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Oslo Stories: Träume (2025)
Drømmer
Norwegische Trilogie: Dag Johan Haugeruds zweiter Film über Beziehungskisten in der Großstadt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 1 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Als die Klasse der Schülerin Johanne (Ella Øverbye) eine neue Lehrerin, die ausgerechnet Johanna (Selome Emnetu) heißt, bekommt, ist die 16-Jährige zum ersten Mal bis über beide Ohren verliebt. Mehr noch: Johanne fühlt sich zu ihrer Lehrerin auch sexuell hingezogen, ein Gefühl, das sie bislang nicht kannte. Um ihr verwirrendes Gefühlsleben zu bewahren, schreibt Johanne es auf und gibt die fertigen Seiten ihrer Großmutter Karin (Anne Marit Jacobsen), einer Dichterin, zu lesen, von der sie sich Verständnis erhofft.
Wider Erwarten ist Karin jedoch geschockt, vor allem von der Intimität des Niedergeschriebenen, dessen literarische Qualität sie indessen sofort erkennt. Gegen den Willen ihrer Enkelin weiht Karin ihre Tochter Kristin (Ane Dahl Torp), Johannes Mutter, ein und legt ihr nahe, die Aufzeichnungen als Buch zu veröffentlichen. Als Kristin sich schließlich mit dem Gedanken anfreundet, das intime Privatleben ihrer Tochter zu publizieren, hat wiederum Karin eine Kehrtwende vollzogen. Bevor das Buch überhaupt veröffentlicht werden kann, muss aber ohnehin noch Johannes Lehrerin ihren Segen geben. Über all dem schwebt die Frage, wie viel davon der Wahrheit entspricht und wie viel lediglich der Fantasie der Jugendlichen entsprungen ist.
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Filmkritik
"Oslo Stories: Träume": Einschläfernde Schulmädchenfantasie
Norwegens Kinolandschaft blüht. In die Riege namhafter Talente, zu denen unter anderem Bent Hamer ("Kitchen Stories", "Factotum"), Hans Petter Moland ("Einer nach dem anderen", "Hard Powder"), Morten Tyldum ("Headhunters", "The Imitation Game", "Passengers"), Espen Sandberg ("Kon-Tiki", "Pirates of the Caribbean: Salazars Rache"), Joachim Trier ("Thelma", "Der schlimmste Mensch der Welt") und Kristoffer Borgli ("Sick of Myself", "Dream Scenario") zählen, reiht sich nun auch Dag Johan Haugerud ein.
Mit seiner in Norwegens Hauptstadt Oslo angesiedelten Trilogie über Liebe, Träume und Sehnsüchte bzw. Sex hinterließ der 1964 geborene Regisseur, Drehbuchautor und Romanautor bleibenden Eindruck bei diversen Filmfestivals. Nun kommt die Trilogie in umgekehrter Reihenfolge in die deutschen Lichtspielhäuser. Wer aufregendes Kino erwartet, wird jedoch enttäuscht.
Geschwätzige Festivallieblinge
Die drei Filme waren bei zahlreichen renommierten Festivals zu Gast – und kamen dort gut an; "Oslo Stories: Träume", der zweite Teil der Trilogie, gewann im Februar 2025 gar den Goldenen Bären der 75. Berlinale. Was ein wenig verwundert, setzt Haugerud in seiner Trilogie doch so gut wie überhaupt nicht auf typisch filmische Erzählmittel, sondern vor allem auf das gesprochene Wort. In ihren besten Momenten gelingt es der Oslo-Trilogie dadurch zwar, eine beachtliche Nähe zu den Figuren herzustellen. In ihren schlechtesten Momenten – und davon gibt es viele – sind die Szenen aber einfach nur geschwätzig. Schnell macht sich Langeweile breit.
Im Berlinale-Gewinner "Träume" wird das besonders augenfällig, was wiederum kein gutes Licht auf den ohnehin seit Jahren für seine schwache Qualität kritisierten Wettbewerb der Berliner Filmfestspiele wirft. Denn für den Mittelteil seiner Trilogie wählt Dag Johan Haugerud das in Filmkreisen verpönte Mittel des Voiceover-Kommentars. Beinahe die gesamte Handlung ist mit den eintönigen Monologen der Hauptfigur zugekleistert. Das könnte man mutig nennen. In Kombination mit den von Kamerafrau Cecilie Semec oftmals wie durch einen Schleier gefilmten Bilder, die wohl eine traumähnliche Stimmung vermitteln sollen, ist das aber vor allem eins: einschläfernd.
