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© Weltkino Filmverleih
Hundschuldig (2024)
Le procès du chien
Schweizerisch-französische Komödie, in der eine von Regiedebütantin Lætitia Dosch gespielte Anwältin einen Hund vor Gericht vertritt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.
In einer nicht näher genannten Stadt in der Romandie, hinter der sich Lausanne verbirgt, geht Avril Lucciani (Lætitia Dosch) ihrer Berufung nach. Sie ist Anwältin aus Leidenschaft, die jeden vertritt, so gering dessen Erfolgsaussichten vor Gericht aus sein mögen, was Avril wiederum beinahe ihren Job kostet. Just als sie ihrem Chef Jérôme (Pierre Deladonchamps) Besserung gelobt, klopft der nächste hoffnungslose Fall an ihre Tür. Der Hund Cosmos ihres Klienten Dariuch Michovski (François Damiens) soll eingeschläfert werden, weil er Dariuchs Untermieterin Lorne Furtado (Anabela Moreira) ins Gesicht gebissen hat.
Vor Gericht bekommt es Avril mit der Anwältin Roseline Bruckenheimer (Anne Dorval) zu tun, die mit dem Prozess noch ganz andere, politische Ziele verfolgt. Während die Verhandlung läuft, lernt Avril durch Marc (Jean-Pascal Zadi), einen Hundeverhaltensforscher, Cosmos besser kennen. Derweil muss sie sich noch um eine weitere Baustelle kümmern: Bei Joachim (Tom Fiszelson), dem Jungen aus der Nachbarwohnung, hängt der Haussegen schief und er sucht bei Avril Unterschlupf.
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Filmkritik
"Hundschuldig": Possierlich-absurde Gerichtsposse
Am Anfang dieses Films stand kein Hund, sondern ein viel größeres Tier: Als Lætitia Dosch in dem von ihr selbst konzipierten Theaterstück "Hate" (2018) an der Seite eines echten Pferdes in Lausanne auf der Bühne stand, saß der Schweizer Produzent Lionel Baier im Publikum. Der meinte nach der Vorstellung zu Dosch: "Wenn du das kannst, dann kannst du auch bei einem Film Regie führen." Nur ein paar Tage später stieß Dosch auf einen Gerichtsprozess um einen Hund, der sich tatsächlich zugetragen hatte – und hatte das Thema für ihr Regiedebüt gefunden. Denn der 1980 in Paris geborenen Schauspielerin schwebte für ihr Erstlingswerk vor, "als Zuschauer eine bestimmte Art von Film im Kino zu sehen: eine ungehemmte, beunruhigende Komödie, die wichtige Themen anspricht und ständig den Ton wechselt", wie Dosch in einem Interview zu "Hundschuldig" zu Protokoll gibt. Das ist ihr zweifelsohne gelungen.
Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt!
Schon die Ausgangslage, dass ein Hund vor Gericht gestellt wird, ist absurd. Die Idee dahinter ist indessen eine ernste. Denn die Schweizer Justiz behandelt Hunde nicht wie Lebewesen, sondern wie Gegenstände, die einfach geteilt oder eben auch zerstört, im vorliegenden Fall also eingeschläfert werden können. Wenn die von Lætitia Dosch selbst gespielte Anwältin Avril Lucciani anstrebt, dem todgeweihten Hund Cosmos die Möglichkeit auf einen fairen Prozess einzuräumen, dann zielt sie dadurch letzten Endes auf eine veränderte Gesetzgebung ab.
