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© Pandora Film
Könige des Sommers (2024)
Vingt dieux
In diesem französischen Coming-of-Age-Film schickt die Regisseurin Louise Courvoisier einen jungen Mann auf eine emotionale Achterbahnfahrt zwischen Familientragödie, Sommerliebe und Milchwirtschaft.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Der junge Anthony, den alle nur "Totone" (Clément Faveau) nennen, steckt mitten in der Adoleszenz. Vom Alter her ein Erwachsener, verhält sich Totone in vielerlei Hinsicht wie ein Kind. Auf dem Bauernhof seines verwitweten Vaters lebt er ziellos in den Tag hinein, nachts zieht er mit seinen besten Freunden Jean-Yves (Mathis Bernard) und Francis (Dimitri Baudry) um die Häuser und legt sich mit der benachbarten Dorfjugend an. Dann endet das sorgenfreie Dasein schlagartig. Als sein Vater tödlich verunglückt, ist Totone mit dem Ernst des Lebens konfrontiert.
Um für sich und seine siebenjährige Schwester Claire (Luna Garret) sorgen zu können, heuert Totone als Aushilfskraft in einer Käserei an. Er behält den Job allerdings nicht lange, weil alter Ärger mit den Söhnen des Chefs wieder hochkocht. In der Käserei kommt Totone aber auf eine Idee. Er will mithilfe seiner Freunde selbst Käse herstellen und das Preisgeld bei einem Wettbewerb kassieren. Die dafür benötigte Milch stibitzt er bei Marie-Lise (Maïwene Barthelemy), der Tochter des Käserei-Chefs, für die Totone alsbald Gefühle entwickelt.
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Filmkritik
"Könige des Sommers": Erstaunliche Reife
Vorsicht Verwechslungsgefahr! Einen Coming-of-Age-Film über drei junge Männer, die mitten in der Natur den Sommer ihres Lebens verbringen, gab es schon einmal unter einem ähnlichen Titel: "The Kings of Summer" (2013) des Amerikaners Jordan Vogt-Roberts. Und hier hören die Parallelen noch nicht auf. Auch diese drei Freunde hatten ein gemeinsames Projekt. Unter Vogt-Roberts Regie bauten sie sich eine Hütte im Wald. In "Könige des Sommers" geht es hingegen um Käse, den die französische Regisseurin Louise Courvoisier ihr Freundestrio unter Mithilfe einer kleinen Schwester herstellen lässt. Wie ihr US-Kollege mit "The Kings of Summer" gibt übrigens auch Courvoisier mit "Könige des Sommers" ihr Langfilmdebüt – und beweist darin erstaunliche Reife.
Mitten aus dem Landleben
Wirklich gute Regiedebüts sind selten, Regiedebüts im Coming-of-Age-Genre sind hingegen keine Seltenheit. Von jungen Menschen im Übergang ins Erwachsenenleben zu erzählen, ist naheliegend, liegt die eigene Jugend der frischbackenen Filmschaffenden doch in der Regel nicht allzu lange zurück. Warum es derweil nur so wenige Regiedebüts gibt, die sich mit dem Aufwachsen auf dem Land auf realistische Weise auseinandersetzen, müsste einmal näher untersucht werden. Hängt es womöglich damit zusammen, dass nur wenige Kinder vom Land den Einstieg in die Filmbranche schaffen? Wie dem auch sei, die im französischen Jura aufgewachsene Louise Courvoisier hat es geschafft und weiß, wovon sie spricht.
Selten fühlte sich ein Coming-of-Age-Film über das Dorfleben so authentisch an. Denn anders als ihr eingangs erwähnter US-Kollege Vogt-Roberts überhöht Courvoisier die Provinz nicht zu jener romantisierten Vorstellung, die allenfalls genervte Großstädter vom Landleben haben. Neben liebenswert in Szene gesetzter Lust herrscht bei Courvoisier auch jede Menge Landfrust. Es wird sich viel von der Seele getrunken und im Suff zu schnell mit dem Auto oder Motorrad gefahren. Der Tod, der an jedem Baum entlang der Landstraße lauert, gehört zum Leben dazu. Oft ist es öde und die Arbeit hart und entbehrungsreich, was sich nicht nur in den von Kameramann Elio Balezeaux im warmen Sommerlicht eingefangenen Scope-Bildern widerspiegelt, sondern auch in den Gesichtern der Protagonisten.
