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© Salzgeber & Co. Medien GmbH
Noch bin ich nicht, wer ich sein möchte (2025)
Jeste nejsem, kým chci být
Der Dokumentarfilm über die Fotografin Libuše Jarcovjáková verwendet ausschließlich ihre eigenen Bilder und Worte.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Libuše Jarcovjáková ist 16 Jahre alt, als der Prager Frühling 1968 niedergeschlagen wird. Sie möchte Fotografin werden, darf nach dem Abitur aber nicht studieren, das kommunistische Regime hält weder sie, noch ihr künstlerisches Elternhaus für politisch verlässlich. Libuše arbeitet in einer Druckerei, bis sie dort Fotografierverbot erhält. Mit 24 wird sie an der Uni angenommen, fühlt sich dort aber fremd. Sie heiratet, doch die Beziehung klappt nicht. 1979 besucht sie eine Freundin in Tokio, lernt eine andere Welt kennen. Zurück in Prag, erteilt sie vietnamesischen Arbeiter*innen Sprachunterricht und findet Freund*innen in der queeren Szene.
Eine Scheinehe ermöglicht der Geschiedenen 1985 die Ausreise nach Westberlin. Von dort geht es wieder nach Tokio, sie wird als Modefotografin berühmt. Aber sie möchte bald wieder den Moment und das Leben draußen einfangen und geht nach Berlin, wo die Mauer fällt. Nun zieht es sie nach Hause, nach Prag. 2019 würdigt eine große Ausstellung in Arles ihr fotografisches Schaffen.
Bildergalerie zum Film "Noch bin ich nicht, wer ich sein möchte"
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Filmkritik
"Noch bin ich nicht, wer ich sein möchte“: Selbstfindung mit der Kamera
Dieses dokumentarische Porträt der tschechischen Fotografin Libuše Jarcovjáková besteht aus den Aufnahmen, die sie selbst über mehrere Jahrzehnte hinweg gemacht hat. Dazu spricht sie Texte aus ihren Tagebüchern aus dem Off, welche die Regisseurin Klára Tasovská ausgewählt hat. "Noch bin ich nicht, wer ich sein möchte“ lässt sein Publikum konsequent am subjektiven Blick der Porträtierten teilhaben. In ihren Fotografien wird die Ära der sozialistischen Diktatur wieder lebendig, in der sich die Künstlerin allen Hindernissen zum Trotz zu verwirklichen suchte. Ihr faszinierendes Talent, mit der Kamera die Atmosphäre der jeweiligen Zeit einzufangen und den eigenen Standpunkt zu erforschen, steht auch nach 1989 im Zentrum ihres Schaffens.
Ungeschönte Momentaufnahmen
Libuše Jarcovjáková fotografiert Szenen aus dem Alltag. Arbeiter*innen, die in der Nachtschicht neben ihren Maschinen in der Druckerei eine Schlafpause einlegen. Die Feierlaune in einem Club, der für queere Menschen ein Refugium wird, vietnamesische Gastarbeiter*innen, Romakinder. Der Partei gefallen die Bilder meistens nicht, der Geheimdienst interessiert sich für Personen darauf. Die junge Fotografin wird von Selbstzweifeln und depressiven Phasen geplagt. Auch sich selbst betrachtet sie mit der Kamera, hat Angst, sich zu verlieren. Wo will sie hin im Leben, in der Kunst?
Es gibt Fotos ihres nackten Körpers, der Männer und Frauen, die sie liebt. Dass sie das Unspektakuläre mag, so wenig auf den Effekt abzielt, kreiden der Fotografin auch im Ausland manche Expert*innen an. Erst als Modefotografin in Tokio erzielt sie den internationalen Durchbruch. Es zeichnet diese Künstlerin aber aus, dass sie beschließt, auf gutes Geld zu verzichten und mit der Kamera wieder wie früher auf die Suche zu gehen.
Was sonst unbemerkt bliebe
In diesem Dokumentarfilm sind die Fotografien der Porträtierten – hauptsächlich Schwarz-Weiß-Bilder – wiederholt rhythmisch montiert, so dass sie eine Art Bewegung suggerieren. Manchmal hört man leise, wie aus ferner Erinnerung, eine miauende Katze, ein Klingeln, murmelnde Stimmen. Die Ich-Erzählerin berichtet, wie es ihr in Prag, in Tokio, in Berlin gerade geht, die Bilder spiegeln diese Gemütsverfassungen mit verblüffender Ausdruckskraft. Die Fotografin ist ein Kind ihrer Zeit und saugt sie fragend auf, als sammele sie Beweismaterial, das sonst unbemerkt bliebe.