Offenheit als Gedankenspiel
Was alle drei Filme verbindet, ist die Offenheit, mit der die Figuren ihren Träumen, der Liebe, ihren Sehnsüchten und dem Sex begegnen. Anfängliche Verblüffung, Vorbehalte und Vorurteile weichen Neugier, ernst gemeintem Interesse und im Idealfall Verständnis. In seiner Trilogie stellt der Regisseur und Drehbuchautor also mit ungewöhnlichen Ausgangslagen die Frage, wie eine Gesellschaft aussehen könnte, in der jeder seine privaten Freiheiten ausleben dürfte, ohne dafür von seinen Mitmenschen beurteilt oder gar moralisch verurteilt zu werden. Diese Unvoreingenommenheit ist denn auch die große Stärke, die über viele Schwächen dieser Filmtrilogie hinwegtröstet.
In "Träume" entwirft Haugerud allerdings die schwächste und langweiligste Prämisse. Am spannendsten sind noch die unterschiedlichen feministischen Positionen, die in der Familie der Protagonistin über drei Generationen hinweg diskutiert werden. Das Spiel der Handlung mit Fakten und deren Fiktionalisierung hat man hingegen schon zigmal origineller im Kino gesehen. Erschwerend hinzu kommt die einfallslose Umsetzung.
Viel Gerede, nichts zu sehen
Leider wählt Dag Johan Haugerud den filmisch denkbar schlechtesten Weg: Anstatt die Dinge, um die es geht, also Träume, Sehnsucht, Liebe und Sex (so lautet der Originaltitel des Teils "Sehnsucht"), ansehnlich ins Bild zu rücken, wird nurmehr endlos darüber geredet. In "Träume" wiegt diese Vorgehensweise besonders schwer. So setzt Haugerud weder die Affäre zwischen der Protagonistin und ihrer Lehrerin in Szene noch lässt er auch nur eine einzige Zeile aus dem Buch der Protagonistin, dessen literarische Qualität pausenlos gepriesen wird, verlauten. (Falls es sich wieder Erwarten bei den Monologen aus dem Off um Buchpassagen handeln sollte, dann lassen diese jegliche literarische Qualität vermissen.) In beiden Fällen ist das nicht nur eine enttäuschende, sondern auch die billigste Lösung. Als Romanautor sollte Haugerud es eigentlich besser können.
Wer das Kino als visuelle Erzählform begreift, wird von dieser Trilogie bitter enttäuscht. Zum großen Glück setzen die jeweiligen Schauspielensembles dem von Haugerud geschriebenen Geschwafel starke Leistungen entgegen. Einem Film wie "Träume" hilft aber selbst das nur bedingt. Letzten Endes können ihn auch die überzeugend agierenden Ella Øverbye, Selome Emnetu, Anne Marit Jacobsen und Ane Dahl Torp nicht retten.
Fazit: "Oslo Stories: Träume", der Mittelteil einer preisgekrönten Trilogie des norwegischen Regisseurs und Drehbuchautors Dag Johan Haugerud, führt am klarsten vor Augen, warum dieser filmische Dreiklang nicht über Mittelmaß hinausreicht: Visuell auf dem Niveau eines Fernsehfilms ist "Träume" zu einem nicht enden wollenden Monolog geraten. Anstatt die Liebesgeschichte seiner jugendlichen Protagonisten pausenlos aus dem filmischen Off nachzuerzählen, hätte Haugerud sie lieber vermittels ansehnlicher Bilder in Szene setzen sollen. Reden wäre in diesem Fall Silber und Zeigen Gold gewesen.
Norwegens Kinolandschaft blüht. In die Riege namhafter Talente, zu denen unter anderem Bent Hamer ("Kitchen Stories", "Factotum"), Hans Petter Moland ("Einer nach dem anderen", "Hard Powder"), Morten Tyldum ("Headhunters", "The Imitation Game", "Passengers"), Espen Sandberg ("Kon-Tiki", "Pirates of the Caribbean: Salazars Rache"), Joachim Trier ("Thelma", "Der schlimmste Mensch der Welt") und Kristoffer Borgli ("Sick of Myself", "Dream Scenario") zählen, reiht sich nun auch Dag Johan Haugerud ein.
Mit seiner in Norwegens Hauptstadt Oslo angesiedelten Trilogie über Liebe, Träume und Sehnsüchte bzw. Sex hinterließ der 1964 geborene Regisseur, Drehbuchautor und Romanautor bleibenden Eindruck bei diversen Filmfestivals. Nun kommt die Trilogie in umgekehrter Reihenfolge in die deutschen Lichtspielhäuser. Wer aufregendes Kino erwartet, wird jedoch enttäuscht.
Geschwätzige Festivallieblinge
Die drei Filme waren bei zahlreichen renommierten Festivals zu Gast – und kamen dort gut an; "Oslo Stories: Träume", der zweite Teil der Trilogie, gewann im Februar 2025 gar den Goldenen Bären der 75. Berlinale. Was ein wenig verwundert, setzt Haugerud in seiner Trilogie doch so gut wie überhaupt nicht auf typisch filmische Erzählmittel, sondern vor allem auf das gesprochene Wort. In ihren besten Momenten gelingt es der Oslo-Trilogie dadurch zwar, eine beachtliche Nähe zu den Figuren herzustellen. In ihren schlechtesten Momenten – und davon gibt es viele – sind die Szenen aber einfach nur geschwätzig. Schnell macht sich Langeweile breit.