Bei Courvoisier sieht alles – von den unordentlichen Wohnungen mit ihren vergilbten Tapeten über die staubigen Pisten der an den Wochenenden abgehaltenen Stockcar-Rennen bis zu den Figuren selbst – eine Nummer dreckiger und verlebter aus. Was unter anderem daran liegt, dass die Regisseurin in ihrem Debüt nicht auf professionelle Schauspieler, sondern auf ein Ensemble aus Laien setzt, die natürlich und unverbraucht wirken; nicht wie Filmstars, sondern eben wie typische Teenager.
Und mitten ins Herz
Diese Authentizität kommt an. Beim Internationalen Filmfestival von Cannes, wo "Könige des Sommers" im Mai 2024 in der Sektion Un Certain Regard Premiere feierte, gewann das Debüt den Youth Award. Beim französischen Filmpreis César, der Ende Februar 2025 zum 50. Mal verliehen wird, heimste das Debüt auf Anhieb vier Nominierungen ein. Und auch beim deutschen Kinopublikum wird "Könige des Sommers" mitten ins Herz treffen.Clément Faveau, der als Hauptfigur Totone wie der Käse, den er herzustellen versucht, erst noch reifen muss, und Maïwene Barthelemy als fest im Leben stehende, burschikose Bäuerin Marie-Lise geben schlicht und ergreifend ein zu schönes Leinwandpaar ab, als dass ihre Geschichte ihre Wirkung verfehlen könnte.
Flankiert werden sie von Freunden und Familienmitgliedern, die sich gegenseitig unterstützen, auch wenn keiner so genau weiß, wobei eigentlich. Wie das Teenagerleben – egal ob auf dem Land oder sonst wo – ist auch die Beziehung zwischen Totone und Marie-Lise nicht perfekt, sondern ein heilloses Durcheinander: chaotisch, stürmisch und tollpatschig, mal neckisch, mal geradeheraus, mitunter schüchtern-verklemmt, dabei immer ein bisschen peinlich, aber trotz alledem offen und ehrlich. Alles in allem eine ausgesprochen entwaffnende Mischung!
Fazit: Louise Courvoisier liefert mit ihrem ersten abendfüllenden Spielfilm ein erstaunlich reifes Debüt ab. Neben einer bewegenden und tragikomischen Geschichte über eine Familientragödie, Freundschaften und eine erste große Liebe liegt das vor allem daran, dass die 1994 geborene Regisseurin weiß, wovon sie erzählt. In einem Dorf im französischen Jura aufgewachsen, ist ihr Coming-of-Age-Film eine zu gleichen Teilen authentische, liebenswerte und entwaffnende Würdigung des Landlebens.
Vorsicht Verwechslungsgefahr! Einen Coming-of-Age-Film über drei junge Männer, die mitten in der Natur den Sommer ihres Lebens verbringen, gab es schon einmal unter einem ähnlichen Titel: "The Kings of Summer" (2013) des Amerikaners Jordan Vogt-Roberts. Und hier hören die Parallelen noch nicht auf. Auch diese drei Freunde hatten ein gemeinsames Projekt. Unter Vogt-Roberts Regie bauten sie sich eine Hütte im Wald. In "Könige des Sommers" geht es hingegen um Käse, den die französische Regisseurin Louise Courvoisier ihr Freundestrio unter Mithilfe einer kleinen Schwester herstellen lässt. Wie ihr US-Kollege mit "The Kings of Summer" gibt übrigens auch Courvoisier mit "Könige des Sommers" ihr Langfilmdebüt – und beweist darin erstaunliche Reife.
Mitten aus dem Landleben
Wirklich gute Regiedebüts sind selten, Regiedebüts im Coming-of-Age-Genre sind hingegen keine Seltenheit. Von jungen Menschen im Übergang ins Erwachsenenleben zu erzählen, ist naheliegend, liegt die eigene Jugend der frischbackenen Filmschaffenden doch in der Regel nicht allzu lange zurück. Warum es derweil nur so wenige Regiedebüts gibt, die sich mit dem Aufwachsen auf dem Land auf realistische Weise auseinandersetzen, müsste einmal näher untersucht werden. Hängt es womöglich damit zusammen, dass nur wenige Kinder vom Land den Einstieg in die Filmbranche schaffen? Wie dem auch sei, die im französischen Jura aufgewachsene Louise Courvoisier hat es geschafft und weiß, wovon sie spricht.