Fazit: Dieses sehr gelungene dokumentarische Porträt der tschechischen Fotografin Libuše Jarcovjáková beweist auf eindrucksvolle Weise die Ausdruckskraft ihrer Bilder. Die Regisseurin Klára Tasovská lässt anhand der Fotografien und Tagebuchnotizen der Künstlerin den sozialistischen Alltag nach 1968 lebendig werden. Bis zum Mauerfall, den sie auf Westberliner Seite miterlebt, ringt die Künstlerin um freie Selbstentfaltung. Mit der Kamera hält sie ungeschönte, nicht spektakuläre Momente fest, auf den Straßen, in Kneipen und Wohnungen und erforscht zugleich sich selbst. Ihr Werk, für welches ihr die Anerkennung lange verwehrt blieb, erweist sich als faszinierendes Zeitdokument.
Dieses dokumentarische Porträt der tschechischen Fotografin Libuše Jarcovjáková besteht aus den Aufnahmen, die sie selbst über mehrere Jahrzehnte hinweg gemacht hat. Dazu spricht sie Texte aus ihren Tagebüchern aus dem Off, welche die Regisseurin Klára Tasovská ausgewählt hat. "Noch bin ich nicht, wer ich sein möchte“ lässt sein Publikum konsequent am subjektiven Blick der Porträtierten teilhaben. In ihren Fotografien wird die Ära der sozialistischen Diktatur wieder lebendig, in der sich die Künstlerin allen Hindernissen zum Trotz zu verwirklichen suchte. Ihr faszinierendes Talent, mit der Kamera die Atmosphäre der jeweiligen Zeit einzufangen und den eigenen Standpunkt zu erforschen, steht auch nach 1989 im Zentrum ihres Schaffens.
Ungeschönte Momentaufnahmen
Libuše Jarcovjáková fotografiert Szenen aus dem Alltag. Arbeiter*innen, die in der Nachtschicht neben ihren Maschinen in der Druckerei eine Schlafpause einlegen. Die Feierlaune in einem Club, der für queere Menschen ein Refugium wird, vietnamesische Gastarbeiter*innen, Romakinder. Der Partei gefallen die Bilder meistens nicht, der Geheimdienst interessiert sich für Personen darauf. Die junge Fotografin wird von Selbstzweifeln und depressiven Phasen geplagt. Auch sich selbst betrachtet sie mit der Kamera, hat Angst, sich zu verlieren. Wo will sie hin im Leben, in der Kunst?
Es gibt Fotos ihres nackten Körpers, der Männer und Frauen, die sie liebt. Dass sie das Unspektakuläre mag, so wenig auf den Effekt abzielt, kreiden der Fotografin auch im Ausland manche Expert*innen an. Erst als Modefotografin in Tokio erzielt sie den internationalen Durchbruch. Es zeichnet diese Künstlerin aber aus, dass sie beschließt, auf gutes Geld zu verzichten und mit der Kamera wieder wie früher auf die Suche zu gehen.
Was sonst unbemerkt bliebe
In diesem Dokumentarfilm sind die Fotografien der Porträtierten – hauptsächlich Schwarz-Weiß-Bilder – wiederholt rhythmisch montiert, so dass sie eine Art Bewegung suggerieren. Manchmal hört man leise, wie aus ferner Erinnerung, eine miauende Katze, ein Klingeln, murmelnde Stimmen. Die Ich-Erzählerin berichtet, wie es ihr in Prag, in Tokio, in Berlin gerade geht, die Bilder spiegeln diese Gemütsverfassungen mit verblüffender Ausdruckskraft. Die Fotografin ist ein Kind ihrer Zeit und saugt sie fragend auf, als sammele sie Beweismaterial, das sonst unbemerkt bliebe.
Fazit: Dieses sehr gelungene dokumentarische Porträt der tschechischen Fotografin Libuše Jarcovjáková beweist auf eindrucksvolle Weise die Ausdruckskraft ihrer Bilder. Die Regisseurin Klára Tasovská lässt anhand der Fotografien und Tagebuchnotizen der Künstlerin den sozialistischen Alltag nach 1968 lebendig werden. Bis zum Mauerfall, den sie auf Westberliner Seite miterlebt, ringt die Künstlerin um freie Selbstentfaltung. Mit der Kamera hält sie ungeschönte, nicht spektakuläre Momente fest, auf den Straßen, in Kneipen und Wohnungen und erforscht zugleich sich selbst. Ihr Werk, für welches ihr die Anerkennung lange verwehrt blieb, erweist sich als faszinierendes Zeitdokument.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Noch bin ich nicht, wer ich sein möchte"
Land: Tschechien, Slowakei, ÖsterreichJahr: 2025
Genre: Dokumentation
Originaltitel: Jeste nejsem, kým chci být
Länge: 90 Minuten
Kinostart: 27.02.2025
Regie: Klára Tasovská
Darsteller: Libuse Jarcovjakova
Kamera: Libuse Jarcovjakova
Verleih: Salzgeber & Co. Medien GmbH