La Cocina - Der Geschmack des Lebens (2024)
La Cocina
In diesem in New York spielenden Drama des mexikanischen Regisseurs Alonso Ruizpalacios steht eine Restaurantküche unter Hochdruck.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Die Mexikanerin Estela (Anna Díaz) ist neu in New York. Auf Vermittlung ihres Bekannten Pedro (Raúl Briones) heuert sie im Restaurant "The Grill" am Times Square an, das dem strengen Herrn Rashid (Oded Fehr) gehört. Ins kalte Wasser geworfen, erlebt sie einen geschäftigen Freitag in der Küche mit. Pedro hat derweil seine eigenen Probleme.
Der Chefkoch (Lee Sellars) hat Pedro auf dem Kieker, weil er sich andauernd mit seinem Kollegen Max (Spenser Granese) anlegt. Und der Personalchef Luis (Eduardo Olmos) verdächtigt Pedro, Geld aus der Kasse gestohlen zu haben, um der Kellnerin Julia (Rooney Mara) aus der Patsche zu helfen. Während Pedro von einem besseren Leben träumt, geht sein Leben an diesem hektischen Arbeitstag vor seinen Augen in die Brüche.
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Filmkritik
"La Cocina": Hymne am Herd
Der neue Film des mexikanischen Regisseurs Alonso Ruizpalacios ("Ein Polizei-Film") setzt auf ein Erfolgsrezept, das die preisgekrönte Fernsehserie "The Bear" vorgemacht hat: eine Restaurantküche als Mikrokosmos. Derweil könnten Inhalt und Umsetzung kaum unterschiedlicher sein. Erzählt "The Bear" von einem ambitionierten Koch und dessen dysfunktionaler Familie, die einen abgewirtschafteten Schuppen in Chicago in ein Sternelokal umkrempeln wollen, entfaltet sich die Handlung in "La Cocina" im Bauch einer Touristenfalle am Times Square in New York.
Hier wird das Zubereiten der Speisen nicht fein und in Farbe zelebriert, sondern frittierter Fraß in schmutzig-schönem Schwarz-Weiß abgefertigt. Dank Juan Pablo Ramírez, der sich mit seiner Kamera elegant einen Weg durch die Hektik am Herd bahnt und der auf das Sounddesign und die Montage perfekt abgestimmten Musik von Tomás Barreiro wohnt aber auch dieser Billigküche etwas Poetisches inne. Was die kurze Zündschnur ihrer Protagonisten anbelangt, sind "The Bear" und "La Cocina" dann wieder ganz nah beieinander.
Träumer unter Druck
"La Cocina" basiert lose auf dem Theaterstück "The Kitchen" (1957) des britischen Dramatikers Arnold Wesker (1932–2016). Ruizpalacios hat es während seiner Studienzeit in London gelesen, als er sich selbst als Tellerwäscher und Kellner verdingte. Seither träumte er von diesem Film und hat ihn nun traumhaft und mit traumwandlerischer Sicherheit umgesetzt. Wie schon in Weskers Stück, das 1959 uraufgeführt und zwei Jahre später erstmals verfilmt wurde, setzt sich ein Großteil des Küchenpersonals aus Immigranten zusammen. Dass diese nun aber vornehmlich Spanisch sprechen, dürfte ausschlaggebend gewesen sein, den Filmtitel vom englischen Original der Vorlage ins spanische Äquivalent "La Cocina" abzuändern.
Womit Ruizpalacios den Finger in eine gesellschaftliche Wunde legt. Während vorne im Speisesaal blonde Kellnerinnen bedienen, bleiben die illegalen Einwanderer, die sich hinten in der Küche abrackern, für die Gäste unsichtbar. Sie sind das Rückgrat der US-Ökonomie. Doch statt Dank schlägt ihnen Misstrauen entgegen, wenn, wie in "La Cocina", urplötzlich Geld in einer der Kassen fehlt. Tanzt einer, wie der von Raúl Briones mit fiebriger Virilität gespielte Protagonist, aus der Reihe, wird er umgehend von den Füßen geholt. Sein Pedro ist ein von der Wirklichkeit enttäuschter Träumer, der schließlich am Druck zerbricht.