Wie nicht anders zu erwarten, gerät diese absurde Ausgangslage schnell außer Kontrolle. Vom uneinigen Ethikrat bis zu modernster Technik, über die mit Cosmos kommuniziert werden soll, wird alles vor Gericht aufgefahren. Und während sich die Zuschauer im Gerichtssaal verwundert am Kopf kratzen, kringeln sich die Zuschauer im Kinosaal vor Lachen auf ihren Sitzen. Hier hören die guten Einfälle im von Dosch gemeinsam mit Anne Sophie Bailly verfassten Drehbuch noch nicht auf. Alsbald wächst sich der Prozess zu einem Politikum aus, das auf den Straßen ausgefochten wird. Privat gerät Avril in ein schräges Beziehungsdreieck zwischen einem Hundeverhaltensforscher und einem Jungen, wobei selbstredend nur die Beziehung zum Verhaltensforscher sexueller Natur, die zum Jungen hingegen verrückt-platonisch ist. Und als wäre dies noch nicht genug, verliert sich die Protagonistin während all dessen immer weiter in der fixen Ideen, den angeblich misogynen Hund von seiner Frauenfeindlichkeit zu kurieren. Klingt nicht nur komisch, ist es auch.
Des Pudels Kern
Des Pudels Kern ist derweil genau das: dass der Anwältin die Augen für all die Gewalt gegenüber Schwächeren in der Gesellschaft geöffnet werden. Der häuslichen Gewalt in ihrer Nachbarwohnung ist sie sich bereits bewusst. Erst durch den Prozess wird Avril jedoch offenbar, welcher Frauenfeindlichkeit nicht nur die von Cosmos gebissene Frau, sondern auch sie selbst in ihrer Kanzlei ausgesetzt ist; und wie häufig für solcherart Fehlverhalten die Opfer selbst verantwortlich gemacht bzw. die falschen Täter beschuldigt werden.
Der Film wird von Doschs eigener Hauptfigur aus dem Off erzählt, wechselt allein schon deshalb mehrfach den Ton und ist in der Tat ungehemmt und, wenn schon nicht für alle gleichermaßen beunruhigend, so doch zumindest unruhig. Wer auf erzählerische Geschlossenheit pocht, wird "Hundschuldig" als zu unentschlossen und fahrig kritisieren. Gerade diese turbulente Offenheit, nie zu wissen, was als nächstes passiert, macht jedoch viel vom Unterhaltungswert dieser Komödie aus.
Fazit: Für ihren ersten abendfüllenden Spielfilm als Regisseurin gab die französische Schauspielerin Lætitia Dosch das Ziel aus, "eine ungehemmte, beunruhigende Komödie, die wichtige Themen anspricht und ständig den Ton wechselt", drehen zu wollen. Das ist ihr geglückt. "Hundschuldig" mag nicht perfekt und mitunter gar ein wildes Durcheinander sein. Das Erstlingswerk ist aber turbulent und absurd genug, um ansprechend zu unterhalten.
Am Anfang dieses Films stand kein Hund, sondern ein viel größeres Tier: Als Lætitia Dosch in dem von ihr selbst konzipierten Theaterstück "Hate" (2018) an der Seite eines echten Pferdes in Lausanne auf der Bühne stand, saß der Schweizer Produzent Lionel Baier im Publikum. Der meinte nach der Vorstellung zu Dosch: "Wenn du das kannst, dann kannst du auch bei einem Film Regie führen." Nur ein paar Tage später stieß Dosch auf einen Gerichtsprozess um einen Hund, der sich tatsächlich zugetragen hatte – und hatte das Thema für ihr Regiedebüt gefunden. Denn der 1980 in Paris geborenen Schauspielerin schwebte für ihr Erstlingswerk vor, "als Zuschauer eine bestimmte Art von Film im Kino zu sehen: eine ungehemmte, beunruhigende Komödie, die wichtige Themen anspricht und ständig den Ton wechselt", wie Dosch in einem Interview zu "Hundschuldig" zu Protokoll gibt. Das ist ihr zweifelsohne gelungen.
Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt!