Im Berlinale-Gewinner "Träume" wird das besonders augenfällig, was wiederum kein gutes Licht auf den ohnehin seit Jahren für seine schwache Qualität kritisierten Wettbewerb der Berliner Filmfestspiele wirft. Denn für den Mittelteil seiner Trilogie wählt Dag Johan Haugerud das in Filmkreisen verpönte Mittel des Voiceover-Kommentars. Beinahe die gesamte Handlung ist mit den eintönigen Monologen der Hauptfigur zugekleistert. Das könnte man mutig nennen. In Kombination mit den von Kamerafrau Cecilie Semec oftmals wie durch einen Schleier gefilmten Bilder, die wohl eine traumähnliche Stimmung vermitteln sollen, ist das aber vor allem eins: einschläfernd.
Offenheit als Gedankenspiel
Was alle drei Filme verbindet, ist die Offenheit, mit der die Figuren ihren Träumen, der Liebe, ihren Sehnsüchten und dem Sex begegnen. Anfängliche Verblüffung, Vorbehalte und Vorurteile weichen Neugier, ernst gemeintem Interesse und im Idealfall Verständnis. In seiner Trilogie stellt der Regisseur und Drehbuchautor also mit ungewöhnlichen Ausgangslagen die Frage, wie eine Gesellschaft aussehen könnte, in der jeder seine privaten Freiheiten ausleben dürfte, ohne dafür von seinen Mitmenschen beurteilt oder gar moralisch verurteilt zu werden. Diese Unvoreingenommenheit ist denn auch die große Stärke, die über viele Schwächen dieser Filmtrilogie hinwegtröstet.
In "Träume" entwirft Haugerud allerdings die schwächste und langweiligste Prämisse. Am spannendsten sind noch die unterschiedlichen feministischen Positionen, die in der Familie der Protagonistin über drei Generationen hinweg diskutiert werden. Das Spiel der Handlung mit Fakten und deren Fiktionalisierung hat man hingegen schon zigmal origineller im Kino gesehen. Erschwerend hinzu kommt die einfallslose Umsetzung.
Viel Gerede, nichts zu sehen
Leider wählt Dag Johan Haugerud den filmisch denkbar schlechtesten Weg: Anstatt die Dinge, um die es geht, also Träume, Sehnsucht, Liebe und Sex (so lautet der Originaltitel des Teils "Sehnsucht"), ansehnlich ins Bild zu rücken, wird nurmehr endlos darüber geredet. In "Träume" wiegt diese Vorgehensweise besonders schwer. So setzt Haugerud weder die Affäre zwischen der Protagonistin und ihrer Lehrerin in Szene noch lässt er auch nur eine einzige Zeile aus dem Buch der Protagonistin, dessen literarische Qualität pausenlos gepriesen wird, verlauten. (Falls es sich wieder Erwarten bei den Monologen aus dem Off um Buchpassagen handeln sollte, dann lassen diese jegliche literarische Qualität vermissen.) In beiden Fällen ist das nicht nur eine enttäuschende, sondern auch die billigste Lösung. Als Romanautor sollte Haugerud es eigentlich besser können.
Wer das Kino als visuelle Erzählform begreift, wird von dieser Trilogie bitter enttäuscht. Zum großen Glück setzen die jeweiligen Schauspielensembles dem von Haugerud geschriebenen Geschwafel starke Leistungen entgegen. Einem Film wie "Träume" hilft aber selbst das nur bedingt. Letzten Endes können ihn auch die überzeugend agierenden Ella Øverbye, Selome Emnetu, Anne Marit Jacobsen und Ane Dahl Torp nicht retten.
Fazit: "Oslo Stories: Träume", der Mittelteil einer preisgekrönten Trilogie des norwegischen Regisseurs und Drehbuchautors Dag Johan Haugerud, führt am klarsten vor Augen, warum dieser filmische Dreiklang nicht über Mittelmaß hinausreicht: Visuell auf dem Niveau eines Fernsehfilms ist "Träume" zu einem nicht enden wollenden Monolog geraten. Anstatt die Liebesgeschichte seiner jugendlichen Protagonisten pausenlos aus dem filmischen Off nachzuerzählen, hätte Haugerud sie lieber vermittels ansehnlicher Bilder in Szene setzen sollen. Reden wäre in diesem Fall Silber und Zeigen Gold gewesen.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Oslo Stories: Träume"
Land: NorwegenWeitere Titel: Dreams
Jahr: 2025
Genre: Drama
Originaltitel: Drømmer
Länge: 110 Minuten
Kinostart: 08.05.2025
Regie: Dag Johan Haugerud
Darsteller: Ane Dahl Torp, Selome Emnetu, Ingrid Giæver, Silje Breivik, Anne Marit Jacobsen
Kamera: Cecilie Semec
Verleih: Alamode Film