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Oslo Stories: Liebe (2025)

Kjærlighet

Norwegische Trilogie: Dag Johan Haugeruds dritter Film über Beziehungskisten in der Großstadt.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3 / 5
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Die Osloer Ärztin Marianne (Andrea Bræin Hovig) ist Single und glücklich. Was ihre beste Freundin Heidi (Marte Engebrigtsen), die im Kulturamt der Stadt arbeitet und gerade ein großes Fest vorbereitet, nicht davon abhält, Marianne zu verkuppeln. Doch der Mann, den Heidi dafür ins Auge gefasst hat, ist in Mariannes Augen nicht ideal. Zwar findet Marianne den Geologen Ole Harald (Thomas Gullestad), der auf einer Insel im Oslofjord lebt, durchaus attraktiv. Dass dessen Ex-Frau Solveig (Marian Saastad Ottesen) mit den zwei Kindern im Haus direkt nebenan wohnt, verkompliziert die Lage jedoch.

Auf ihrer Suche nach Liebe und sexueller Freiheit lässt sich Marianne vom Krankenpfleger Tor (Tayo Cittadella Jacobsen), der an der Seite der Urologin auf der Krebsstation eines Krankenhauses arbeitet, inspirieren. Tor lebt auf derselben Insel wie Ole Harald und fährt in schlaflosen Nächten gern zwischen der Insel und Oslo hin und her, um über eine Dating-App Männerbekanntschaften zu machen. Davon beflügelt, geht Marianne eines Nachts einen One-Night-Stand mit einer auf der Fähre gemachten Zufallsbekanntschaft (Morten Svartveit) ein. Tor lernt auf der Fähre wiederum den älteren Bjørn (Lars Jacob Holm) kennen, dem er später unter tragischen Vorzeichen wiederbegegnet.

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"Oslo Stories: Liebe": Fährgemeinschaft

Filme aus Norwegen zählen zum Aufregendsten, was in den vergangenen 20 Jahren bei Filmfestivals und im Idealfall im Anschluss daran auch im Kino zu sehen war. Viele davon nehmen die Gesellschaft mit schwarzem Humor auf die Schippe, andere toben sich genüsslich im Genre aus und brauchen sich dabei vor der internationalen Konkurrenz nicht zu verstecken. Weshalb es auch nicht verwundert, dass eine Handvoll norwegischer Regisseure den Sprung nach Hollywood geschafft hat.

Zu dieser Riege spannender Talente zählen unter anderem Bent Hamer ("Kitchen Stories", "Factotum"), Hans Petter Moland ("Einer nach dem anderen" und dessen Remake "Hard Powder"), Morten Tyldum ("Headhunters", "The Imitation Game", "Passengers"), Espen Sandberg ("Kon-Tiki", "Pirates of the Caribbean: Salazars Rache"), Joachim Trier ("Thelma", "Der schlimmste Mensch der Welt") und Kristoffer Borgli ("Sick of Myself", "Dream Scenario"). Mit seiner in Oslo angesiedelten Trilogie reiht sich nun auch Dag Johan Haugerud in die illustre Runde großer norwegischer Filmemacher ein. Wer aufregendes Kino erwartet, wird jedoch enttäuscht.

Geschwätzige Festivallieblinge

Die drei Filme des 1964 geborenen Regisseurs, Drehbuchautors und Romanautors waren bei zahlreichen renommierten Festivals zu Gast – und kamen dort gut an; "Oslo Stories: Träume", der zweite Teil der Trilogie, gewann im Februar 2025 gar den Goldenen Bären der 75. Berlinale. Was ein wenig verwundert, setzt Haugerud in seiner Trilogie doch so gut wie überhaupt nicht auf typisch filmische Erzählmittel, sondern vor allem auf Dialoge. Wären diese wenigsten gut geschrieben, man würde es dem Drehbuchautor Haugerud nachsehen. Doch pointierten Dialogwitz sucht man in allen drei Filmen vergebens.

Stattdessen tasten sich die Protagonisten unter Verwendung einer Unmenge Füllwörter vorsichtig und jede Aussage abwägend durch ihre Konversationen. Was sich wohlwollend als "realistisch" auslegen ließe: Hier schaut ein Filmemacher seinen Mitmenschen aufs Maul, anstatt ihnen filmreife Sätze in den Mund zu legen. Diese Auslegung hat durchaus etwas für sich. Denn in ihren besten Momenten gelingt es Haugeruds Oslo-Trilogie, eine beachtliche Nähe zu den Figuren herzustellen. In ihren schlechtesten Momenten – und davon gibt es viele – sind die Szenen aber einfach nur geschwätzig. Schnell macht sich Langeweile breit.

