Frohes Fest - Weihnachten retten wir die Welt (2024)
Un Noël en Famille
In dieser Komödie, einer belgisch-französischen Co-Produktion, erzählt die Regisseurin Jeanne Gottesdiener von einer chaotischen Familienfeier.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Carole Lamarre (Noémie Lvovsky) ist die Bürgermeisterin eines beschaulichen Bilderbuchörtchens und unermüdlich für ihre Gemeinde im Einsatz, worunter das Familienleben seit jeher leidet. Selbst an Weihnachten sieht sie lieber auf dem lokalen Weihnachtsmarkt nach dem Rechten oder verteilt im Altenheim Geschenke, als mit ihrem Mann Alain (Didier Bourdon) in der Küche zu stehen, um das große Familienessen vorzubereiten. Über die Feiertage haben sich die zwei bereits erwachsenen Kinder David (Jules Sagot) und Sarah (Alice Daubelcour) angekündigt, um gemeinsam mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester Noa (Janaina Halloy), die noch zu Hause wohnt, zu feiern.
In diesem Jahr steht das Weihnachtsfest allerdings unter keinem guten Stern. Noa hat ein politisches Bewusstsein entwickelt und ein ausgesetztes Zwergschwein adoptiert. Fleisch kommt bei ihr seither nicht mehr auf den Tisch und Eier nur aus bester Bodenhaltung, was die Zubereitung des Festmahls erschwert. Sarah bringt ihren neuen Freund Balthazar (Christoph Montenez) mit, der allem und jedem in der Welt mit einem "Namaste" begegnet. Und David hat eine wichtige Lebensentscheidung getroffen, die er seinen Eltern verheimlicht. Zu allem Überfluss machen Alain eine neue Nachbarin und Carole ein politischer Konkurrent zu schaffen.
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Filmkritik
"Frohes Fest": … und andere Schwierigkeiten
Im französischen Original heißt der erste abendfüllende Spielfilm der Regisseurin Jeanne Gottesdiener "Un Noël en famille", was auf Deutsch so viel wie "Ein Weihnachtsfest mit der Familie" bedeutet. Und spätestens seit "Home for the Holidays" (1995) unter der Regie von Jodie Foster wissen wir, welche "anderen Schwierigkeiten" Familienfeste mit sich bringen können.
Nicht nur in den USA, auch bei uns in Europa erfreuen sich Feiertagskomödien, in denen sich der ganze Frust, der sich das gesamte Jahr über angestaut hat, unter dem Weihnachtsbaum mit einem lauten Knall entlädt, stetig wachsender Beliebtheit. In ihrem Debüt hat Gottesdiener eine explosive Mischung angerichtet. Dabei bedient sie ungeniert gängige Klischees, bürstet dafür aber einige andere gehörig gegen den Strich.
Verkehrte Rollen
Das fängt schon bei der Rollenverteilung an. Als Bürgermeisterin hat Carole Lamarre in ihrer Familie die Hosen an, während ihr Mann Alain seine orthopädische Praxis von zu Hause aus schmeißt, sich aber hauptsächlich um den Haushalt kümmert. Diese simple Verkehrung klassischer Rollenbilder ist zwar nicht sonderlich einfallsreich, aber eben leider nach wie vor selten auf der großen Leinwand zu sehen. Und es hat schon etwas für sich, dabei zuzusehen, wie sich der gut aufgelegte Didier Bourdon als Männchen für alles in seinen Schmollwinkel zurückzieht, wenn seine von Noémie Lvovsky ebenso gekonnt verkörperte Gattin ihre Arbeit über das Familienglück stellt und darüber ihre ehelichen Pflichten vernachlässigt.
Im Verhältnis zwischen den Eltern und ihren Kindern setzen sich die vertauschten Rollen fort. Sind es in Feiertagsfilmen normalerweise die Alten, die die Jungen mit ihren reaktionären Ansichten, gut gemeinten Ratschlägen, Vorschriften und Verboten zur Weißglut treiben, ist es in "Frohes Fest" umgekehrt. Der Untertitel "Weihnachten retten wir die Welt" lässt es bereits erahnen: Hier prallt die Welt der Boomer auf die der Weltverbesserer, wobei es das nicht ganz trifft. Die Eltern versuchen durchaus, beruflich wie privat umweltbewusst zu agieren, machen nach Ansicht ihrer drei Kinder aber trotzdem zu wenig und dadurch letztlich nichts richtig. Dass das vermeintlich Progressive durch solchen Rigorismus stets selbst ins Reaktionäre umzuschlagen droht und die Jungen im Grunde größere Spießer als ihre spießbürgerlichen Eltern sind, daraus ergibt sich der Reiz dieses Films.
Bedächtige Inszenierung
Dass das funktionieren kann, wenn alte Freigeister auf junge Spießer prallen, haben andere Filme bereits vorgemacht; in Deutschland etwa "Wir sind die Neuen" (2014) oder "Enkel für Anfänger" (2020). Und auch unter Jeanne Gottesdieners Regie funktioniert der innerfamiliäre "Kampf der Kulturen" ganz gut, aber eben auch nicht ausgezeichnet. Woran es dieser Feiertagskomödie vor allem mangelt, sind die Würze, die Schärfe und der letzte Biss.
Die Zutaten passen und sind angerichtet. Doch die Regisseurin schreckt davor zurück, die konfliktgeladene Ausgangslage richtig zuzuspitzen. Zwar ist es nachvollziehbar, dass sie aus einem Feiertagsfilm keine bitterböse Satire machen wollte, und das muss auch gar nicht sein. Insgesamt bleibt die Inszenierung des Familientreffens aber zu bedächtig, sind die Pointen zu brav, ist das Timing verschleppt. Etwas mehr Punch hätte diesem komödiantischen Weihnachtspunsch gutgetan.
