Der verschwundene Soldat (2023)
The Vanishing Soldier
In diesem israelischen Drama von Regisseur Dani Rosenberg ringt ein junger Soldat mit seinem Militärdienst und sich selbst.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Nach einem nächtlichen Militäreinsatz im Gazastreifen entfernt sich der 18-jährige Soldat Shlomi (Ido Tako) unerlaubt von der Truppe. Sein Weg führt in zunächst zum Haus seiner Eltern in der Siedlung Sde Uziel. Doch weil er weder Vater (Shmulik Cohen) noch Mutter (Efrat Ben Tzur) antrifft, fährt er nach Tel Aviv weiter, um seine Freundin Shiri (Mika Reiss) zu sehen, die als Souschefin in einem feinen Restaurant arbeitet.
Vom israelischen Militär als vermisst erklärt, beginnt für Shlomi eine 24-stündige Odyssee, die immer absurdere Züge annimmt – begleitet vom Raketenhagel, der in regelmäßigen Abständen auf Tel Aviv herabregnet und dem Schrillen der Alarmsirenen.
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Filmkritik
"Der verschwundene Soldat": Irre Irrfahrt
Bereits sein Langfilmdebüt "The Death of Cinema and My Father Too" (2020) fußte tief in der Realität. Denn die Geschichte, die Dani Rosenberg darin erzählte, verwob eine einschneidende Episode aus einem eigenen Leben mit deren Fiktionalisierung zu einem filmischen Teppich aus Metaebenen. Auch der zweite abendfüllende Spielfilm des 1979 in Tel Aviv-Jaffa geborenen Regisseurs und Drehbuchautors ist von einem wahren Ereignis inspiriert, spinnt dieses allerdings weiter.
"Eines Nachts stand ich allein auf einem Wachposten in einem Militärlager in der Judäischen Wüste", erinnert sich Rosenberg in einer Anmerkung zu seinem neuen Film an seinen Militärdienst. "Ich war 18 Jahre alt und hatte Monate der Gewalt, der Ausbildung und der sengenden Sonne hinter mir", schreibt Rosenberg. "Spontan entschloss ich mich, vom Beobachtungsturm herunterzusteigen, über den Zaun des Lagers zu klettern und in die Richtung zu rennen, die ich für die Hauptstraße hielt." Nach einer Stunde kehrte er zurück. Sein Fluchtversuch blieb unentdeckt. In "Der verschwundene Soldat" malt sich Rosenberg nun aus, was passieren könnte, wenn ein junger Soldat einen solchen Fluchtversuch durchziehen würde.
Aktuelle Thematik, tragikomisch, absurd und surreal erzählt
Rosenbergs Drama stammt aus dem vergangenen Jahr, ist jedoch brandaktuell. Die Weltpremiere war am 4. August 2023 beim Filmfestival in Locarno. Gerade einmal zwei Monate später verübte die Hamas einen Terrorangriff auf Israel, dessen militärische Konsequenzen bis heute andauern. Ein Aspekt, der in der medialen Berichterstattung kaum vorkommt, ist die Situation der israelischen Soldaten. Dass nicht alle unter ihnen militärische Operationen befürworten, geschweige denn dafür gemacht sind, das führt Rosenberg anschaulich und in einer souveränen Mischung aus traumwandlerischem Drama, intensivem Psychogramm und hypnotischem Thriller vor Augen.
Rosenbergs gemeinsam mit Amir Klinger geschriebene Geschichte ist verdichtet. Das Kinopublikum sieht dem überzeugend aufspielenden Hauptdarsteller Ido Tako dabei zu, wie dessen Figur Shlomi sich auf eine 24-stündige Irrfahrt begibt, die an ihren Ecken und Enden wiederholt ins Absurde und Surreale abdriftet. Von Yuval Semos perkussiver Filmmusik vorwärtsgetrommelt, entlädt sich diese Kompression in explosive Gefühlsausbrüche. Ein atemloser Film, der seinem Protagonisten und dem Kinopublikum nur wenige Verschnaufpausen gönnt. Der internationale Verleihtitel "The Vanishing Soldier" trifft den Inhalt noch eine Spur besser als der deutsche Filmtitel, denn Shlomi ist nicht nur ein verschwundener Soldat, sondern einer, der sich vor den Augen des Publikums nach und nach in seine Einzelteile auflöst.
