Raub Ihren Atem (2024)

"Raub ihren Atem“: Erotischer Thriller aus Heilbronn

Es ist die Nacht vor Silvester in Heilbronn, aber das Verbrechen schläft nicht. In einem Hotel kommen wie in einem Krimi von Agatha Christie diverse Gestalten aus der Unterwelt zusammen. Die Polizei versucht, den Überblick zu gewinnen und einen brisanten Datenverkauf zu vereiteln. Aber der Regisseur und Drehbuchautor Andreas Kröneck packt noch viel mehr Handlung hinein in den unabhängig und ohne Fördermittel produzierten Spielfilm. Eine lesbische Liebe, Noir-Atmosphäre und ein sadistischer Killer lassen "Raub ihren Atem“ zur prallen Genre-Unterhaltung werden.

Der Onkel in Süditalien

Den Überblick über die ganzen Figuren, ihre Motive und Verbindungen zu gewinnen, ist hier nicht so leicht. Unbekümmert, mitunter schalkhaft gestimmt neigt sich die Geschichte mal hierhin, mal dorthin: zu Maxines Alltag als alleinerziehender Mutter, nach Italien zu Lauras Mentor und Ersatzvater – gedreht wurde auch in Matera -, zu dem Frauenfolterer Laschla. Dieser versteht sein grausames Treiben als Kunst. Dann gibt es auch noch Rückblenden in ein Kindheitstrauma Lauras. Es bleibt selbst für Gespräche zwischen Maxine und Joggl im Auto Zeit, in denen sie ihre unterschiedlichen Einstellungen offenbaren. Maxine hat eine idealistische Ader, Joggl jedoch ist ein Zyniker, der sich nicht zu weit aus dem Fenster hängt.

Stilvolle Liebesszene

Kröneck liebt außerdem deutsche Dialektfärbungen und lässt einige Charaktere wie Joggl, aber auch Maxine schwäbeln. Dirk und Laura parlieren mit sächsischem Einschlag, und wenn Maxine und Laura ihr Schäferstündchen haben, wird es zur schwäbisch-sächsischen Begegnung. Das mag alles eigenwillig anmuten, aber der Film hat trotz Überfrachtung gut unterhaltende und stilvolle Passagen. Sie wirken nur nicht wie aus einem Guss.

Die ansprechend inszenierte Liebesszene zwischen Maxine und Laura im Hotelzimmer ist sicherlich ein Höhepunkt. Hier nimmt sich Kröneck Zeit, um die erotische Stimmung wachsen zu lassen und zu schildern, wie beide Frauen nach und nach ihre inneren Schutzpanzer ablegen. Maxine und Laura befreien sich zusammen aus seelischer Isolation und ignorieren kurz, dass sie eigentlich Gegnerinnen sind. Dazu erklingt sanfte Klaviermusik. Insgesamt mutet dieser eigenwillige Genrebeitrag wie eine ungeschliffene, aber in ihrem Überschwang durchaus auch charmante Liebeserklärung ans Filmemachen an.

Fazit: Der unabhängig produzierte Thriller des Regisseurs und Drehbuchautors Andreas Kröneck erzählt mit überbordender Ideenfülle von einem kriminellen Deal, den die Polizei zu verhindern sucht. Sie bekommt es dabei unter anderem mit einer Meisterdiebin und einem sadistischen Killer zu tun. Auch eine ansprechend inszenierte Liebesszene und ein Bekenntnis zu schwäbischer und sächsischer Dialektsprache finden inhaltlich Platz. Das wirkt zwar nicht wie aus einem Guss und mutet auch verwirrend an, bietet aber durchaus originelle Unterhaltung.