Offenheit als Gedankenspiel

In Deutschland kommt die Trilogie in umgekehrter Reihenfolge in die Kinos: Auf den finalen Teil "Liebe" folgt der Berlinale-Gewinner "Träume", bevor "Sehnsucht", der eigentliche Auftakt der Trilogie, die deutschen Kinostarts beschließt. Warum dem so ist, darüber lässt sich nur spekulieren. Ein Grund könnte sein, dass der Handlungsort Oslo, der alle drei Filme lose miteinander verbindet, in "Liebe" am anschaulichsten eingeführt wird. Gleich zu Beginn versucht die von Marte Engebrigtsen gespielte Heidi, ein Komitee von ihrem Konzept für eine Jubiläumsfeier zu überzeugen und gibt währenddessen Erklärungen zum Osloer Rathaus ab. Wenig später erläutert ein von Thomas Gullestad gespielter Geologe, auf welchen Gesteinsarten die Stadt errichtet ist. Und noch etwas anderes wird in diesen ersten Minuten deutlich, das von Dag Johan Haugerud zwar als Conclusio gedacht war, aber ebenso gut als Einleitung funktioniert: die Offenheit, mit der die Figuren in allen drei Filmen der Liebe, dem Verlangen und dem Sex begegnen.

Anfängliche Vorbehalte und Vorurteile weichen Neugier und ernst gemeintem Interesse. Diese Unvoreingenommenheit ist denn auch die große Stärke, die über viele Schwächen dieser Filmtrilogie hinwegtröstet. In "Liebe", den der Regisseur diesbezüglich als "utopisch" bezeichnet, findet die von Andrea Bræin Hovig verkörperte Ärztin Marianne nicht etwa in ihrer besten Freundin Heidi, sondern ausgerechnet in einem schwulen Mann einen Verbündeten. Der von Tayo Cittadella Jacobsen gespielte Krankenpfleger Tor hat, was seine Sexualität anbelangt, nicht nur mit vergleichbaren Vorurteilen zu kämpfen, er lebt sein Verlangen auch so aus, wie es sich Marianne für sich selbst und für Frauen im Allgemeinen wünschen würde.

Denkbar schlechtester Weg

In seiner Trilogie stellt Dag Johan Haugerud also die Frage, wie eine Gesellschaft aussehen könnte, in der jeder seine privaten Freiheiten ausleben dürfte, ohne dafür von seinen Mitmenschen beurteilt oder gar moralisch verurteilt zu werden – und er führt vor, wie so etwas tatsächlich gelingen könnte. Leider wählt er dafür den filmisch denkbar schlechtesten Weg: Anstatt die Dinge, um die es geht, also Liebe, Sehnsucht, Träume und Sex (so lautet der Originaltitel des hierzulande als "Sehnsucht" betitelten Teils), ansehnlich ins Bild zu rücken, wird nurmehr und schließlich so ausschweifend darüber geredet, dass jeder der drei Filme aufs Neue Gefahr läuft, dass die Themen irgendwann zerredet werden.

Wer das Kino als visuelle Erzählform begreift, wird von Haugeruds Trilogie bitter enttäuscht. Zum großen Glück setzen die jeweiligen Schauspielensembles dem von ihrem Regisseur geschriebenen Geschwafel starke Leistungen entgegen. Dass ein Film wie "Liebe", der abseits ein paar betörender Nachtaufnahmen der norwegischen Hauptstadt visuell nicht über das Niveau eines Fernsehfilms hinauskommt, sein Publikum nicht vollständig einschläfert, ist in erster Linie den großartig agierenden Andrea Bræin Hovig und Tayo Cittadella Jacobsen zu verdanken.

Fazit: "Oslo Stories: Liebe", der dritte Teil einer preisgekrönten Trilogie des norwegischen Regisseurs und Drehbuchautors Dag Johan Haugerud, kommt in Deutschland als erster der drei Filme in die Kinos. Und schon hier offenbart sich, weshalb die Trilogie nicht über Mittelmaß hinausreicht: Visuell auf dem Niveau eines Fernsehfilms gerät "Liebe" viel zu geschwätzig. Anstatt pausenlos über Liebe und Sex zu diskutieren, hätte Haugerud diese lieber ansehnlich in Szene setzen sollen.




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Besetzung & Crew von "Oslo Stories: Liebe"

Land: Norwegen
Jahr: 2025
Genre: Drama, Romantik
Originaltitel: Kjærlighet
Länge: 119 Minuten
Kinostart: 17.04.2025
Regie: Dag Johan Haugerud
Darsteller: Tayo Cittadella Jacobsen, Andrea Bræin Hovig, Lars Jacob Holm, Thomas Gullestad, Marte Engebrigtsen
Kamera: Cecilie Semec
Verleih: Alamode Film

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