Emotionales Feuerwerk
Das klingt alles furchtbar dramatisch, ist es aber gar nicht, weil Ruizpalacios mehr als nur eine Geschichte erzählt, dabei mühelos mit den Genres jongliert und behände zwischen den Figuren changiert. Pedros unaufhaltsamer Abstieg, der in einem sehenswerten Wutausbruch gipfelt, ist ein klassisches Drama. Verwoben ist es mit einer entzückenden Liebesgeschichte zwischen Pedro und Julia, die von der einmal mehr großartig subtilen Rooney Mara verkörpert wird. Nebenher erzählt der 1978 geborene Filmemacher, der das Drehbuch selbst verfasst hat, kleine Komödien und schiebt ein philosophisches Intermezzo zwischen zwei Akten ein.
Wie ein Bühnenstück fühlt sich "La Cocina" trotzdem nie an. Stattdessen stellt sich beim Kinopublikum alsbald das Gefühl ein, selbst einen stressigen Arbeitstag zu durchleben. Was die Emotionen aller Beteiligten anbelangt, brennt Alonso Ruizpalacios ein wahres Feuerwerk ab. Unter seiner Regie kommt dieser Tag so leichtfüßig und zugleich tiefgründig daher, so amüsant wie angespannt und so cholerisch wie charmant, dass "La Cocina" zweifelsohne zu den ersten Höhepunkten des noch jungen Kinojahres 2025 zählt.
Fazit: "La Cocina", der neue Film von Alonso Ruizpalacios, der seine Premiere bereits im Rahmen der 74. Berlinale im Februar 2024 feierte, kommt nun endlich regulär in die deutschen Kinos. Das lange Warten hat sich gelohnt. Denn der mexikanische Regisseur brennt ein emotionales Feuerwerk ab. Den hektischen Alltag in einer Restaurantküche am Times Square fängt er in schmutzig-schönen Schwarz-Weiß-Aufnahmen und als tragikomische Choreografie des Lebens ein. Ein Drama wie ein saftiger Hamburger mit Fritten: schlecht für den Blutdruck, aber ausgesprochen schmackhaft.
Der neue Film des mexikanischen Regisseurs Alonso Ruizpalacios ("Ein Polizei-Film") setzt auf ein Erfolgsrezept, das die preisgekrönte Fernsehserie "The Bear" vorgemacht hat: eine Restaurantküche als Mikrokosmos. Derweil könnten Inhalt und Umsetzung kaum unterschiedlicher sein. Erzählt "The Bear" von einem ambitionierten Koch und dessen dysfunktionaler Familie, die einen abgewirtschafteten Schuppen in Chicago in ein Sternelokal umkrempeln wollen, entfaltet sich die Handlung in "La Cocina" im Bauch einer Touristenfalle am Times Square in New York.
Hier wird das Zubereiten der Speisen nicht fein und in Farbe zelebriert, sondern frittierter Fraß in schmutzig-schönem Schwarz-Weiß abgefertigt. Dank Juan Pablo Ramírez, der sich mit seiner Kamera elegant einen Weg durch die Hektik am Herd bahnt und der auf das Sounddesign und die Montage perfekt abgestimmten Musik von Tomás Barreiro wohnt aber auch dieser Billigküche etwas Poetisches inne. Was die kurze Zündschnur ihrer Protagonisten anbelangt, sind "The Bear" und "La Cocina" dann wieder ganz nah beieinander.
