei einem Lokalsender im Süden der USA. Ihr reifer, renommierter Mentor Warren Justice (Robert Redford) schickt sie zuerst zum Kaffeekochen, dann macht er sie zum Nachrichtenstar und zur Geliebten. Mit neuer Frisur, dünnerem Make-up und kürzerem Namen kommt die neue Tally sogar landesweit auf die Bildschirme. Als der aufsteigende Stern allein zu den großen Sendern geht, folgt die private Tragödie. Bei Klaus Theweleit lernte man, daß meistens jemand auf der Strecke bleibt, wenn der/die andere Karriere macht. Diesmal trifft es Justice - ist das gerecht? Da hat dieser Mann Watergate aufgedeckt ("Die Unbestechlichen"), war in "Havanna" und auch sonst überall in der US-Geschichte. Jetzt auf die alten Tage gibt er noch mal den lahmen, tragischen Liebhaber. Er ähnelt darin der Story, die ohne Geistesblitz oder Drama linear daherdümpelt. Das größte Moment medialer Liebe ist auch schon eine Abschiedsszene: Tally weiß, welche Frage sie stellen muß, bevor ihr Regisseur Justice diese Frage aufschreibt. Dieses Medienhistörchen wäre an sich ganz schön brav, auch wenn nicht Gus van Sants "2 Die 4" bereits heftig in diesem Thema rumgewildert hätte. Da sieht Michelle im Vergleich zu Nicole Kidman ziemlich alt aus, am Ende kann sie nur kunstvoll Tränchen zerdrücken und verlogen irgendeinen journalistischen Ethos beweihräuchern. Gut, aber nicht revolutionär, höchstens der Moment des Todes: Die Distanz des Paares wurde über eine Reise aufgebaut, der Kontakt hält noch per Satellitenübertragung, bricht aber dann technisch ab.Nach "Grüne Tomaten" inszenierte Jon Avnet "Das Baumhaus" mit viel zu viel Pathos und ebenfalls im Süden der USA. Schon auf den ersten Blick wirkt "Aus nächster Nähe" verlogen und wie von vorgestern. Statt bissig-böser Medienschelte wie in "Network" oder "2 Die 4" geht jetzt die Romantik zwischen zwei Stars auf Sendung.
Redaktion
Besetzung & Crew von "Aus nächster Nähe"
Land: USAJahr: 1996
Genre: Romantik
Originaltitel: Up close and personal
Länge: 124 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 12.09.1996
Regie: Jon Avnet
Darsteller: Michelle Pfeiffer, Kate Nelligan, Robert Redford, Stockard Channing, Joe Mantegna
Kamera: Karl Walter Lindenlaub
Verleih: Constantin Film