Für immer hier (2025)

Walter Salles Film - bei der Oscar-Verleihung 2025 als bester fremdsprachiger Film gekürt - basiert auf dem autobiografischen Buch von Marcelo Rubens Paiva, dem Sohn von Rubens und Eunice. Nach der Lektüre habe sich Salles, der mit den Paivas seit Kindheit befreundet ist, in Eunice "verliebt", wie er sagt. Und wollte das Leben dieser stillen Heldin als Film verewigen. Folglich steht ihre Figur auch im Zentrum der Geschichte.

In seiner Machart ist "Für immer hier" ein recht typischer "Festivalfilm", der sich formal wenig von vergleichbaren Werken abhebt. Und wohl auch deshalb bei vielen Major-Festivals lief und prämiert wurde: Alleine Ende 2024 wurde der Film in Venedig, Toronto und New York gezeigt. Hinzu kamen zahlreiche Screenings bei kleineren Filmfestivals. Und bisher an die 50 Filmpreise, darunter auch jener für die Beste Hauptdarstellerin bei den Golden Globes.

Das Bemerkenswerteste an "Für immer hier" ist dann auch seine Hauptfigur, die von Fernanda Torres überzeugend gespielt wird. Man könnte meinen, sie würde an ihrem Schicksal verzweifeln, an der Ungewissheit ob des Verbleibes ihres Mannes zugrunde gehen. Doch Eunice tut das Gegenteil: Sie bleibt stets gefasst und kontrolliert, lässt keine Emotionen zu, lässt sich vor ihren Kindern nichts anmerken. Und bringt auch noch die Kraft auf, ihr Studium zu beenden und als Menschenrechtsanwältin und -aktivistin Karriere zu machen. Ganz nebenbei kämpft sie unaufhörlich mit den brasilianischen Behörden, fordert die Herausgabe von Informationen zu Rubens' Verbleich und Schicksal, sucht nach der Wahrheit.

"Für immer hier" unterstreicht diese ungewöhnliche Bewältigungsstrategie dadurch, dass er Eunice nie emotional zeigt. Nie weint sie, bricht nie zusammen oder lässt ihrer Wut freien Lauf. Stets würdevoll macht sie ihr Leben zu einem Akt des stillen und subtilen Widerstandes gegen die Diktatur. Angesichts aktueller Vorgänge in der Welt, etwa in den USA, muss man sich aber die Frage stellen, ob das Vorbild der stillen Erduldung antidemokratischer Entwicklungen und tragischer persönlicher Schicksale wirklich zeitgemäß wirkt oder zum Vorbild gereicht.

Fazit "Für immer hier" ist mehr Psychogramm als Politthriller, interessiert sich auch wenig für die strukturellen Mechanismen im Hintergrund der Diktatur, was man ihm durchaus ankreiden kann. Als historisch gefärbtes "Biopic" für Arthouse-Fans ist "Für immer hier" aber durchaus ansehnlich.