Fazit: "Der verschwundene Soldat" ist der zweite abendfüllende Spielfilm von Dani Rosenberg, mit dem der israelische Regisseur und Drehbuchautor sein ganzes Können unter Beweis stellt. Sein tragikomisches, mitunter absurdes und surreales Drama über einen jungen Soldaten ist ein gelungener Beitrag zu aktuellen Konflikten in Nahost.
Bereits sein Langfilmdebüt "The Death of Cinema and My Father Too" (2020) fußte tief in der Realität. Denn die Geschichte, die Dani Rosenberg darin erzählte, verwob eine einschneidende Episode aus einem eigenen Leben mit deren Fiktionalisierung zu einem filmischen Teppich aus Metaebenen. Auch der zweite abendfüllende Spielfilm des 1979 in Tel Aviv-Jaffa geborenen Regisseurs und Drehbuchautors ist von einem wahren Ereignis inspiriert, spinnt dieses allerdings weiter.
"Eines Nachts stand ich allein auf einem Wachposten in einem Militärlager in der Judäischen Wüste", erinnert sich Rosenberg in einer Anmerkung zu seinem neuen Film an seinen Militärdienst. "Ich war 18 Jahre alt und hatte Monate der Gewalt, der Ausbildung und der sengenden Sonne hinter mir", schreibt Rosenberg. "Spontan entschloss ich mich, vom Beobachtungsturm herunterzusteigen, über den Zaun des Lagers zu klettern und in die Richtung zu rennen, die ich für die Hauptstraße hielt." Nach einer Stunde kehrte er zurück. Sein Fluchtversuch blieb unentdeckt. In "Der verschwundene Soldat" malt sich Rosenberg nun aus, was passieren könnte, wenn ein junger Soldat einen solchen Fluchtversuch durchziehen würde.
Aktuelle Thematik, tragikomisch, absurd und surreal erzählt
Rosenbergs Drama stammt aus dem vergangenen Jahr, ist jedoch brandaktuell. Die Weltpremiere war am 4. August 2023 beim Filmfestival in Locarno. Gerade einmal zwei Monate später verübte die Hamas einen Terrorangriff auf Israel, dessen militärische Konsequenzen bis heute andauern. Ein Aspekt, der in der medialen Berichterstattung kaum vorkommt, ist die Situation der israelischen Soldaten. Dass nicht alle unter ihnen militärische Operationen befürworten, geschweige denn dafür gemacht sind, das führt Rosenberg anschaulich und in einer souveränen Mischung aus traumwandlerischem Drama, intensivem Psychogramm und hypnotischem Thriller vor Augen.
Rosenbergs gemeinsam mit Amir Klinger geschriebene Geschichte ist verdichtet. Das Kinopublikum sieht dem überzeugend aufspielenden Hauptdarsteller Ido Tako dabei zu, wie dessen Figur Shlomi sich auf eine 24-stündige Irrfahrt begibt, die an ihren Ecken und Enden wiederholt ins Absurde und Surreale abdriftet. Von Yuval Semos perkussiver Filmmusik vorwärtsgetrommelt, entlädt sich diese Kompression in explosive Gefühlsausbrüche. Ein atemloser Film, der seinem Protagonisten und dem Kinopublikum nur wenige Verschnaufpausen gönnt. Der internationale Verleihtitel "The Vanishing Soldier" trifft den Inhalt noch eine Spur besser als der deutsche Filmtitel, denn Shlomi ist nicht nur ein verschwundener Soldat, sondern einer, der sich vor den Augen des Publikums nach und nach in seine Einzelteile auflöst.
Fazit: "Der verschwundene Soldat" ist der zweite abendfüllende Spielfilm von Dani Rosenberg, mit dem der israelische Regisseur und Drehbuchautor sein ganzes Können unter Beweis stellt. Sein tragikomisches, mitunter absurdes und surreales Drama über einen jungen Soldaten ist ein gelungener Beitrag zu aktuellen Konflikten in Nahost.
Falk Straub
TrailerAlle "Der verschwundene Soldat"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Der verschwundene Soldat"
Land: IsraelJahr: 2023
Genre: Thriller, Drama
Originaltitel: The Vanishing Soldier
Länge: 98 Minuten
Kinostart: 17.10.2024
Regie: Dani Rosenberg
Darsteller: Ido Tako als Shlomi, Mika Reiss als Shiri, Efrat Ben Tzur, Tikva Dayan, Shmulik Cohen
Kamera: David Stragmeister
Verleih: UCM.One