Schon die Ausgangslage, dass ein Hund vor Gericht gestellt wird, ist absurd. Die Idee dahinter ist indessen eine ernste. Denn die Schweizer Justiz behandelt Hunde nicht wie Lebewesen, sondern wie Gegenstände, die einfach geteilt oder eben auch zerstört, im vorliegenden Fall also eingeschläfert werden können. Wenn die von Lætitia Dosch selbst gespielte Anwältin Avril Lucciani anstrebt, dem todgeweihten Hund Cosmos die Möglichkeit auf einen fairen Prozess einzuräumen, dann zielt sie dadurch letzten Endes auf eine veränderte Gesetzgebung ab.
Wie nicht anders zu erwarten, gerät diese absurde Ausgangslage schnell außer Kontrolle. Vom uneinigen Ethikrat bis zu modernster Technik, über die mit Cosmos kommuniziert werden soll, wird alles vor Gericht aufgefahren. Und während sich die Zuschauer im Gerichtssaal verwundert am Kopf kratzen, kringeln sich die Zuschauer im Kinosaal vor Lachen auf ihren Sitzen. Hier hören die guten Einfälle im von Dosch gemeinsam mit Anne Sophie Bailly verfassten Drehbuch noch nicht auf. Alsbald wächst sich der Prozess zu einem Politikum aus, das auf den Straßen ausgefochten wird. Privat gerät Avril in ein schräges Beziehungsdreieck zwischen einem Hundeverhaltensforscher und einem Jungen, wobei selbstredend nur die Beziehung zum Verhaltensforscher sexueller Natur, die zum Jungen hingegen verrückt-platonisch ist. Und als wäre dies noch nicht genug, verliert sich die Protagonistin während all dessen immer weiter in der fixen Ideen, den angeblich misogynen Hund von seiner Frauenfeindlichkeit zu kurieren. Klingt nicht nur komisch, ist es auch.
Des Pudels Kern
Des Pudels Kern ist derweil genau das: dass der Anwältin die Augen für all die Gewalt gegenüber Schwächeren in der Gesellschaft geöffnet werden. Der häuslichen Gewalt in ihrer Nachbarwohnung ist sie sich bereits bewusst. Erst durch den Prozess wird Avril jedoch offenbar, welcher Frauenfeindlichkeit nicht nur die von Cosmos gebissene Frau, sondern auch sie selbst in ihrer Kanzlei ausgesetzt ist; und wie häufig für solcherart Fehlverhalten die Opfer selbst verantwortlich gemacht bzw. die falschen Täter beschuldigt werden.
Der Film wird von Doschs eigener Hauptfigur aus dem Off erzählt, wechselt allein schon deshalb mehrfach den Ton und ist in der Tat ungehemmt und, wenn schon nicht für alle gleichermaßen beunruhigend, so doch zumindest unruhig. Wer auf erzählerische Geschlossenheit pocht, wird "Hundschuldig" als zu unentschlossen und fahrig kritisieren. Gerade diese turbulente Offenheit, nie zu wissen, was als nächstes passiert, macht jedoch viel vom Unterhaltungswert dieser Komödie aus.
Fazit: Für ihren ersten abendfüllenden Spielfilm als Regisseurin gab die französische Schauspielerin Lætitia Dosch das Ziel aus, "eine ungehemmte, beunruhigende Komödie, die wichtige Themen anspricht und ständig den Ton wechselt", drehen zu wollen. Das ist ihr geglückt. "Hundschuldig" mag nicht perfekt und mitunter gar ein wildes Durcheinander sein. Das Erstlingswerk ist aber turbulent und absurd genug, um ansprechend zu unterhalten.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Hundschuldig"
Land: Schweiz, FrankreichWeitere Titel: Dog on Trial
Jahr: 2024
Genre: Komödie
Originaltitel: Le procès du chien
Länge: 81 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 13.02.2025
Regie: Laetitia Dosch
Darsteller: Laetitia Dosch als Avril Lucciani, François Damiens als Dariuch Michovski, Jean-Pascal Zadi als Marc, Anne Dorval als Roseline Bruckenheimer, Anabela Moreira als Lorene Furtado
Kamera: Alexis Kavyrchine
Verleih: Weltkino Filmverleih
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