Fazit: In ihrem ersten abendfüllenden Spielfilm hat die Regisseurin Jeanne Gottesdiener eine explosive Mischung angerichtet, wenn zwei Eltern, die gern alles richtig machen würden, mit ihren drei Kindern aneinandergeraten, in deren Augen sie nichts richtig machen können. Die Ausgangslage ist vielversprechend und das Ensemble ist stimmig besetzt, letzten Endes macht Gottesdiener daraus aber zu wenig. "Frohes Fest" bietet gediegene, dabei aber auch immer etwas behäbige Feiertagsunterhaltung.
Im französischen Original heißt der erste abendfüllende Spielfilm der Regisseurin Jeanne Gottesdiener "Un Noël en famille", was auf Deutsch so viel wie "Ein Weihnachtsfest mit der Familie" bedeutet. Und spätestens seit "Home for the Holidays" (1995) unter der Regie von Jodie Foster wissen wir, welche "anderen Schwierigkeiten" Familienfeste mit sich bringen können.
Nicht nur in den USA, auch bei uns in Europa erfreuen sich Feiertagskomödien, in denen sich der ganze Frust, der sich das gesamte Jahr über angestaut hat, unter dem Weihnachtsbaum mit einem lauten Knall entlädt, stetig wachsender Beliebtheit. In ihrem Debüt hat Gottesdiener eine explosive Mischung angerichtet. Dabei bedient sie ungeniert gängige Klischees, bürstet dafür aber einige andere gehörig gegen den Strich.
Verkehrte Rollen
Das fängt schon bei der Rollenverteilung an. Als Bürgermeisterin hat Carole Lamarre in ihrer Familie die Hosen an, während ihr Mann Alain seine orthopädische Praxis von zu Hause aus schmeißt, sich aber hauptsächlich um den Haushalt kümmert. Diese simple Verkehrung klassischer Rollenbilder ist zwar nicht sonderlich einfallsreich, aber eben leider nach wie vor selten auf der großen Leinwand zu sehen. Und es hat schon etwas für sich, dabei zuzusehen, wie sich der gut aufgelegte Didier Bourdon als Männchen für alles in seinen Schmollwinkel zurückzieht, wenn seine von Noémie Lvovsky ebenso gekonnt verkörperte Gattin ihre Arbeit über das Familienglück stellt und darüber ihre ehelichen Pflichten vernachlässigt.
Im Verhältnis zwischen den Eltern und ihren Kindern setzen sich die vertauschten Rollen fort. Sind es in Feiertagsfilmen normalerweise die Alten, die die Jungen mit ihren reaktionären Ansichten, gut gemeinten Ratschlägen, Vorschriften und Verboten zur Weißglut treiben, ist es in "Frohes Fest" umgekehrt. Der Untertitel "Weihnachten retten wir die Welt" lässt es bereits erahnen: Hier prallt die Welt der Boomer auf die der Weltverbesserer, wobei es das nicht ganz trifft. Die Eltern versuchen durchaus, beruflich wie privat umweltbewusst zu agieren, machen nach Ansicht ihrer drei Kinder aber trotzdem zu wenig und dadurch letztlich nichts richtig. Dass das vermeintlich Progressive durch solchen Rigorismus stets selbst ins Reaktionäre umzuschlagen droht und die Jungen im Grunde größere Spießer als ihre spießbürgerlichen Eltern sind, daraus ergibt sich der Reiz dieses Films.
Bedächtige Inszenierung
Dass das funktionieren kann, wenn alte Freigeister auf junge Spießer prallen, haben andere Filme bereits vorgemacht; in Deutschland etwa "Wir sind die Neuen" (2014) oder "Enkel für Anfänger" (2020). Und auch unter Jeanne Gottesdieners Regie funktioniert der innerfamiliäre "Kampf der Kulturen" ganz gut, aber eben auch nicht ausgezeichnet. Woran es dieser Feiertagskomödie vor allem mangelt, sind die Würze, die Schärfe und der letzte Biss.
Die Zutaten passen und sind angerichtet. Doch die Regisseurin schreckt davor zurück, die konfliktgeladene Ausgangslage richtig zuzuspitzen. Zwar ist es nachvollziehbar, dass sie aus einem Feiertagsfilm keine bitterböse Satire machen wollte, und das muss auch gar nicht sein. Insgesamt bleibt die Inszenierung des Familientreffens aber zu bedächtig, sind die Pointen zu brav, ist das Timing verschleppt. Etwas mehr Punch hätte diesem komödiantischen Weihnachtspunsch gutgetan.
Fazit: In ihrem ersten abendfüllenden Spielfilm hat die Regisseurin Jeanne Gottesdiener eine explosive Mischung angerichtet, wenn zwei Eltern, die gern alles richtig machen würden, mit ihren drei Kindern aneinandergeraten, in deren Augen sie nichts richtig machen können. Die Ausgangslage ist vielversprechend und das Ensemble ist stimmig besetzt, letzten Endes macht Gottesdiener daraus aber zu wenig. "Frohes Fest" bietet gediegene, dabei aber auch immer etwas behäbige Feiertagsunterhaltung.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Frohes Fest - Weihnachten retten wir die Welt"
Land: Frankreich, BelgienWeitere Titel: Christmas Carole
Jahr: 2024
Genre: Komödie
Originaltitel: Un Noël en Famille
Kinostart: 14.11.2024
Regie: Jeanne Gottesdiener
Darsteller: Didier Bourdon, Noemie Lvovsky, Christophe Montenez, Alice Daubelcour, Jules Sagot
Kamera: Vincent Muller
Verleih: Happy Entertainment