Selten fühlte sich ein Coming-of-Age-Film über das Dorfleben so authentisch an. Denn anders als ihr eingangs erwähnter US-Kollege Vogt-Roberts überhöht Courvoisier die Provinz nicht zu jener romantisierten Vorstellung, die allenfalls genervte Großstädter vom Landleben haben. Neben liebenswert in Szene gesetzter Lust herrscht bei Courvoisier auch jede Menge Landfrust. Es wird sich viel von der Seele getrunken und im Suff zu schnell mit dem Auto oder Motorrad gefahren. Der Tod, der an jedem Baum entlang der Landstraße lauert, gehört zum Leben dazu. Oft ist es öde und die Arbeit hart und entbehrungsreich, was sich nicht nur in den von Kameramann Elio Balezeaux im warmen Sommerlicht eingefangenen Scope-Bildern widerspiegelt, sondern auch in den Gesichtern der Protagonisten.
Bei Courvoisier sieht alles – von den unordentlichen Wohnungen mit ihren vergilbten Tapeten über die staubigen Pisten der an den Wochenenden abgehaltenen Stockcar-Rennen bis zu den Figuren selbst – eine Nummer dreckiger und verlebter aus. Was unter anderem daran liegt, dass die Regisseurin in ihrem Debüt nicht auf professionelle Schauspieler, sondern auf ein Ensemble aus Laien setzt, die natürlich und unverbraucht wirken; nicht wie Filmstars, sondern eben wie typische Teenager.
Und mitten ins Herz
Diese Authentizität kommt an. Beim Internationalen Filmfestival von Cannes, wo "Könige des Sommers" im Mai 2024 in der Sektion Un Certain Regard Premiere feierte, gewann das Debüt den Youth Award. Beim französischen Filmpreis César, der Ende Februar 2025 zum 50. Mal verliehen wird, heimste das Debüt auf Anhieb vier Nominierungen ein. Und auch beim deutschen Kinopublikum wird "Könige des Sommers" mitten ins Herz treffen.Clément Faveau, der als Hauptfigur Totone wie der Käse, den er herzustellen versucht, erst noch reifen muss, und Maïwene Barthelemy als fest im Leben stehende, burschikose Bäuerin Marie-Lise geben schlicht und ergreifend ein zu schönes Leinwandpaar ab, als dass ihre Geschichte ihre Wirkung verfehlen könnte.
Flankiert werden sie von Freunden und Familienmitgliedern, die sich gegenseitig unterstützen, auch wenn keiner so genau weiß, wobei eigentlich. Wie das Teenagerleben – egal ob auf dem Land oder sonst wo – ist auch die Beziehung zwischen Totone und Marie-Lise nicht perfekt, sondern ein heilloses Durcheinander: chaotisch, stürmisch und tollpatschig, mal neckisch, mal geradeheraus, mitunter schüchtern-verklemmt, dabei immer ein bisschen peinlich, aber trotz alledem offen und ehrlich. Alles in allem eine ausgesprochen entwaffnende Mischung!
Fazit: Louise Courvoisier liefert mit ihrem ersten abendfüllenden Spielfilm ein erstaunlich reifes Debüt ab. Neben einer bewegenden und tragikomischen Geschichte über eine Familientragödie, Freundschaften und eine erste große Liebe liegt das vor allem daran, dass die 1994 geborene Regisseurin weiß, wovon sie erzählt. In einem Dorf im französischen Jura aufgewachsen, ist ihr Coming-of-Age-Film eine zu gleichen Teilen authentische, liebenswerte und entwaffnende Würdigung des Landlebens.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Könige des Sommers"
Land: FrankreichWeitere Titel: Holy Cow
Jahr: 2024
Genre: Drama, Komödie
Originaltitel: Vingt dieux
Länge: 90 Minuten
Kinostart: 06.02.2025
Regie: Louise Courvoisier
Darsteller: Clément Faveau, Clément Favreau, Maïwene Barthelemy, Luna Garret, Mathis Bernard
Kamera: Elio Balezeaux
Verleih: Pandora Film
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