Träumer unter Druck
"La Cocina" basiert lose auf dem Theaterstück "The Kitchen" (1957) des britischen Dramatikers Arnold Wesker (1932–2016). Ruizpalacios hat es während seiner Studienzeit in London gelesen, als er sich selbst als Tellerwäscher und Kellner verdingte. Seither träumte er von diesem Film und hat ihn nun traumhaft und mit traumwandlerischer Sicherheit umgesetzt. Wie schon in Weskers Stück, das 1959 uraufgeführt und zwei Jahre später erstmals verfilmt wurde, setzt sich ein Großteil des Küchenpersonals aus Immigranten zusammen. Dass diese nun aber vornehmlich Spanisch sprechen, dürfte ausschlaggebend gewesen sein, den Filmtitel vom englischen Original der Vorlage ins spanische Äquivalent "La Cocina" abzuändern.
Womit Ruizpalacios den Finger in eine gesellschaftliche Wunde legt. Während vorne im Speisesaal blonde Kellnerinnen bedienen, bleiben die illegalen Einwanderer, die sich hinten in der Küche abrackern, für die Gäste unsichtbar. Sie sind das Rückgrat der US-Ökonomie. Doch statt Dank schlägt ihnen Misstrauen entgegen, wenn, wie in "La Cocina", urplötzlich Geld in einer der Kassen fehlt. Tanzt einer, wie der von Raúl Briones mit fiebriger Virilität gespielte Protagonist, aus der Reihe, wird er umgehend von den Füßen geholt. Sein Pedro ist ein von der Wirklichkeit enttäuschter Träumer, der schließlich am Druck zerbricht.
Emotionales Feuerwerk
Das klingt alles furchtbar dramatisch, ist es aber gar nicht, weil Ruizpalacios mehr als nur eine Geschichte erzählt, dabei mühelos mit den Genres jongliert und behände zwischen den Figuren changiert. Pedros unaufhaltsamer Abstieg, der in einem sehenswerten Wutausbruch gipfelt, ist ein klassisches Drama. Verwoben ist es mit einer entzückenden Liebesgeschichte zwischen Pedro und Julia, die von der einmal mehr großartig subtilen Rooney Mara verkörpert wird. Nebenher erzählt der 1978 geborene Filmemacher, der das Drehbuch selbst verfasst hat, kleine Komödien und schiebt ein philosophisches Intermezzo zwischen zwei Akten ein.
Wie ein Bühnenstück fühlt sich "La Cocina" trotzdem nie an. Stattdessen stellt sich beim Kinopublikum alsbald das Gefühl ein, selbst einen stressigen Arbeitstag zu durchleben. Was die Emotionen aller Beteiligten anbelangt, brennt Alonso Ruizpalacios ein wahres Feuerwerk ab. Unter seiner Regie kommt dieser Tag so leichtfüßig und zugleich tiefgründig daher, so amüsant wie angespannt und so cholerisch wie charmant, dass "La Cocina" zweifelsohne zu den ersten Höhepunkten des noch jungen Kinojahres 2025 zählt.
Fazit: "La Cocina", der neue Film von Alonso Ruizpalacios, der seine Premiere bereits im Rahmen der 74. Berlinale im Februar 2024 feierte, kommt nun endlich regulär in die deutschen Kinos. Das lange Warten hat sich gelohnt. Denn der mexikanische Regisseur brennt ein emotionales Feuerwerk ab. Den hektischen Alltag in einer Restaurantküche am Times Square fängt er in schmutzig-schönen Schwarz-Weiß-Aufnahmen und als tragikomische Choreografie des Lebens ein. Ein Drama wie ein saftiger Hamburger mit Fritten: schlecht für den Blutdruck, aber ausgesprochen schmackhaft.
Falk Straub
TrailerAlle "La Cocina - Der Geschmack des Lebens"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "La Cocina - Der Geschmack des Lebens"
Land: Mexiko, SpanienJahr: 2024
Genre: Drama
Originaltitel: La Cocina
Länge: 139 Minuten
Kinostart: 16.01.2025
Regie: Alonso Ruizpalacios
Darsteller: Raúl Briones, Rooney Mara, Anna Díaz, Motell Gyn Foster, Laura Gómez
Kamera: Juan Pablo Ramírez
Verleih: SquareOne