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Primadonna- Das Mädchen von morgen
Primadonna- Das Mädchen von morgen
© Kairos Film

Primadonna- Das Mädchen von morgen (2024)

Primadonna

In den 1960er Jahren weigert sich eine junge Sizilianerin, ihren Vergewaltiger zu heiraten und bringt ihn stattdessen vor Gericht.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4 / 5
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Die 21-jährige Lia (Claudia Gusmano) lebt mit ihren Eltern und dem kleinen Bruder in einem Dorf in den sizilianischen Bergen. Sie arbeitet lieber mit dem Vater Pietro (Fabrizio Ferracane) auf dem Acker, als ihrer Mutter Sara (Manuela Ventura) bei der Hausarbeit zu helfen, wie es sich für Töchter in den 1960er Jahren geziemt. Als Lorenzo (Dario Aita), der Sohn des örtlichen Mafiabosses, Lia schöne Augen macht, geht sie mit ihm spazieren. Doch seine bestimmende Art gefällt ihr nicht. Am nächsten Tag wartet Lorenzo vergeblich auf sie und beschließt zu handeln.

Während Pietro auf dem Feld arbeitet, dringt Lorenzo mit bewaffneten Begleitern ins Haus der Familie ein, um Lia zu entführen. Er vergewaltigt sie in einer Hütte in den Bergen. Pietro erstattet Anzeige, aber Lorenzo und seine Familie verkünden die Verlobung. Lia soll unterschreiben, dass eine sogenannte Wiedergutmachungsehe geplant ist, die ihre Ehre rettet und Lorenzo vor Strafe bewahrt. Sie weigert sich und zieht vor Gericht. Im Dorf ist sie nun geächtet. Das enorme öffentliche Interesse am Prozess schüchtert sie zunächst so ein, dass sie gar nicht aussagen will.

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"Primadonna“: Eine Frau zieht vor Gericht

Der Titel dieses Spielfilmdebüts der italienischen Regisseurin und Drehbuchautorin Marta Savina ist zweideutig. Während man wahrscheinlich im ersten Moment an eine Operndiva, eine extravagante Künstlerin denkt, ist "Primadonna“ hier ziemlich wörtlich gemeint. Als reales Vorbild für die durchaus auch eigenwillige Filmfigur Lia dient die Sizilianerin Franca Viola, welche sich 1966 weigerte, ihren Vergewaltiger zu heiraten. Der Täter, ein Neffe eines Mafiabosses, wurde gerichtlich verurteilt. Viola brachte als Pionierin die Tradition der weit verbreiteten Wiedergutmachungsehe zu Fall, die schließlich 1981 aus den Gesetzbüchern gestrichen wurde.

Keine Wiedergutmachungsehe!

Erst kürzlich befasste sich der Spielfilm "Morgen ist auch noch ein Tag“ mit patriarchaler Bevormundung und ehelicher Gewalt im Italien der Nachkriegszeit. Nun wird auch das gesellschaftlich lange tolerierte männliche Verhalten, eine junge Frau zum Sex zu zwingen und sich danach als ihr Retter aufzuspielen, der sie zum Altar führt, feministisch aufgearbeitet. Um nicht als gefallenes Mädchen im sozialen Abseits zu landen, mussten unzählige Frauen ihre Vergewaltiger heiraten, welche laut Gesetz straffrei ausgingen.

Unterstützt von den Eltern

In Marta Savinas Film sind zwei junge Frauen auf unterschiedliche Weise von männlicher Willkür und dem verlogenen, einengenden Gebot weiblicher Ehre betroffen. Lia will nicht, dass der Gewalttäter ihr Mann fürs Leben wird, ihre neue Bekannte Ines (Thony) wurde Prostitutierte, weil ihr Freund sie nach dem Sex doch nicht mehr heiraten wollte. Ines solidarisiert sich mit Lia, die in dem früheren Bürgermeister Orlando (Francesco Colella) einen weiteren Verbündeten findet. Der homosexuelle, liberal denkende Anwalt verteidigt sie. Auch von ihren Eltern, der anfangs sehr um den guten Ruf besorgten Mutter und dem toleranteren Vater bekommt Lia die nötige moralische Unterstützung.

Zeitlos lebendige Figur

Savina charakterisiert Lia nicht als trauriges Opfer oder Leidende, die verbissen nach Rache sinnt. Claudia Gusmano spielt sie als junge Frau, die den Eltern und dem Anwalt ihre Meinung sagt und der blinder Gehorsam fremd ist. Sie könnte auch eine Frau aus heutiger Zeit sein. Humorvolle Töne, gelöste Familienszenen lockern den dramatischen Inhalt auf. Es geht buchstäblich um die Existenz der ganzen Familie, die schon die Koffer packt. Aber die Figuren müssen nicht immer nur weinen und zittern. Savina lässt sie sehr lebensecht wirken als Menschen, deren innerer Kompass ab und zu auch das Lächeln erlaubt.

Fazit: Mit ihrem Spielfilmdebüt erinnert die Regisseurin Marta Savina an die Sizilianerin Franca Viola, die sich in den 1960er Jahren weigerte, eine Wiedergutmachungsehe mit ihrem Vergewaltiger einzugehen. Die fiktionalisierte Geschichte dieser Pionierin, welche eine traditionelle gesetzliche Praxis zu Fall brachte, inszeniert Savina als realitätsnahes, lebendiges Drama. Mit ihrem unabhängigen Geist weist die junge Hauptfigur weit über ihre Zeit hinaus.




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Besetzung & Crew von "Primadonna- Das Mädchen von morgen"

Land: Italien
Jahr: 2024
Genre: Drama
Originaltitel: Primadonna
Länge: 97 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 10.04.2025
Regie: Marta Savina
Darsteller: Fabrizio Ferracane, Francesco Colella, Manuela Ventura, Dario Aita als Lorenzo Musicò, Thony
Kamera: Francesca Amitrano
Verleih: Kairos Film

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